Düsseldorf Schulprojekt zum fairen Handel: Ferrero sagt ab

Düsseldorf · Schüler der Montessori-Hauptschule und des Suitbertus-Gymnasiums wollten mit Vertretern des Süßwaren-Konzerns über fair gehandelte Schokolade reden. Kurz vor dem Termin kam die Absage.

 Warteten am Mittwoch vergeblich auf Ferrero: Nico (vorne) sowie (hinten, v. re.) Laura,Luckas,Rektorin Birgit Planken, Nathalie und Franziska.

Warteten am Mittwoch vergeblich auf Ferrero: Nico (vorne) sowie (hinten, v. re.) Laura,Luckas,Rektorin Birgit Planken, Nathalie und Franziska.

Foto: Bretz, Andreas

Ihr Engagement gilt Kindern in Afrika, die unter teils menschenunwürdigen Bedingungen in der Kakaobohnen-Ernte schuften müssen. In der Mitverantwortung für fairere Lebens- und Arbeitsbedingungen sehen sie auch die großen Süßwarenkonzerne: Schüler der SchokoFair AG der Montessori-Hauptschule in Flingern und des Kaiserswerther Suitbertus-Gymnasiums, das vor kurzem zur ersten deutschen "Fair-Trade-Schule" ernannt wurde. Eine ihrer Fragen: Was können die großen Unternehmen tun, damit Menschen in Ghana oder der Elfenbeinküste tatsächlich von ihrer Arbeit leben und deshalb auf Kinderarbeit verzichten können?

Eine Chance auf erhellende Antworten hätte es gestern geben können. Doch aus einem schon weitgehend vorbereiteten Treffen, an dem unter anderem Stephan Nießner, Geschäftsführer Ferrero Deutschland, hätte teilnehmen sollen, wurde nichts. "Wir haben die vom Konzern geforderte strikte Nicht-Öffentlichkeit zugesichert und waren maßlos enttäuscht über die Mail, in der uns am Montag abgesagt wurde", sagt Rektorin Birgit Planken, in deren Schul-Aula das Treffen gestern hätte stattfinden sollen.

Tatsächlich waren die Vorbereitungen weit vorangeschritten. "Wir freuen uns sehr, dass wir in der kommenden Woche Sie und das Team der Schoko Fair AG persönlich kennenlernen", hatte die zuständige Abteilung "Institutional & Corporate Affairs" noch am 22. Januar nach Düsseldorf gemailt. Das Unternehmen teilte darin auch mit, wer neben Nießner noch zu dem zweistündigen Gespräch kommen wollte. Abzuklären war allerdings noch die "Agenda", also der genaue Ablauf des Treffens.

Im Zentrum des Schulvorschlages standen eine Videobotschaft des Schokofair-Mitbegründers, die Ferrero-Präsentation mit Statements und Diskussionsrunde sowie eine "Kinder-Überraschung". Außerdem hatte Schulleiterin Planken angekündigt, einige Fotos sowie einen Videomitschnitt von der Ankunft und Abfahrt der Gesprächspartner machen zu wollen. "Nicht für die Medien, sondern für einen Wettbewerb, an dem wir uns beteiligen wollen", betont die Pädagogin.

Für Ferrero unter dem Strich die falsche Marschrichtung. "Wir hätten gerne diskutiert und finden es schade, dass es so gelaufen ist. Aber wir hatten den Eindruck, dass es der Schule mehr um ein Event als um eine an der Sache orientierte Diskussion ging", begründet Geschäftsführer Nießner die Absage. Vor allem folgende Punkte hätten das Unternehmen gestört: "Dass doch Fotos und Videoaufnahmen gemacht werden sollten. Dass einer der angekündigten Teilnehmer vonseiten der Schule nicht wirklich erwünscht war. Und dass die nicht näher beschriebene ,Kinder-Überraschung' eben zu Event-betont war."

Die Probleme bei der Kakaobohnenernte in Afrika leugnet Nießner nicht. "Ein ernstes Thema. Natürlich gibt es in diesen Ländern ganz erhebliche Probleme. Deshalb helfen wir mit, die Missstände dort zu beseitigen." Bereits heute seien etwas mehr als 20 Prozent des von Ferrero verwandten Kakaos, unter anderem von Organisationen wie "Utz" und "Rainforest Alliance", als nachhaltig zertifiziert. "Bis 2020 sollen es 100 Prozent sein", sagt er.

Argumente, die zumindest Luckas aus der 6 b der Montessori-Schule nicht restlos überzeugen können: "Irgendwie hatten die Angst, zu uns zu kommen."

(RP)
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