Düsseldorf SPD-Basis nominiert Geisel als OB-Kandidat

Düsseldorf · Der 49-jährige Ex-Energiemanager Thomas Geisel soll 2014 Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) herausfordern. In ungewöhnlicher Zirkuskulisse erhielt er 100 Prozent. Die formale Aufstellung folgt noch.

 Thomas Geisel nach seiner Nominierung mit Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets (rechts) und seiner Frau Vera.

Thomas Geisel nach seiner Nominierung mit Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets (rechts) und seiner Frau Vera.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Erst die Show, später der formale Vollzug. Wie die CDU hat auch die SPD den Mann, mit dem sie 2014 in den OB-Wahlkampf gehen will, politisch nominiert. Nach seiner 40-minütigen Rede zeigen die rund 200 Delegierten auf dem SPD-Parteitag Thomas Geisel die gelbe Karte als Zeichen der Unterstützung. Der Ex-Energiemanager wird mit 100 Prozent zum Kandidaten für das oberste Amt im Rathaus gekürt. Die formale Nominierung mit geheimer Wahl folgt am 23. November.

Es ist eine ungewöhnliche Kulisse, die die SPD für diesen Parteitag gewählt hat: das "Chapiteau Theater" am Flinger Broich ist ein Zirkuszelt und auch so eingerichtet. Vielleicht wäre ein strengerer Rahmen besser gewesen. Geisel wirkt nicht so präsent zwischen all dem Tand, das Funkmikrofon lässt seine Stimme schwächer klingen, als sie eigentlich ist. Doch der 49-Jährige hält seine Rede souverän und locker.

Als roter Faden zieht sich jene Botschaft durch, die er auch bei seiner Vorstellung im April verkündet hatte: Düsseldorf werde unter Wert regiert. Von wem? Den Namen Dirk Elbers meidet der 49-Jährige, spricht meist vom "gegenwärtigen Amtsinhaber". Der verwalte lediglich den Nachlass seines Vorgängers, lasse die Dinge sonst treiben.

So sei es etwa bei der Wohnungspolitik. Das Haupt-Wahlkampfthema der SPD spielt auch in Geisels Rede die Hauptrolle: Obwohl in der Innenstadt Immobilienpreise und Mieten "regelrecht explodiert" seien, werde fast nur im Luxussegment gebaut und die "alteingesessene Bevölkerung sukzessive verdrängt".

Das Konzept für mehr preiswerten Wohnraum, das CDU, FDP und Grüne gemeinsam erarbeitet haben, bezeichnet Geisel als "Heuchelei". Die Stadt müsse selbst als Wohnbauinvestor auftreten und dafür auch Kredite aufnehmen. "Damit werden nachhaltig Vermögenswerte geschaffen." Er warnt vor Gentrifizierung (Veränderung von Stadtteilen zugunsten reicherer Schichten) wie in Prenzlauer Berg in Berlin. Dass diese Stadt seit 2001 von der SPD regiert wird, sagt er nicht.

Bei der Verkehrspolitik seien "Entwicklungen schlicht verschlafen" worden. Geisel will Autos aus der Innenstadt verbannen, zugunsten von Fußgängern, Radfahrern und Straßenbahnen. Auch in der Industriepolitik will Geisel den Wechsel: "Wir brauchen im Rathaus keinen Streithansel, sondern jemanden, der mit Industrie und Investoren auf Augenhöhe verhandeln kann."

Überhaupt wolle er im Rathaus einen konstruktiveren Umgang einführen. Dass er es besser kann als "der Amtsinhaber", steht für Geisel außer Frage. Mehrfach betont er seine Führungserfahrung, führt auch seine Familie als Qualifikation an: "Was einen für eine solche Herausforderung wirklich stählt, das sind fünf Töchter."

Lob gibt's auch. Für Düsseldorfs Kinderfreundlichkeit, Lebensqualität und Wirtschaftsstärke. Den zwölf Jahren schwarz-gelber Stadtregierung will Geisel das aber nicht zuschreiben. Seine Genossen danken mit stehendem Applaus.

(RP)
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