Bio-Filter weckt neue Hoffnung Zu viel Schwefel in Ölmühle?

Düsseldorf · Die Beschwerden wegen eines beißenden Geruchs in einzelnen Stadtteilen häufen sich nach wie vor. Schuld an dem Gestank ist eine Presserei der Ölmühle Sels in Neuss. Neue Hoffnung weckt ein Bio-Filter, den das Unternehmen verbessern will.

Hans Meyer-Rosenthal stinkt es gewaltig. Er und seine Frau wohnen nur wenige Meter vom Neusser Hafen entfernt. Nun hat er genug von dem fauligen Geruch, den er seit Wochen ertragen muss. Selbst der tägliche Spaziergang mit seinem Hund sei für ihn zu einer regelrechten "Geruchs-Qual" geworden.

Der Heerdter steht mit seinem Unmut nicht alleine: Noch immer fühlen sich viele Bürger von dem unangenehmen Geruch, der seit mehr als zwei Monaten über verschiedene Düsseldorfer Stadtteile hinweg zieht, belästigt. Bis vor kurzem hatten sich die Verantwortlichen bei der Ölmühle Sels in Neuss zuversichtlich gezeigt, den Gestank zeitnahe beseitigen zu können. Ein Gutachten des Landesumweltamtes soll jetzt für Klarheit sorgen.

Drei Wochen Frist für Ölmühle

Bereits seit mehreren Wochen geht Karsten Mankowsky, Umweltdezernent beim Rhein-Neuss-Kreis, den Beschwerden Düsseldorfer Anwohner "mit Hochdruck" nach. Er könne verstehen, dass man sich als Anwohner große Sorgen um seine Gesundheit mache. "Die Situation ist nicht tragbar. Jeden Tag mit einem derartigen Gestank leben zu müssen, darf nicht sein", betont Mankowsky.

Er vermutet, dass der Schwefelanteil in der Abluft zu hoch ist. Die Dämpfe, die bei der Ölproduktion freigesetzt werden, seien allerdings nicht gesundheitsgefährdend. Nun gelte es, die Ablaufströme in der Ölmühle zu prüfen. "In den nächsten Tagen erwarten wir die Ergebnisse des Landesumweltamtes. Danach müssen konkrete Maßnahmen getroffen werden", erklärt der Umweltdezernent.

Einen Zeitrahmen hat Mankowsky dafür bereits eingeplant. Innerhalb der nächsten drei Wochen muss die Firma Sels dafür sorgen, dass die Dauer-Geruchsbelästigung in Heerdt, Oberkassel, Niederkassel, Derendorf und Pempelfort ein Ende hat. "Wir haben der Firma bereits mitgeteilt, dass wir eine endgültige Beseitigung des Problems einfordern", berichtet Mankowsky. Schließlich hätten die Verantwortlichen dafür Sorge zu tragen, dass ihre Maschinen in der Presserei optimal arbeiten.

Fernando Santos, Betriebsleiter des Neusser Werks, fühlt sich von den Behörden unter Druck gesetzt: "Wir können nicht einfach auf einen Knopf drücken und das Problem beseitigen. Das ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Schon seit Wochen versuchen wir unsere Hausaufgaben zu machen und nach einer Lösung zu suchen, um den Gestank dauerhaft zu beseitigen", sagt Santos.

Ein Bio-Filter, der die schwefelartigen Gerüche bei der Öl-Produktion absorbiert, werde bereits optimiert. Außerdem sei in den vergangenen Jahren immer wieder in teure Geräte investiert worden, um die Geruchsemissionen zu mindern. Die Beschwerden der Anwohner kann Santos jedoch verstehen: "Der Geruch ist schon sehr beißend", gibt er zu.

Nach Vorlage des Gutachtens werde er zusammen mit seinen Mitarbeitern alles daran setzen, dass die Bürger im Linksrheinischen endlich wieder aufatmen können. "Angst, dass uns die Behörden dafür keine Zeit lassen und unsere Firma schließen, haben wir allerdings schon", erklärt Santos.

Für den Umweltdezernenten vom Rhein-Kreis Neuss ist momentan alles denkbar. "Ziel muss sein, dass die Geruchsbelästigung endlich ein Ende nimmt. In wenigen Wochen werden wir wissen, wie man diese Vorgabe umsetzen kann", hält sich Mankowsky bedeckt.

Die geplagten Anwohner können es kaum erwarten, dass sich endlich etwas tut. Auch Hans Meyer-Rosenthal will mittlerweile nur eins: "Endlich wieder frische Luft atmen, wenn ich morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre", sagt er.

(RP/jco)
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