Fußgänger-Initiative Tempolimit für Radfahrer?
Düsseldorf · Eine Initiative aus Fußgängern will nicht mehr hinnehmen, dass schnell fahrende Radler sie verdrängen. Sie hat an die Verwaltung geschrieben und fordert Tempo 15 für Radfahrer. Doch eine Tacho-Pflicht gibt es nicht.
Genervte Fußgänger aus Kaiserswerth und Wittlaer haben sich mit einem Brief an die Stadtverwaltung gewendet. Darin fordern sie ein Tempolimit von 15 km/h für Fahrräder — vor allem auf dem Weg am rechten Rheinufer zwischen Wittlaer und der Innenstadt. Dort gehe es teilweise drunter und drüber, weil sich Fußgänger und Radler den Weg teilen müssen — und rasende Radler keine Rücksicht nähmen.
"Ein Freund von mir wurde schon verletzt, weil ihm jemand von hinten in die Hacken gefahren ist", erzählt Jörg Coolhaas aus Einbrungen, einer von insgesamt elf Unterzeichnern des Briefes. "Es vergeht kein Spaziergang, an dem wir nicht von einem Radfahrer zur Seite gescheucht werden, der in hohem Tempo ankommt und ,weg, weg' schreit", so Coolhaas.
Doch der Rheinweg sei schließlich keine Strecke für Rennradfahrer und kein Fitness-Studio, sondern zum Erholen gedacht.
39 Unfälle, bei denen Fußgänger und Radler aufeinander stießen, zählte die Polizei in diesem Jahr bisher, Tendenz sinkend. Im Vorjahr waren es insgesamt 68 und im selben Zeitraum noch 57 Unfälle. "Ob ein Tempolimit die Zahl senken würde, ist schwer zu sagen", so Polizeisprecherin Susanna Heusgen auf Anfrage. "Tatsache ist, dass wir keine rechtliche Handhabe haben. Wir sind schon froh, wenn die Beleuchtung der Räder stimmt."
Die Initiative argumentiert, dass es in der Schweiz und in London bereits die von ihnen geforderte Beschränkung gebe, doch in Deutschland gibt es derzeit keine Tachopflicht für Fahrräder — und damit keine Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Radler sind bei einem Mischweg zwar zur Rücksicht verpflichtet, doch die Fußgänger wollen sich allein darauf nicht mehr verlassen: "Mindestens ein Schild, das zur Vorsicht mahnt, muss her", sagt Coolhaas.
Vorsicht hin, Rücksicht her — Roland Hahn vom Amt für Verkehrsmanagement hat zumindest für den Rheinweg noch eine andere Idee. Am Montag will er den Weg auf Höhe Kaiserswerth vermessen und klären, ob man ihn nicht längs teilen kann. "Derzeit ist er auch baulich ein Mischweg", sagt Hahn. "Aber vielleicht lässt sich das ändern und eine Trennung durchsetzen." Dafür muss der Weg mindestens drei Meter breit sein: 1,50 Meter für die Radler, 1,50 Meter für die Fußgänger — wie zum Beispiel auf der Kö, wo sich Radler und Fußgänger aber dennoch oft genug ins Gehegen kommen.
Für den Weg im Norden würde die Lösung womöglich mehr Ruhe für beide Seiten bedeuten, ein grundsätzliches Problem aber bleibt: Fußgänger fordern mehr Rücksicht von Radlern, Radler fühlen sich von Fußgängern behindert. Das Verhältnis zwischen den schwächsten Teilnehmern im Straßenverkehr ist seit langem angespannt.