Düsseldorf Schausteller: „Wir sind nicht alle kriminell“

Düsseldorf · Metalldiebstahl: Nach der Razzia an der Oberhausener Straße sind Anwohner verärgert. Sie kritisieren den Polizeieinsatz.

 Mandy Maus mit ihrer Tochter Josy. In das Zimmer des Kindes wurde eine Blendgranate geworfen. Die Kleine schlief aber woanders.

Mandy Maus mit ihrer Tochter Josy. In das Zimmer des Kindes wurde eine Blendgranate geworfen. Die Kleine schlief aber woanders.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Im Morgengrauen stürmten vergangene Woche rund 330 Polizisten ein überwiegend von Schaustellern bewohntes Gelände an der Oberhausener Straße in Rath. Nun erheben die Anwohner schwere Vorwürfe gegen die Spezialeinheit. "Um fünf Leute festzunehmen, hätte man nicht mit so einer Armee kommen müssen", sagt Robert Maus. Der 45-Jährige lebt mit seiner Familie seit 14 Jahren in einem von der Stadt gebauten Holzhaus.

Sein Bruder sitzt seit der Razzia in U-Haft. Ihm wird vorgeworfen, gemeinsam mit einem Mitarbeiter eines Röhrenwerks Stahl in großen Mengen gestohlen zu haben. Der Schaden soll in die Hunderttausende gehen. Um den Bruder festzunehmen, habe das SEK eine Blendgranate in einen Raum des Hauses geschmissen, in dem normalerweise ein drei Monate altes Baby schlafe.

Darüber hinaus seien die Scheiben eingeschmissen worden. "Dem Baby hätte was passieren können", sagen die Mitglieder der Familie Maus und zeigen auf eine verbrannte Stelle am Boden. Nur durch Zufall habe das Baby in jener Nacht bei Mutter Mandy Maus in einem anderen Raum geschlafen.

Die Anwohner kritisieren den SEK-Einsatz als "völlig überzogen". Der Gesuchte habe sich "widerstandslos festnehmen lassen". Ebenso sei es völlig überflüssig gewesen, einen Hund zu erschießen. "Der hatte Welpen und ist in seiner Hütte erschossen worden", sagen Robert und sein Bruder Sven Maus. Sie sind sich sicher, dass der Hund nicht gefährlich war. "Auf dem Gelände laufen 25 Kinder herum, ein bissiger Hund hat hier nichts zu suchen", sagen die Schausteller.

Unnötig aus Sicht der Schausteller auch: Einen Wohnwagen mit der Motorsäge zu öffnen, indem sich niemand aufhielt.. "In der Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, dass hier nur Verbrecher leben", sagt Robert Maus. Das stimme aber so überhaupt nicht. Die Kinder gingen regelmäßig zur Schule, da habe es noch nie Ärger gegeben.

Viele Bewohner seien als Schausteller aktiv, betrieben Stände auf großen Volksfesten. Sie fürchten nun um ihre Existenz, haben Angst, keine Aufträge mehr zu bekommen. Die Polizei möchte zu Einzelheiten nicht viel sagen, nur so viel: "Wir haben Erkenntnisse gehabt, dass sich auf dem Gelände Leute aufhalten, die bewaffnet sind", sagte Sprecher Markus Niesczery.

Da könne man nicht mit nur ein paar Polizisten hingehen, einfach anklopfen und Haftbefehle vollstrecken. Man habe damit rechnen müssen, dass dies aus der Gruppe heraus verhindert werden könnte. Deshalb sei das SEK angefordert worden, der Einsatz wurde akribisch vorbereitet. Es sei aber aus Sicht der Polizei klar, dass die Maßnahmen nicht gegen alle Personen, die dort leben, gerichtet waren. Der erschossene Hund sei als aggressiv bekannt gewesen.

(csi)
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