Amtsgericht Schwindler gesteht seinen Betrug unter Tränen

Düsseldorf · Seine Großspurigkeit wurde einem 24-jährigen Schwindler zum Verhängnis und das brachte ihn jetzt unter Betrugsanklage vor das Amtsgericht.

Anonym brüstete er sich nämlich in Mails an das Landeskriminalamt (LKA) mit der Entführung einer Bankiersgattin —ohne mit dem spektakulären Verbrechen etwas zu tun zu haben. Dafür kam aber heraus, dass er neun Monate lang in einem Vier-Sterne-Hotel als angeblicher Musikproduzent eine Zimmerflucht mit vier Räumen gemietet hatte - und 85 000 Euro schuldig geblieben war. Im Prozess gab sich der Gernegroß jetzt ganz kleinlaut.

Er schäme sich für die Schande, die er über seine Familie gebracht habe, schluchzte der junge Mann auf der Anklagebank. Denn zusätzlich zum Hotelbetrug hatte er bei Verwandten rund 84 000 geborgt und diesen Betrag nie zurückgezahlt. Stattdessen thronte und tafelte er im familiengeführten Luxus-Hotel als angeblicher Produzent mit besten Kontakten zur Rapper-Szene, log den Inhabern sogar vor, er werde Rapper-Star Bushido ins Hotel bringen — und der Nobelherberge dadurch zu noch mehr Ruhm, Gästen und Geld verhelfen.

Ein Gutachter sprach von einem "parasitären Lebensstil" des 24-Jährigen, der "geltungsbedürftig" sei, "realitätsfremd" und nur darauf bedacht, sein Selbstwertgefühl durch "Imponiergehabe" aufzufrischen. Das sei zwar eine deutliche psychische Störung, aber nicht so gravierend, dass die Schuldfähigkeit des Angeklagten dadurch eingeschränkt oder sogar aufgehoben wäre. "Er zeigt einfach gewisse hochstaplerische Züge."

Dass der 24-Jährige dann noch auf einem hoteleigenen Laptop per E-Mail an das LKA mit der Entführung einer Bankiersgattin prahlte, nannte seine Anwältin jetzt "eine Harakiri-Aktion". Unter Tränen bestätigte der Angeklagte: Er habe gehofft, "dass damit dann alles aufhört" - und er als Mietbetrüger im Hotel geschnappt wird. Diesen Gefallen haben die Ermittler ihm geleistet. Da der Angeklagte bisher nur geringfügig vorbestraft war, entließ das Amtsgericht ihn wieder nach Hause. Eine Haftstrafe von 14 Monaten wurde zur Bewährung ausgesetzt, wie auch vom Staatsanwalt beantragt.

(RP/wuk)
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