Aktion Kinder wählen "König von Deutschland"

Düsseldorf · Mucksmäuschenstill ist es am Samstagnachmittag im Vorraum des Opernhauses. Auf einer Bühne steht ein einzelnes Mikrofon, sonst ist sie leer.

 Kamen ins Finale bei der Wahl des "Königs von Deutschland" (v.l.): Tara, Masal und Bruno zusammen mit Moderator Martin Baltscheit.

Kamen ins Finale bei der Wahl des "Königs von Deutschland" (v.l.): Tara, Masal und Bruno zusammen mit Moderator Martin Baltscheit.

Foto: A. Endermann

Da steht plötzlich ein kleines Mädchen aus dem Publikum auf, läuft selbstsicher Richtung Bühne, steigt die Stufen hinauf und beginnt zu sprechen: "Wenn ich König von Deutschland wäre, dann dürfte jedes Kind in Düsseldorf zum Reitunterricht gehen", sagt sie.

Das Mädchen heißt Johanna, ist neun Jahre alt und eine Kandidatin für die Wahl zum "König von Deutschland", zu der das Heine Haus im Rahmen seines Poesiefestes eingeladen hatte. Insgesamt 60 Kinder aus Düsseldorf und Umgebung hatten im Vorfeld eine Rede darüber, was sie in Deutschland als König gerne verändern würden, eingereicht. Die besten 20 durften am Samstag ihre Rede im Opernhaus vortragen — so wie Johanna. Sie führt ihre Ansprache derweil fort: "Jeder sollte sich außerdem ein schönes Pferd aussuchen dürfen — ich finde nämlich, dass Tiere glücklich machen", sagt sie. Doch Reitunterricht für alle ist nicht die einzige Forderung der Königskandidaten am Samstag.

Um die Abschaffung der allseits unbeliebten Hausaufgaben geht es zum Beispiel in der Rede von Fabian: "Wir haben schon genug Stress in der Schule, da müssen wir am Nachmittag doch auch mal Spaß haben, statt Hausaufgaben zu erledigen", fordert er als Vorsitzender der "Keine-Hausaufgaben-Partei" in seiner Rede. Der achtjährige Dan Raphael wirbt hingegen für Süßigkeiten und Limonade als Grundnahrungsmittel: "Wenn ich König von Deutschland wäre, dann wären Schokolade und Coca-Cola gesund und Kinder würden nie erwachsen werden", verkündet er.

Während des Deutschunterrichts hatte Dan Raphael vorher seine Rede konzipiert. "Zuerst wollte ich sagen, dass die Deutsche Bahn pünktlicher werden soll, aber das bringt uns Kindern ja nichts. Deshalb habe ich aufgeschrieben, was ich mir wünsche", erzählt er. Bruno hat sogar schon ein eigenes Staatsmodell inklusive mehrerer Ministerposten entwickelt. "Der wichtigste Minister ist der Erfindungsminister: Er erfindet Fahrräder, die fliegen können, und unterirdische Flugzeuge."

Am Ende schafft es Bruno damit ins Finale und darf seine Rede ebenso wie seine Mitstreiterinnen Tara und Masal noch einmal vortragen. Zuvor hatte eine Jury, bestehend aus Ursula Nowak vom Heine Haus, Opern-Dramaturg Bernhard Loges, Kinderbuch-Illustratorin Rotraut Susanne Berner sowie Suzanne Oetker-von Franquet von der Bürgerstiftung, die Finalisten ausgewählt. Das letzte Wort bei der Wahl zum König von Deutschland haben dann aber die Zuschauer — und die entscheiden sich für die sechsjährige Tara. Ihre Forderung: saubere Schultoiletten und mehr Kuscheln. Laura Ihme

(lai)
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