Zaun an der Rheinuferpromenade Vergattert und verdattert

Düsseldorf · Eigentlich hatte niemand die Absicht, einen solchen Zaun zu bauen. Aber nun steht er da und die Besucher der Rheinuferpromenade fühlen sich wie Zaun-Gäste – denn der Blick auf den Rhein ist auf einmal engmaschig.

 Der Zaun erregt die Gemüter.

Der Zaun erregt die Gemüter.

Foto: Busskamp

Eigentlich hatte niemand die Absicht, einen solchen Zaun zu bauen. Aber nun steht er da und die Besucher der Rheinuferpromenade fühlen sich wie Zaun-Gäste — denn der Blick auf den Rhein ist auf einmal engmaschig.

Wir müssen mal ein bisschen kalauern: Der Zaun am Rhein schlägt hohe Wellen bis Köln. Denn dort ist man nun aufmerksam geworden auf das, was die nicht immer so geliebte Schwester-Stadt stromabwärts an die Kaimauer schraubte. Peter Berger, Redakteur beim Kölner Stadt-Anzeiger, jedenfalls war hörbar entzückt, als er am Dienstag nachfragte: "Bis jetzt dachte ich, so was gäb's nur hier!"

Ein Irrtum, Herr Kollege. Ganz im Gegenteil: Die kölsche Machart der Absperrung im Rheinauhafen ist ganz was Feines, findet man auch in Düsseldorf. Und daher will man sich designmäßig daran orientieren. Köln als Vorbild für Düsseldorf — im Schatten des Doms ist man völlig verdattert, wie die Düsseldorfer sich da vergattert haben, und liefert gerne.

Apropos Lieferung: Wagenbauer Jacques Tilly hat an der fernen Atlantik-Küste Frankreichs über RP ONLINE erfreut den Streit verfolgt, den Düsseldorf da vom Zaun gebrochen hat. Tilly, wie immer mit Stiften und Papier im eigenen kleinen Arbeitszelt (neben dem der Familie) auf einem Campingplatz, sieht das Machwerk am Rhein als perfekte Anregung für einen Rosenmontagszugwagen.

Zumal es perfekt zum Motto passt: "Hütt kömmer dröver lache". So wird es wohl Anfang nächsten Jahres sein, wenn der Zaun längst durch die Maschen der Stadtgeschichte geschlüpft, das Provisorium also (hoffentlich) beseitigt ist. Tilly: "Ich liebe es, wenn die Verwaltung mir unfreiwillig und gratis Vorlagen liefert, das ist mal wieder eine davon." Skizze folgt, verspricht der Mann mit der spitzen (Zeichen-)Feder und Zunge.

Während Fachleute für Tierhaltung dem Zaun eine hohe Effizienz bescheinigen ("Der ist stabil, da geht nix durch!" sagt einer, der nicht genannt werden will, weil er in einer stadtnahen Einrichtung auf allerlei Getier achtet), monieren Jäger nur: Als Wildzaun zum Schutz vor Verbiss ungeeignet, weil zu niedrig.

Stimmt — das würden nicht nur Hirsche und Rehe so sehen, sondern die Menschen am Rheinufer steigen ebenfalls fröhlich drüber und hocken sich auf die andere Seite, um einen durchs Geflecht ungehinderten Blick auf den Rhein zu genießen. Sollte nun einer stürzen und sich verletzen, dann gäb's wohl Ärger. Denn die Regierungspräsidentin hat schon vor Wochen per Brief ans Rathaus "angeregt", sich schnellstmöglich um Schutz zu kümmern. Für den Fall der Fälle, sozusagen und um zu vermeiden, dass dann wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung ermittelt werden müsste.

Weil das Unglück jedoch natürlich angesichts des grundsätzlichen Risikos im Leben jederzeit eintreten kann und einer die Verantwortung übernehmen müsste, versucht man nun, sich davor und die Menschen vor dem Absturz zu schützen. Was in der Altstadt schon immer schwierig war.

Derweil gehen die Arbeiten an der Absperrung weiter. Binnen einiger Tage wird das gesamte Rheinufer zwischen St. Lambertus auf der Nordseite bis hin zu der Wiese vor dem Vodafone-Hochhaus zweigeteilt sein — in eine Fläche vor dem Zaun und eine dahinter. Wie lange das dann dauert, bis das Provisorium wieder verschwindet, ist nicht ganz klar — die Politik wird in den kommenden Tagen Druck machen und aufs Tempo drücken. Nach den Sommerferien will man die Alternative präsentieren.

(RP)
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