Fall Susanne Lucan Spurensuche nach acht Jahren

Düsseldorf · Am 20. November 2004 wurde Susanne Lucan in Bilk erschlagen. Am Dienstag durchkämmten mehr als 40 Polizisten auf der Suche nach der Tatwaffe das Unterholz an der Autobahn 52 bei Essen. Vorerst gebe es kein verwertbartes Ergebnis, hieß es. Eine Mordanklage ist dennoch nicht ausgeschlossen.

 40 Polizeibeamte suchen nahe der A52 bei Essen-Kettwig nach der Tatwaffe, mit der Susanne Lucan vor acht Jahren ermordet wurde.

40 Polizeibeamte suchen nahe der A52 bei Essen-Kettwig nach der Tatwaffe, mit der Susanne Lucan vor acht Jahren ermordet wurde.

Foto: Andreas Bretz

Eine derartige Suchaktion hat es in der Geschichte der Düsseldorfer Polizei noch nicht gegeben: Siebeneinhalb Jahre nach dem Verbrechen an der damals 27-jährigen Sekretärin Susanne Lucan kämpften sich Bereitschaftspolizisten durch das Dickicht an den abschüssigen Böschungen der A 52 in der Nähe der Abfahrt Essen-Kettwig. Siebeneinhalb Jahre nach der Tat hofft Staatsanwalt Christoph Kumpa auf eine heiße Spur.

Es sei nur eine ganz kleine Hoffnung, sagte Kumpa der Mutter der Getöteten. Inge Meuter wollte unbedingt dabei sein, wenn das so wichtige Beweisstück gefunden würde. "Ich muss doch irgendetwas tun", sagt sie, "das bin ich meiner Tochter schuldig". Hin- und hergerissen ist sie, denn sie weiß genau, dass die Polizei nicht nach Beweisen gegen einen Unbekannten sucht. Sondern dass Kumpas kleine Hoffnung darauf zielt, einem Mann den Mord an ihrer Tochter zu beweisen, den sie geliebt hat wie einen eigenen Sohn. Und auch wenn sie die vielen Indizien gegen den langjährigen Lebensgefährten ihrer Tochter kennt, die Widersprüche, in die er sich in seinen Vernehmungen verwickelte, gibt es Momente, in denen sie nicht glauben will, dass dieser Mann ihr einziges Kind erschlagen haben soll.

Nahezu von Anfang an hat der Mann im Verdacht gestanden, der Susanne Lucan als letzter lebend sah, und der unbedingt die Polizei rufen wollte, als sie tags darauf ihren Geburtstagsgästen nicht öffnete. Beweisen konnte die Staatsanwaltschaft nicht, dass der Mann die schlafende Susanne in ihrem Bett erschlagen hat. Er will sie gegen 2 Uhr dort verlassen haben und zu einer anderen Frau nach Essen gefahren sein.

Die Aussagen zu dieser Fahrt haben jetzt neue Bewegung in den Fall gebracht. Neue technische Möglichkeiten, präzisere Weg-Zeit-Berechnungen und der "Geistesblitz" eines Kommissars, der die Akte noch einmal durcharbeitete, führten die Fahnder an die Autobahnausfahrt Essen-Kettwig, sagte Kumpa. Denn heute steht fest, dass das "Verhalten des Verdächtigen auf dieser Fahrt kurz unterbrochen wurde". Lang genug, um blutdurchtränkte Kleidung und eine ebenso blutige Schlagwaffe aus dem Autofenster zu werfen. Bewegungsdaten grenzen den Ort der Unterbrechung auf den Bereich der Ausfahrt Kettwig ein — und dort gibt es nicht viele Stellen, an denen eine Mordwaffe fast acht Jahre unbemerkt liegen könnten.

Drei in Frage kommende Bereiche hat die Polizei gestern abgesucht. Unter mannshohen Brennnesseln fanden sie eine vermoderte Puppe, Teile eines verrotteten Paddels, eine verbeulte Radkappe und jede Menge Müll. "Vorerst haben wir kein verwertbares Ergebnis", sagte Polizeisprecher André Hartwich am Abend.

Staatsanwalt Kumpa ist nicht enttäuscht. Zusammen mit der Mordkommission hat er alles versucht, diesen Fall aufzuklären. Die Suchaktion sei ein Teil dieser Ermittlungen. Und unabhängig vom Ergebnis will er bald über eine Mordanklage gegen den Verdächtigen entscheiden. Die, sagt Kumpa, sei "keineswegs ausgeschlossen".

Für Inge Meuter geht so lange das quälende Warten weiter.

(RP/ila)
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