DEG DEG trauert um Robert Dietrich

Düsseldorf · Noch Stunden vor dem Absturz des Flugzeugs in Russland hatte Betreuer Walter Köberle mit dem Profi telefoniert. Die Spieler zeigten sich tief betroffen, als sie die Nachricht vom Tod ihres früheren Mitspielers bekamen.

Walter Köberle versucht die richtigen Worte zu finden, aber welche sollen das sein an so einem Tag? Er erzählt von "dem Robert", "dem Diddi", "dem jungen Burschen, den ich ganz doll in mein Herz geschlossen habe". Ein gern gesehener Gast, nein, ein gern gesehener Freund, sei Robert Dietrich gewesen. Vor allem in den Sommermonaten, wenn nirgendwo auf der Welt Eishockey gespielt wurde und er sich "zu Hause" auf die neue Saison vorbereitet hat.

"Zu Hause" das war Düsseldorf, jener Ort, in den er als 18-Jähriger kam um professioneller Sportler zu werden. Er schaffte den Durchbruch, wurde bei den DEG Metro Stars zu einem der besten Verteidiger des Landes und schaffte schon bald den Sprung in die Nationalmannschaft. "Der Robert war ein hochbegabter Spieler, er hat viele Sachen einfach schneller begriffen als die anderen", sagt der DEG-Teammanager Köberle. "Er hatte unheimlich viele Freunde im Team."

Als gestern Metro-Stars-Trainer Jeff Tomlinson abends bei der Trainingseinheit den Spielern freistellte, ob sie mitmachen wollten oder lieber für sich sein wollten, da war es ganz still in der Kabine. Marian Bazany und Marco Nowak packten ihre Sachen daraufhin und verließen das Stadion. "Du siehst solche harten Kerle selten weinen", sagt Köberle. "Das alles ist so unbegreiflich."

Noch Stunden zuvor hatte er mit dem 25 Jahre alten Dietrich telefoniert. "Er hat mich gegen 10 Uhr angerufen, mir gesagt, wie wohl er sich in der neuen Umgebung fühlen würde, dass er Powerplay spielen darf und ein gutes Gefühl hat", erzählt Köberle. "Dann hat er gesagt, er müsse auflegen, die Maschine würde gleich starten. 20 Minuten später hat er mir noch eine SMS mit einer persönlichen Nachricht geschickt und seiner neuen Nummer." Köberle stockt die Stimme, ihm, dem Bayern, dem Mann, der an der Brehmstraße auf Knopfdruck flotte Sprüche produziert, Walter Köberle schnauft tief durch. Dann sagt er: "Um kurz nach 14 Uhr habe ich erfahren, dass in Russland ein Flugzeug abgestürzt ist — mit unserem Robert an Bord. Das kann ich nicht begreifen."

Den Sprung nach Amerika wagte er zwar 2008, doch es sollte kein glückliches Gastspiel werden. Bei den Milwaukee Admirals in der zweitklassigen AHL versuchte er sich für ein Gastspiel bei den Nashville Predators in der NHL zu empfehlen daraus wurde nichts. Auch seine junge Ehe zerbrach in diesen Jahren. Er wagte den sportlichen Neuanfang in Mannheim und fand eine neue Liebe erneut in Düsseldorf. Freundin Lena stand fortan an seiner Seite. DEG-Geschäftsführer Lance Nethery zeigte sich ebenfalls sehr betroffen: "Es ist sehr schwer für mich. Robert war ein unglaublich netter Mensch. Wir Eishockey-Spieler sind eine relativ kleine Familie. So etwas ist ein harter Schlag", sagte Nethery.

Führende Eishockey-Funktionäre waren tief erschüttert. "Robert war ein ganz feiner Kerl, einer von der ruhigen Sorte, der immer alles gegeben hat", sagte der Generalsekretär des Deutschen Eishockey Bundes (DEB), Frank Reindl, dem Sender Sport 1. "Wir fühlen mit der Familie und mit seiner Freundin." Der Sportmanager der Kölner Haie und ehemalige Nationaltrainer, Uwe Krupp, wollte sich nicht live auf dem Sender äußern. Er sei "sehr, sehr traurig" und finde keine Kraft dazu.

Dietrichs Tod hat auch bei seinem Extrainer Harold Kreis tiefe Bestürzung ausgelöst. "Es ist ein schreckliche Tragödie. Ich kann es nicht fassen", sagte Kreis, der bis Mitte des Jahres Dietrichs Trainer bei den Adler Mannheim war.

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