Düsseldorfer St. Sebastianus Bruderschaft Wirbel um Pöbeleien gegen Schützen

Düsseldorf · Die Oberbilker Schützen ändern die Route ihrer Parade am Montag des Schützenfestes. Grund dafür sind offenbar Pöbeleien marokkanischer Cafébesucher, von denen Teilnehmer berichten. Doch der Vorstand distanziert sich von diesen Äußerungen.

Das ist die St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Oberbilk
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Das ist die St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Oberbilk

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Der Umzug der Oberbilker Schützen am Montag des Schützenfestes soll von diesem Jahr an eine andere Route nehmen. Diese Änderung hat für allerlei Wirbel gesorgt — denn einer der Gründe ist, dass es in den vergangenen Jahren im Bereich Eller-, Eisen- und Linienstraße offenbar zu Anfeindungen gekommen ist.

Dort gibt es zahlreiche marokkanische Cafés und Geschäfte. Die fast ausnahmslos männlichen Cafébesucher sollen vorbeimarschierende Kompanien als nationalistisch beschimpft haben. Hans Jürgen Brock, Sprecher des Schützenvereins: "Mehrere Schützen haben mir von Pöbeleien berichtet, die Sache war auch schon Thema bei einigen Vorstandssitzungen."

Bei den Oberbilker Schützen stößt die Entscheidung nicht auf ungeteilten Beifalll: Sigrid Liethen, deren Familie drei Generationen lang bei den Schützen aktiv war und die bis 2005 eine Druckerei an der Ellerstraße besaß, findet die geplante Änderung des Weges "unfassbar". "Oberbilk wird immer mehr zum Schmelztiegel fremder Kulturen, Sitten und Gebräuche. Aber hier muss man dagegen halten", findet sie.

Zahlreiche empörte Kommentare gibt es inzwischen auch bei RP Online. "Ist es tatsächlich soweit, dass wir unser Brauchtum nicht mehr frei in unserem Land leben können, weil sich Menschen mit Migrationshintergrund gestört fühlen?", fragt ein RP-Leser.

Mit Schützen nichts am Hut

Bei den Schützen rudert man inzwischen offenbar zurück. "Mir ist nicht bewusst, dass es da zu Pöbeleien gekommen sein soll", sagt etwa der Zweite Schützenchef, Ulrich Köppen. "Dass wir den Zugweg ändern, ist korrekt. Aber der Grund ist, dass in besagtem Viertel kein Interesse mehr an unserem Umzug besteht.

Der Ausländeranteil dort ist einfach zu hoch. Und die haben mit Schützen nichts am Hut. Da könnten wir genauso gut durch einen dunklen Tunnel laufen", sagt Köppen. Im Übrigen sei die Sache nie Thema bei Vorstandssitzungen gewesen. Auch auf ihrer Homepage betonen die St. Sebastianer inzwischen, dass "keine derartigen Vorfälle bekannt seinen".

Vereinssprecher Brock hingegen steht weiter zu seinen Aussagen: "Dass Gegenstände geworfen worden sind, ist wohl eine Fehlinformation gewesen. Aber die Anfeindungen hat es gegeben." Und da sei wohl nur gelegen gekommen, dass man den Umzug am zweiten Festtag ohnehin habe aufwerten wollen und nun eine neue Route einschlagen könne.

Ratsherr Jürgen Kirschbaum (CDU) marschiert als Mitglied der 6. Grenadiere beim Schützenzug stets vorne weg. "Ich finde es schade, wenn der Zug da nicht mehr lang gehen kann", sagt er. Ihm seien zwar keine Probleme aufgefallen. "Aber sollte es Differenzen geben, muss man darüber sprechen. Und nicht einfach wegbleiben."

(anch/top/jco)
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