Gift in Grundwasser Umweltminister rügt Flughafen Düsseldorf

Düsseldorf · Die Landesregierung ist besorgt über die Verseuchung des Grundwassers im Düsseldorfer Norden. Ursache ist offenbar Löschwasser, das beim Flughafenbrand 1996 in den Boden sickerte.

Feuerwehr übt Großeinsatz am Flughafen
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Feuerwehr übt Großeinsatz am Flughafen

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Foto: Gerhard Berger

NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hat den Düsseldorfer Flughafen aufgefordert, sich der Verantwortung für die Belastung des Grundwassers mit dem Umweltgift PFT zu stellen. Messungen hatten ergeben, dass im Düsseldorfer Norden eine Fläche von 8,5 Quadratkilometern mit der Chemikalie verseucht ist. Es sei "nicht zu verantworten", weiter abzuwarten. Er erwarte "eine offensivere Rolle" des Flughafens und der dort ansässigen Gesellschaften für die durch sie verursachten Belastungen, erklärte Remmel am Wochenende.

Experten befürchten, dass sich das Umweltgift durch die Grundwasserströme weiter unkontrolliert ausbreitet. Wie zu erfahren war, wird dem Wasser einer Aufbereitungsanlage in Düsseldorf Kaiserswerth bereits jetzt ortsfremdes Wasser beigemischt, um die zulässigen Grenzwerte einhalten zu können. Möglicherweise werde das PFT-belastete Wasser den Rhein erreichen, hieß es. Dann käme auch auf die Städte, die Trinkwasser aus dem Fluss gewännen, ein Problem zu, hieß es.

Die Stadt Düsseldorf hat bereits seit dem Jahr 2007 Kenntnisse über die massiv erhöhten Werte. Als Hauptverursacher gilt der Düsseldorfer Flughafen. PFT wurde bis vor wenigen Jahren unter den Löschschaum gemischt, weil die Chemikalie Brände von Öl, Gummi und Kunststoffen ersticken hilft. Der Löschschaum wurde sowohl beim Flughafenbrand im Jahr 1996 und und bei dem Unfall mit dem Flugzeug im Jahr 2005 eingesetzt.

Mittlerweile übersteigt im Düsseldorfer Norden die Konzentration von PFT im Grundwasser den empfohlenen Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter um ein Vielfaches. Bis zu 57 000 Nanogramm seien gemessen worden, teilte die Verwaltung dem Ratsausschuss für Umweltschutz mit. Wegen der Belastung wurde im vergangenen Jahr bereits verfügt, dass die privaten Grundwasserbrunnen in Kaiserswerth nicht genutzt werden dürfen.

PFT bei Rind nachgewiesen

Außerdem darf im Lambertussee nicht geangelt werden. Das Schwimmen ist in den Seen um Kaiserswerth generell verboten. Bei einem Rind, dass mit Seewasser getränkt wurde, war PFT in Leber und Niere nachgewiesen worden. Düsseldorfs Umweltdezernentin Helga Stulgies sagte, die Stadt stehe "bereits seit der Entdeckung von PFT in Kontakt mit privaten Brunnenbetreibern" und habe sie informiert.

Mit dem Flughafen gebe es enge Kontakte, um die Ausbreitung von PFT zu verhindern, berichtet die Dezernentin. Sobald die Sanierungsmethoden und die Kosten feststünden, könnten die Verhandlungen über einen Sanierungsvertrag beginnen.

Die Umweltverwaltung versucht derzeit, die Ausdehnung der Chemikalie im Grundwasser durch ein engmaschiges Netz von Kontrollbrunnen genau zu umgrenzen. Zum anderen erprobt sie in Stadtteil Gerresheim im Bereich der ehemaligen Glashütte Verfahren, mit denen PFT aus dem Grundwasser herausgefiltert werden kann. "Wir hoffen, aufgrund der Erkenntnisse zu Beginn des Jahres 2015 mit der Sanierung beginnen zu können", sagte Helga Stulgies

Für die Altlastenerkundung im Düsseldorfer Norden, die einen sechsstelligen Betrag kostet, zahlt das Land Fördermittel in Höhe von 80 Prozent. Die Belastungen seien schon wegen der räumlichen Ausdehnung "nicht hinnehmbar", so NRW-Umweltminister Remmel. Der Verursacher der Verseuchung müsse schnellstmöglich in Anspruch genommen werden können.

(RP)
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