Wehrhahn-Linie in Düsseldorf U-Bahn-Tunnel: Start für Bau im Eispanzer

Düsseldorf · Unter dem Kaufhof an der Kö entsteht der letzte und technisch anspruchsvollste Tunnelabschnitt für die Wehrhahn-Linie. Tunnelpatin ist Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets.

Für die neue Tunnelpatin gab es einen besonderen Service: Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets musste nicht die knapp 100 Stufen in den 24 Meter tiefen Schacht hinabsteigen, sondern wurde mit einigen Begleitern in einem Stahlkorb heruntergelassen.

Auch Oberbürgermeister Dirk Elbers durfte mitfahren und war begeistert: "Jetzt weiß ich endlich, wie bequem man in den U-Bahn-Tunnel gelangen kann." Anlass für den Besuch: Mit der festlichen Tunneltaufe durch Marlies Smeets begannen die Arbeiten für das 75 Meter lange letzte Stück des Tunnels für die Wehrhahn-Linie und den künftigen U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee. Dieser Abschnitt ist der technisch anspruchsvollste, weil hier ein dicker Eispanzer zum Schutz der Arbeiten geschaffen werden musste.

Der größte Teil des insgesamt 3,4 Kilometer langen Tunnels war mit einem gigantischen Tunnelbohrer hergestellt worden, der sich Zentimeter für Zentimeter durch das Erdreich fräste. Für das Teilstück unter dem denkmalgeschützten Kaufhof-Gebäude an der Königsallee mussten die Ingenieure des Projekts dann auf eine andere Technik zurückgreifen, wie sie auch schon in München am U-Bahnhof Marienplatz und in Berlin am U-Bahnhof Brandenburger Tor zum Einsatz gekommen ist.

Dazu wurden mehr als 100 Rohre jeweils 75 Meter tief in die Wand gebohrt — durch sie fließt eine Kühlflüssigkeit mit minus 35 Grad Celsius. Auf diese Weise wurde ein 2,50 Meter dicker Eisring im Erdreich gebildet. Aus dessen Mitte wird nun in klassischer bergmännischer Bauweise der (ungefrorene) Boden abgetragen.

"Mit der Bodenvereisung nutzen wir im Bereich des Kaufhofs eine hochmoderne Bauweise", sagte Elbers über die Arbeiten: "Das ist eine technische Meisterleistung, die man nicht oft erleben darf." Johann Bögl, Geschäftsführer der ausführenden Max Bögl Bauservice GmbH, sprach sogar von einem der komplexesten Tunnelbauvorhaben, die es derzeit in Deutschland gebe. "Ein so anspruchsvolles Vorhaben braucht auch eine intensive Vorbereitung." Schon vor Monaten waren die Rohre in den Erdboden eingebracht worden, 500 Temperaturfühler kontrollieren stets den genauen Zustand des Eispanzers.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, wurde auch in den Verkaufsräumen des Kaufhauses über der Baustelle ein Überwachungssystem mit gut 150 Sensoren installiert. Sollte es Veränderungen im Erdreich geben, die die zulässigen Grenzwerte überschreiten, wird das sofort gemeldet. Rund 780 Millionen Euro soll das das Projekt Wehrhahnlinie die Stadt kosten, rund 71 Millionen Euro davon fallen für den Vereisungstunnel an. "Und wir arbeiten kräftig daran, das so ungefähr einzuhalten", betonte Elbers.

Neben den Kosten gilt das auch für den Zeitplan: 2015 soll die neue Linie fertig sein, anschließend geht es an die Gestaltung der Oberflächen etwa an der Friedrich- und der Schadowstraße. Pfarrerin Renate Zilian und Pater Manuel Merten sprachen bei der Tunneltaufe Fürbitten, Ehren-Oberbürgermeisterin Marlies Smeets übernahm die Patenschaft für das Tunnel-Stück.

Diese Ehre fällt traditionell einer Frau zu — immerhin ist die Heilige Barbara die Schutzpatronin der Bergleute und der Tunnelbauer. "Ich bin sehr stolz darauf, diese Tradition fortsetzen zu können", sagte Smeets. Den Arbeitern wünschte sie einen guten Verlauf des Tunnelbaus: "Sie haben bereits bewiesen, dass sie die Technik beherrschen", so Smeets. Technik-Beherrschung dufte anschließend auch OB Elbers beweisen: Er setzte sich in den Bagger und meißelte unter ordentlich Lärm das erste Loch in die Tunnelwand.

(ila/top/anch)
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