Mord im Hotel Verdächtiger Arif D. in Haft

Düsseldorf · Arif D. hat seine Ankündigung wahr gemacht: Am Dienstagmorgen stieg er in Istanbul in einen Flieger nach Düsseldorf, wo ihn die Mordkommission bereits erwartete. Eine Aussage machte der Mann, der Escort-Lady Cristina B. in einer Hotelsuite erstochen haben soll, aber nicht.

 Tatort Medienhafen: In einer Suite in der nur mit einer Code-Karte zugänglichen sechsten Etage des Radisson-Hotels wurde Cristina B. am 20. Januar tot aufgefunden.

Tatort Medienhafen: In einer Suite in der nur mit einer Code-Karte zugänglichen sechsten Etage des Radisson-Hotels wurde Cristina B. am 20. Januar tot aufgefunden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Flughafen Düsseldorf, Gate C 46, gestern, 7.09 Uhr: Mit Uniformierten der Bundespolizei wartet ein Mann in Zivil auf die Passagiere von Flug 1529A der Turkish Airlines, der soeben gelandet ist. Steffen Franke, Leiter der Mordkommission Hafen, ist fast sicher, dass der Mann, den er seit dem 20. Januar sucht, an Bord ist. Arif D., der seine Freundin im Radisson-Hotel getötet haben soll, hat angekündigt, mit diesem Flieger nach Deutschland zu kommen.

"Wir haben die Buchungen für den Flug geprüft und dann entschieden, ihm zumindest in diesem Punkt zu glauben", sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa gestern. Arif D. hatte über seinen Dormagener Anwalt Frank Rösgen mitgeteilt, dass er sich der Justiz in Deutschland stellen wolle. "Damit er keine Schwierigkeiten bei der Ausreise bekommt, haben wir die Fahndungsmaßnahmen in der Türkei kurzzeitig zurückgenommen", sagt Kumpa. Das Risiko sei gering gewesen: "Hätte er versucht, in ein anderes Land zu reisen, wäre er aufgrund der bestehenden Haftbefehle dort festgenommen worden."

Starverteidiger engagiert

Doch Arif D., der bereits mehrfach seine Rückkehr angekündigt hatte, hielt diesmal Wort. Kaum war er über die Fluggastbrücke ins Terminal gekommen, nahm Steffen Franke den türkischstämmigen Dormagener unter dem dringenden Verdacht fest, Cristina B. in einer Suite des Hotels an der Hammer Straße getötet zu haben.

Im Polizeipräsidium am Jürgensplatz verlangte D. zunächst nach seinem neuen Anwalt. Frank Rösgen selbst hatte ihm zu einem Strafrechtler geraten. D. hatte deshalb noch aus der Türkei Rüdiger Spormann engagiert. Der ehemalige Staatsanwalt lehrt Strafrecht an der Heinrich-Heine-Universität und gilt als versierter Verteidiger. Den Kontakt zu ihm hatte nach Informationen unserer Zeitung D.s Familie in Dormagen hergestellt.

Auf die Fragen der Mordermittler antwortete D. nicht, schwieg auch beim Haftrichter, der ihm gegen 14 Uhr im Oberbilker Justizgebäude den Haftbefehl verkündete. Auch Anwalt Spormann blieb gestern schweigsam, sagte nur: "Das ist alles noch so frisch, da muss man das weitere Ermittlungsverfahren abwarten." Mit seinem Mandanten habe er erst ein persönliches Gespräch geführt.

Arif D. hatte sich wenige Stunden nach der Bluttat in Hotelsuite 610, die er selbst für sich und Cristina B, gemietet hatte, vom Kölner Flughafen aus in die Türkei abgesetzt. Von dort schickte er eine E-mail an Medien und Staatsanwaltschaft, in der er seine Unschuld beteuerte und behauptete, dem Mörder von Cristina B., mit der er eine Liebesbeziehung gehabt habe, in der Suite begegnet zu sein.

Der Unbekannte habe ihn mit dem Tatmesser verletzt und sei im Kampf auch von ihm selbst verletzt worden. An dieser Schilderung hat Staatsanwalt Christoph Kumpa erhebliche Zweifel. Es gebe keine objektiven Spuren, die auf die Beteiligung eines Dritten am Geschehen im Hafen-Hotel hindeuteten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass D. seine Freundin im Streit getötet hat.

Unabhängig davon, ob und wie sich D. zu den Vorwürfen äußern wird: In seiner Zelle in der Ulmer Höh', in die er gestern eingeliefert wurde, muss er sich nicht für lange einrichten. Die Haftanstalt zieht in den nächsten Tagen in den Neubau nach Ratingen um.

(RP/anch/url)
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