Stadtmitte Galerie zeigt Kunst aus China

Stadtmitte · Als Ruobing Chen vor fast 20 Jahren nach Düsseldorf kam, war er an der Kunstakademie einer der wenigen chinesischen Studierenden. Inzwischen ist Chen erfolgreicher Künstler.

 Der Galerist Zhengola Chen (links) führt die Galerie Shi Fang an der Elisabethstraße. Ma Shuqing, der zurzeit seine Werke präsentiert, lebte in München und Paris, bevor er sich wieder China niederließ.

Der Galerist Zhengola Chen (links) führt die Galerie Shi Fang an der Elisabethstraße. Ma Shuqing, der zurzeit seine Werke präsentiert, lebte in München und Paris, bevor er sich wieder China niederließ.

Foto: Andreas Endermann

Nun hat er sich einen Wunsch erfüllt. Zusammen mit seinem Bruder Zhengola eröffnete er eine Galerie. "Wir zeigen chinesische abstrakte Kunst in Düsseldorf", sagt Chen. Er nutzt für das Ausstellungsprogramm seine Kontakte, die er durch sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf knüpfen konnte. Sein Bruder Zhengola hingegen geht auf Reisen, um sich über Maler in China zu informieren und deren Werke nach Düsseldorf zu holen.

"Es gibt viele interessante Maler in China", sagt Chen. Doch es während es Künstler in Deutschland schon nicht ganz leicht haben, sich nach ihrem Studium zu etablieren, gibt es für chinesische Kreative ganz andere Probleme. Statt nach ihrem Studium ganz offiziell als Freischaffende zu arbeiten, unterrichten viele Künstler an Schulen und arbeiteten eher nebenbei in ihren Ateliers an ihrer eigenen Kunst. "Den Beruf des selbständigen und freiberuflichen Malers gibt es in China nicht", sagt Chen. Eine beruflich schwierige Situation, die in der westlichen Welt aufmerksamer und kritischer beobachtet werde als in China selbst, sagt Chen.

Diese andere Sicht der Zustände in China sei auch der Grund, aus dem viele chinesische Künstler Mitte der 2000er-Jahre wieder in ihre Heimat zurückgingen. Ma Shuqing etwa: Der 55-jährige Künstler hat in München studiert, arbeitete in Paris und zeigte seine Arbeiten in vielen Galerien Europas. Er entschloss sich vor einigen Jahren, dem demokratischen Westen den Rücken zu kehren, um wieder in der Volksrepublik zu leben und zu arbeiten. "In China hat Shuqing Freund und Familie", sagt Chen. "Diese Gemeinschaft und die Heimat wiegt schwerer als eine angespannte berufliche Situation."

Für die Galerie Shi Fang Fine Art kam Ma Shuqing nach Düsseldorf. Unter dem Titel "Space Painting" zeigt er eine Auswahl seiner Arbeiten: Geometrische wirkende Malerei auf Leinwand.

Shuqings Ausstellung ist bereits die sechste Schau bei den Chens. Wer die Präsentation besuchen möchte, hat es beim ersten Mal gar nicht mal so leicht, die Galerie Shi Fang zu finden. An der von Baustellen geplagten Elisabethstraße sind Parkplätze knapp, und der Eingang zur Galerie liegt recht unauffällig in einem Hinterhof. Doch obwohl der Galerie ein großes Schaufenster fehlt und — jedenfalls jenseits der Öffnungszeiten — nur ein Klingelschild auf den Kunstraum verweist, haben die Chens ihre Wahl nicht bereut. "Der Platz hier ist super-passend", sagt Ruobing Chen. Die weißen Galeriewände machen aus jedem Zimmer einen farbneutralen Raum, der das spröde Äußere vergessen lässt und die Bilder zur Geltung bringt. Die Werke, die Ma Shuqing präsentiert, passen genau in das Konzept der Galerie: Moderne abstrakte Malerei aus dem Reich der Mitte.

(lod)
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