Düsseldorf Schulweg: Das Auto soll zuhause bleiben

Duisburg · An einigen am Montag ausgezeichneten Grundschulen kommen sämtliche Kinder zu Fuß, mit dem Roller oder dem Bus. Das verhindert Unfälle.

 Üben an der Carl-Sonnenschein-Schule, wie sie sicher zur Schule kommen (v. l.): Ferenz (8), Moritz (7), Caroline (8) und Matilde (8).

Üben an der Carl-Sonnenschein-Schule, wie sie sicher zur Schule kommen (v. l.): Ferenz (8), Moritz (7), Caroline (8) und Matilde (8).

Foto: Bretz, Andreas

Titus freut sich. "Bin zu Fuß gekommen. Heute hat mich meine Mutti gebracht", sagt der Sechsjährige, bevor er Richtung Klassenzimmer stürmt. Der Erstklässler besucht die Carl-Sonnenschein-Schule in Düsseltal und befindet sich in guter Gesellschaft. "99 Prozent unserer Kinder kommen inzwischen zu Fuß, mit dem Roller oder dem Bus. Wir hoffen, bald auch die letzten Eltern davon abbringen zu können, ihre Sprösslinge mit dem Auto zu bringen", sagt Rektorin Birgit Nösser.

Die Nachteile des elterlichen Bringservice liegen für die Pädagogin auf der Hand: Unselbstständigkeit, mangelnde Bewegung, keine Kontakte zu Gleichaltrigen, Unfallgefahren beim morgendlichen Gedränge vor dem Schulgelände.

Grund genug für die Stadt, alle Düsseldorfer Grundschulen zu ermuntern, am jährlichen "Zu-Fuß-zur Schule-Tag" teilzunehmen. 21 folgten in diesem Jahr dem Aufruf. Vier von ihnen wurden am Montag mit Geldpreisen belohnt: die katholischen Grundschulen Florensstraße (Hamm) und Im Grund (Lohausen) sowie die Gemeinschaftsgrundschulen Wickrather Straße (Lörick) und Unter den Eichen (Gerresheim).

"Sie konnten nachweisen, dass kein Kind mehr mit dem elterlichen Auto bis vors Schulgelände gebracht wird", sagt Antonia Schnelle vom Amt für Verkehrsmanagement. Keine Selbstverständlichkeit. "Wir haben Schulen, an denen liegt die Quote derer, die aufs Auto verzichten, erst bei 38 Prozent."

Tatsächlich ist die Zahl der Schulweg-Unfälle zuletzt zurückgegangen. Nach Polizeiangaben wurden von Januar bis August 2011 bei 22 Unfällen 27 Kinder und Jugendliche verletzt, im gleichen Zeitraum des Jahres 2012 waren es bei ebenfalls 22 Unfällen 20 Verletzte. In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren es bei 15 Unfällen noch 14 Verletzte

. "Die wachsende Bereitschaft, sein Kind nicht mehr mit dem Auto zu bringen, wird neben anderen Verkehrserziehungsprojekten dazu beigetragen haben", sagt Polizeisprecher Jochen Schütt. Vor allem das hektische Gedränge in zweiter oder dritter Reihe in den Minuten vor dem Schulbeginn berge erhebliche Risiken. "Jeder, der das vor Ort erlebt hat, weiß, dass es unvernünftig ist."

Eine wichtige Rolle beim Bewusstseinswandel spielen die Eltern. "Einige Engagierte stehen an bestimmten Stellen, bilden mit den Jungen und Mädchen so genannte Pedibusse und begleiten sie bis auf den Schulhof", sagt Nösser. Manchmal werden die Mütter und Väter auch mit Warnwesten ausgestattet. Zum Umdenken zwingen kann man die Eltern freilich nicht. "Manche sagen einfach: Das ist allein meine Entscheidung. Ich bringe mein Kind, wann immer ich das für nötig halte", berichtet Schnelle.

Deshalb setzt das Konzept des "Zu-Fuß-zur-Schule-Tags" auch bei den Kindern an. Von Klassenkameraden zum Mitmachen motiviert, überzeugen viele ihre aufs Auto fixierten Eltern vom gut gemeinten Bringservice Abstand zu nehmen. "Eltern, die ihren Nachwuchs zur Schule fahren, gestalten den Schulweg unsicherer und bewirken häufig genug genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich erreichen wollen", ermuntert Schütt zum Umdenken.

(jj)
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