Japanische Gemeinde Düsseldorf Verein hilft japanischen Senioren

Düsseldorf · Einige hundert Japaner sind in Düsseldorf über ihre Arbeitszeit hinaus geblieben. Der Verein "Takenokai" hilft ihnen, wenn die Rentnerjahre beginnen. Außerdem bietet "Takenokai" deutschen Pflegekräften ab Oktober einen Japanischkursus, in dem es auch um Vorlieben und Rituale geht.

 Vereins-Vorsitzende Yoko Ophei-Saito (li.) blieb der Liebe wegen. Journalist Hiroshi Takagi (71) gibt eine Zeitung heraus, die von Japanern in ganz Deutschland gelesen wird. Auch er gehört zu dem Verein, der sich vor allem um Senioren kümmert.

Vereins-Vorsitzende Yoko Ophei-Saito (li.) blieb der Liebe wegen. Journalist Hiroshi Takagi (71) gibt eine Zeitung heraus, die von Japanern in ganz Deutschland gelesen wird. Auch er gehört zu dem Verein, der sich vor allem um Senioren kümmert.

Foto: Bretz, Andreas

Sie kamen um zu arbeiten. Nach ein paar Jahren wurden sie von ihren Unternehmen wieder in ein anderes Land geschickt oder sie gingen zurück in ihre Heimat. Aber einige hundert der rund 8000 Japaner in Düsseldorf fanden auf Dauer hier ein neues Zuhause, sie heirateten Deutsche oder gründeten eigene Firmen. Und diese Generation erlebt jetzt ihre Rentnerjahre hier — in einer Kultur, die ihnen nie wirklich vertraut wurde. Da stellt sich vielen Japanern die Frage: Ist Düsseldorf der Ort, an dem sie alt werden wollen?

"Take" heißt auf Japanisch Bambus. Er hat feste Wurzeln, ist stabil und biegsam zugleich. "Diese Eigenschaften haben für uns Symbolcharakter", sagen die Mitglieder von "Takenokai", einem japanischen Begegnungs- und Hilfenetzwerk, das seit fast zehn Jahren Landsleute dabei unterstützt, sich auf ihr Alter vorzubereiten. "Denn viele von uns haben ja gar nicht die Wahl zurückzugehen, selbst wenn sie wollten. Sie hätten in Japan keine Existenzgrundlage mehr", erläutert die Vereins-Vorsitzende Yoko Ophei-Saito.

Sie selbst blieb einst der Liebe wegen, lebt schon 40 Jahre hier, ihre Kinder wurden hier geboren. Und obwohl sie das Rheinland längst als ihr Zuhause akzeptiert hat, obwohl sie sich wie die meisten gut integriert fühlt, vermisst sie manches aus dem japanischen Alltag bis heute. "Es gibt dort eine so unglaubliche Vielfalt an Lebensmitteln, allein die Meeresfrüchte..." "Und dann die Sprache", ergänzt "Takenokai"-Mitglied Hiroshi Takagi (71), Journalist, der eine Zeitung herausgibt, die von Japanern in ganz Deutschland gelesen wird. Er zitiert wissenschaftliche Studien, wonach sich viele Menschen im Alter wieder mehr auf ihre Muttersprache fixieren und die später erlernten Sprachen mehr und mehr vergessen. "Für viele von uns bedeutet es oft Stress, sich differenziert auf Deutsch auszudrücken." Schwierig wird es vor allem, wenn Krankheiten den Alltag belasten. "Wenn jemand eine Demenz erleidet oder einen Schlaganfall, kann er sich plötzlich gar nicht mehr auf Deutsch verständigen und ist sehr irritiert und hilflos", erläutert Yoko Ophei-Saito. Schon häufig haben sich die Mitglieder des Vereins um Landsleute in Krankenhäusern oder Pflegeheimen gekümmert, die glücklich waren, wieder vertraute Klänge aus der Kindheit zu hören. Im Alter ein bisschen näher zu rücken, gemeinsam zu essen, Informationen auszutauschen über Hilfsangebote — das bietet "Takenokai" außerdem.

Dazu gibt es Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen, bei Behördengängen oder bei Besorgungen. Der Verein kooperiert mit der Diakonie, die es als Herausforderung erkannt hat, dass sich Pflegeangebote in Düsseldorf auf alte Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln einstellen müssen. Zwei Japanerinnen haben soeben eine Ausbildung zu Altenpflegerinnen begonnen.

Außerdem bietet "Takenokai" deutschen Pflegekräften ab Oktober einen Japanischkurs, in dem neben der Sprache auch Informationen über Vorlieben und Rituale vermittelt wird. Yoko Ophei-Saito: "Japaner baden nun mal gern in sehr warmem Wasser. Und sie haben ein ausgeprägtes Schamgefühl, das sollte bei der Pflege berücksichtigt werden." Ihr Verein vermittelt außerdem, dass japanisches Essen angeliefert wird — "oder wir kochen selbst."

(RP)
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