Düsseldorf Stadtspitze will Tauben nicht töten lassen

Düsseldorf · Umweltdezernentin Helga Stulgies pocht auf das Tierschutzgesetz. Nur bei gesundheitlichen Gefahren für den Menschen sei die Vernichtung der Tiere erlaubt. Brieftaubenzüchter plädieren für die radikale Bekämpfung.

Auch in Eller werden wohl künftig keine Tauben eingefangen und getötet. Denn das Tierschutzgesetz verbietet eine solche Aktion, nur um den Bestand der Tiere zu senken. Ausnahmen sieht das Gesetz nur dann vor, wenn es konkrete Hinweise auf gesundheitliche Risiken für Menschen oder Gefahren für andere, höherwertige Güter gibt.

Umweltdezernentin Helga Stulgies gab gestern diesen Hinweis und reagierte damit auf einen Vorstoß der Bezirksvertretung 8, in der eine Mehrheit sich für das Einfangen und Töten von Tauben rund um die Bahnunterführung Gumbertstraße ausgesprochen hatte und im Rathaus diese Maßnahme auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen lassen wollte. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Es ist nicht rechtmäßig, denn von einer gesundheitlichen Gefahr für Menschen könne keine Rede sein, sagte Stulgies.

Außerdem, so die Dezernentin, würde durch das massenhafte Töten der Bestand auf Dauer nicht reduziert. In Großstädten, die Ähnliches versucht haben, sei die Zahl der Tiere nach kurzer Zeit wieder so hoch gewesen wie vorher.

Über den Vorstoß aus Eller gibt es allerdings einen Parteien-Streit. Während es von der CDU Befürworter gab und auch FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann für drastische Lösungen plädierte, widersprach die SPD und erinnerte die Union an den Begriff "christlich" im Parteinamen. Bei der Union ist man allerdings in Eller auch uneins, nicht allen behagt die Idee, Tiere zu töten. Vom Tierschutzverein kam klare Ablehnung des Gedankens: "Der Tierschutzverein verweist auf die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, die das Projekt Stadttaubenmanagement seit Jahren über den Verein Stadttiere ev. unterstützt. Düsseldorf hat kein generelles Taubenproblem, sondern einige Brennpunkte. Dort wird bereits durch tierschutzgerechte Maßnahmen, wie Taubenschläge, Ei-Austausch usw. erfolgreich die Population vermindert." Das sehen auch die Grünen so und lehnen das Töten ab. Bei den Bürgern ist die Meinung offenbar gespalten. In den Stellungnahmen bei RP und rp-online jedoch hatten jene die Mehrheit, die für eine radikale Methode sind — vor allem Bewohner des Stadtteils Eller sind offenbar genervt und angeekelt vom Dreck der Tiere. Dass, wie vom Tierschutzverein behauptet, das Konzept mit den Taubentürmen funktioniert, glauben die wenigsten.

Das allein reicht nicht aus, glaubt auch Helga Stulgies — man müsse das Fütterungsverbot nochmals betonen und schärfer kontrollieren. Stulgies: "Wenn die Tiere nicht mehr so viel zu fressen bekommen, vermehren sie sich auch nicht so stark." Dazu gehöre aber auch, dass es ihnen nicht so leicht gemacht werde, an Essensreste in Abfalleimern zu gelangen. Sie kündigte zudem an, dass man künftig die Unterführung Gumbertstraße häufiger reinigen lassen werde.

Bei den Brieftaubenzüchtern stößt die Diskussion auf Unverständnis. Sie halten die frei in der Stadt lebenden Tauben für Ungeziefer, das bekämpft werden muss. Züchter K.-Heinz Kretschmann: "Diese Tiere sind oft krank und können daher auch Krankheiten übertragen." Ihn erbost, dass er seine bis zu mehreren Tausend Euro teuren Tiere für sehr viel Geld impfen lassen muss, weil sie von wild lebenden Tauben angesteckt werden. Für die Züchter gibt es daher auch kein Zögern: Gerät eine der draußen lebenden Tauben in ihre Verschläge, überlebt sie diesen Ausflug nicht, der Kadaver wird beseitigt. Die aus Eller angeregte Methode des Tötens per Genickbruch ist nach Ansicht der Züchter übrigens die "humanste" — sie selbst wenden sie im Bedarfsfall an, erklärte einer.

(RP)
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