Nach dem "Himbeer-Gate" Was der Carlsplatz besser machen muss

Düsseldorf · Die rund 60 Händler des zentralen Düsseldorfer Marktes kommen am Dienstag zu einer Generalversammlung zusammen. Es geht um das ramponierte Image, das skandalöse "Himbeer-Gate" - und endlich auch einmal um den Blick nach vorn.

Um 15 Uhr läuteten gestern einige Düsseldorfer auf dem Carlsplatz ihr Wochenende ein: Die Sonne schien mild, viele Plätze bei Dauser waren besetzt, man genoss ein Essen und dazu vielleicht ein Bier.

Die Gänge füllten sich, die ersten Einkäufe wurden gemacht. Und es gab Unterhaltungen, beispielsweise bei der Kaffeebude, wo sie alle regelmäßig miteinander ins Gespräch kommen, egal ob sie nun Blaumann, Latzhose oder Anzug tragen.

Der Carlsplatz kann bunt und eine herrlich klassenlose Gesellschaft sein. Leider ist das nur die eine Seite der Medaille. Der Carlsplatz ist kein idyllisches Feriendorf, sondern ein Mikrokosmos mit allen menschlichen und allzu menschlichen Verhaltensweisen. Der Markt wird miserabel geführt, das Image ist angekratzt, Händler bedrohen einander oder ziehen sogar vor Gericht, von einigem Schmu ist zu hören.

Manche der Altvorderen haben das Sagen und nutzen dies auch aus. Bei der Hygiene hapert es, die Toiletten im Untergrund sind: na ja - und es erscheint unter dem Strich merkwürdig, dass die Stadtspitze den Markt beinahe komplett der Eigenverwaltung überlässt. Der neue Marktgeschäftsführer Andre Zalbertus hat für Dienstag zur Generalversammlung gebeten.

Sie soll das Signal zu einem Neuanfang sein. Das sieht man schon daran, dass alle 60 Händler eingeladen sind - und nicht nur der erlauchte Kreis jener, die zum Verein der Marktbeschicker gehören. Zur Erklärung: Dieser Verein wurde in den neunziger Jahren gegründet, als der Markt umgebaut wurde. Neue Händler sind seitdem zunächst nur Mieter, die Althändler bestimmen. Zalbertus kann als Neuling nicht gleich alles anpacken, aber was muss eigentlich passieren?

Dazu sieben Punkte:

Erstens Die Händler müssen erkennen, dass sie das Potenzial des Marktes noch gar nicht ausgeschöpft haben und dass sie, um dieses Ziel zu erreichen, Hilfe von außen benötigen. Der Marken- und Marktfan Zalbertus kann, so man auf ihn hört, Positives erreichen.

Zweitens Es muss ein Kodex aufgestellt werden, der auch Sanktionen vorsieht. Das in dieser Woche sogar bundesweit diskutierte "Himbeer-Gate" und gleich gelagerte Fälle dürfen sich nicht wiederholen, weil sonst das Kundenvertrauen dahin ist. Wer Waren im Supermarkt einkauft und am eigenen Stand teurer feilbietet, hat auf dem Carlsplatz nichts zu suchen. Himbeeren von Rewe für zwei Euro zum doppelten Preis verticken? Zalbertus nannte die Vorgehensweise im RP-Interview "ein schlimmes Eigentor".

Drittens Der Markt muss verlässliche Öffnungstage und -zeiten haben. Ein halb verwaister Markt zu Wochenanfang ist mehr als kontraproduktiv. Vorangehen müssen da Vorstände und Beiräte - die selbstherrlich kommen und gehen, wie sie wollen, und ersatzweise sogar auf anderen Märkten aktiv sind.

Viertens Damit sind wir bei den Privilegien. Händler, die seit Generationen auf dem Markt sind, nutzen ihre Position aus und führen sich teils auf wie Diktatoren. Ist es richtig, dass der Beiratsvorsitzende regelmäßig seinen Hund über den Markt streunen lässt - Reviermarkierung inklusive? Dies ist allen anderen verboten. Und ist es richtig, dass er mit seinem Lieferwagen viel länger am Morgen mitten auf dem Markt stehen bleibt, als dies eigentlich vereinbart ist? So und auf andere Weise wird Macht demonstriert, anstatt Vorbild zu sein.

Fünftens Alle Händler, die sich mit ihrem Angebot dauerhaft behaupten können - beispielsweise zwei Jahre - gehören in den Marktverein, damit sie mitreden können. Schließlich sollen sie auch mitzahlen. Intern ist dies der größte Knackpunkt und wird auch von Zalbertus nur schwer gelöst werden können.

Sechstens Ein Konsens für finanzielle Belastungen muss gefunden werden, damit Frieden einkehrt. Denn nicht alle Händler wollen Sonderzahlungen mittragen, die ein Vorstand ihnen einbrockte, indem er einem ehemaligen Geschäftsführer - der kurz darauf geschasst wurde - völlig verfrüht den Vertrag verlängerte. Ganz nebenbei: Dieser Vorstand sollte sein Amt aufgeben.

Siebtens Ein Lächeln zu Kunden kommt gut an - und der Müll gehört nicht beim Nachbarn, der mal wieder nicht da ist, meterhoch aufgestapelt.

(rl)
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