Düsseldorf Stadt will sich von Ehrenbürger Hindenburg distanzieren

Düsseldorf · Eine Ehrenbürgerschaft kann nach dem Tod nicht aberkannt werden. Die Politiker wollen dennoch ein Zeichen setzen.

Umstrittener Hindenburg: Sein Name in der Region
7 Bilder

Umstrittener Hindenburg: Sein Name in der Region

7 Bilder

In der Sache sind sich fast alle einig: Der Stadtrat will seinen Missmut über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den Militär Paul von Hindenburg im Jahr 1917 zeigen, schließlich ernannte Hindenburg 1933 im Amt des Reichspräsidenten Adolf Hitler zum Kanzler.

Eine Aberkennung der Ehrenbürgerschaft, die von der Linkspartei beantragt wurde, ist aber gestern im Stadtrat gescheitert. Es gab rechtliche Bedenken. Denn die Gemeindeordnung besagt, dass die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod erlischt.

Damit sei die Entziehung dieses persönlichen Rechts "unmöglich geworden", erklärte OB Dirk Elbers. Deshalb wurde der Punkt gegen die Stimmen von Linken und Grünen von der Tagesordnung genommen.

In der kommenden Sitzung will man aber einen neuen Anlauf nehmen: Die SPD will beantragen, dass sich der Stadtrat von Hindenburgs Ehrenbürgerschaft distanziert — dies sei ohnehin die Intention der Aberkennung gewesen, sagte Fraktionschef Markus Raub. Die Zustimmung der FDP dürfte sicher sein.

Vor 13 Jahren hatte der Stadtrat eine Ausnahme gemacht, auf die die Linken in der Diskussion gestern vergeblich verwiesen. Damals beschloss er einstimmig, Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen, um die immer wieder aufkeimende Diskussion zu beenden.

Der Grund, warum Hitler so lange nach Kriegsende in der Liste der Ehrenbürger geführt worden war, hatte auch in der Gemeindeordnung gelegen: Wegen seines Selbstmords galt die Ehrenbürgerwürde als erloschen. Als der Stadtrat sie 1946 den Nationalsozialisten Hermann Göring und Alfred Rosenberg aberkannte, sparte er Hitler deshalb aus.

Die Ehrenbürgerwürde ist schon zehn Jahre nicht mehr verliehen worden. Seit dem Kriegsende 1945 hat Düsseldorf nur zehn Männer damit gewürdigt: den Schriftsteller Herbert Eulenberg, die Industriellen Hugo und Konrad Henkel, Theatermann Gustav Lindemann, die Bundespräsidenten Theodor Heuss und Walter Scheel, Handwerkskammer-Präsident Georg Schulhoff, Architekt Helmut Hentrich und Widerstandskämpfer Aloys Odenthal. Der bislang neueste Ehrenbürger der Stadt ist seit 2003 der Mäzen Udo van Meeteren.

(RP/ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort