Düsseldorf Schulkameras bleiben umstritten

Düsseldorf · Vandalismus, Einbrüche, Trinkgelage ungebetener Besucher: Gründe für Kameras auf dem Schulgelände gibt es genug. Großstädte wie Hamburg preschen voran. In Düsseldorf ist das Thema dagegen umstritten.

 Unter Beobachtung: Mit Hilfe einer Kamera wird der Zugang zum Schulzentrum am Rather Kreuzweg kontrolliert.

Unter Beobachtung: Mit Hilfe einer Kamera wird der Zugang zum Schulzentrum am Rather Kreuzweg kontrolliert.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Abgerissene Lampen, zerdepperte Bierflaschen, zerkratzte Bänke, Wildpinkler: "Irgendetwas war immer", sagt Jürgen Hilger-Höltgen, Konrektor der Gemeinschaftshauptschule am Rather Kreuzweg. Ungern erinnert er sich an die Zustände rund um den Hof des kleinen Schulzentrums, zu dem auch eine Gemeinschafts- und eine katholische Grundschule gehören. Doch das ist eine Weile her.

"Seit fünf Jahren ist es anders", sagt der Pädagoge und zeigt nach oben. In ein paar Metern Höhe hängt ein Problemlöser, den er gerne mit nachträglich angebrachten Klebestreifen für zugige Fensterrahmen vergleicht: eine Kamera. Sie filmt den Hauptzugang, erfasst einen Korridor von etwa sechs Metern Breite und 30 Metern Länge auf dem Schulgelände. Eine von der Arbeitsagentur vermittelte Kraft schaut sich das Bildmaterial an. "Seitdem herrscht Ruhe", zieht Hilger-Höltgen eine positive Bilanz. Der Vandalismus tendiere gegen Null, ungebetene Gäste seien die Ausnahme, Sprayattacken auch. "Vor 2007 reichte das Hausmeister-Budget für Reparaturen nicht aus, davon kann keine Rede mehr sein."

Bislang ist die Schule am Rather Kreuzweg in der Landeshauptstadt ein Einzelfall. In anderen Großstädten sieht das anders aus. So hat in Hamburg fast jede sechste Schule Kameras installiert. Dass es in Düsseldorf so weit kommt, ist unwahrscheinlich. Belegbare Vorkommnisse und ein Risiko, dass sich solche Vorfälle wiederholen, sind in Nordrhein-Westfalen unabdingbare Voraussetzungen. So steht es in einer Handreichung des Landesbeauftragten für Datenschutz. Auch die Stadt setzt auf Zurückhaltung. "In Rath war die Kamera erfolgreich. Mutwillige Beschädigungen, Diebstähle und Ärger mit Menschen, die nicht aufs Gelände gehören, haben sich auf ein Minimum reduziert. Dennoch wird eine Kamera bei uns die Ausnahme und nicht die Regel sein", sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche.

Ob die Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller noch Chancen auf die Kamera hat, lässt Hintzsche offen. Seit rund drei Jahren bemüht sich die Schule an der Heidelberger Straße, die etwa 1150 Jungen und Mädchen besuchen, um Kameras. "Es gab einen Beschluss der Schulkonferenz, doch das Projekt ist steckengeblieben", sagt Schulleiterin Margret Rössler. Zwar stellt sie fest, dass rund um die Schule Einbrüche und mutwillige Zerstörungen rückläufig seien. "Soweit, dass wir auf die Kameras verzichten wollen, ist die Entwicklung aber noch nicht." In der Politik ist das Thema umstritten. "Schulen, die es für nötig halten, sollen Kameras aufbauen dürfen", sagt Sylvia Pantel, CDU-Ratsherrin und Vize-Vorsitzende des Schulausschusses. Schließlich gehe es nicht darum, Kinder zu überwachen, "sondern um die Kontrolle darüber, wer aufs Schulgelände gelangt."

"Unerträglich" findet dagegen Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Gedanken an weitere Kameras. "Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens und keine Kultur des Überwachens", sagt die Liberale. Junge Menschen hätten ein Recht auf unbeobachtete Räume. Lehrer sollten ihre Aufsichtspflicht wahrnehmen und nicht Kameraaufzeichnungen anschauen. "Wenn einzelne Schulen den Zugang auf ihr Gelände kontrollieren wollen, könnte ich mir im Einzelfall eine Zustimmung vorstellen", sagt dagegen Claudia Bednarski, die für die SPD im Schulausschuss sitzt. Für den Rather Konrektor Hilger-Höltgen steht derweil fest, dass er die Kamera behalten will. "Wer sein altes, zugiges Fenster erfolgreich abgedichtet hat, kommt auch nicht auf die Idee, die Klebestreifen einfach so wieder abzukratzen."

(jco)
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