Oberbilk Neue Gruppe für Eltern autistischer Kinder

Oberbilk · Lewis ist zehn Jahre alt und hochintelligent. Schon mit vier Jahren konnte er die Uhrzeit lesen, später merkte er sich die gestoppten Zeiten bei Autorennen, 50 und mehr hintereinander. Dass etwas mit Lewis nicht stimmt, merkte seine Mutter Claudia Franck, als der Junge sechs Jahr alt war. Die Diagnose: Lewis ist Autist.

 Hela Brehmer (links) und Claudia Franck wollen Eltern von autistischen Kindern entlasten. Sie haben eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Hela Brehmer (links) und Claudia Franck wollen Eltern von autistischen Kindern entlasten. Sie haben eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Foto: Thomas Busskamp

Die Weltgesundheitsorganisation stuft Autismus als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung ein, die nicht heilbar ist und folglich ein Leben lang bleibt. Die Störung von Wahrnehmung und Informationsfluss im Gehirn macht sich zwar schon im Kindesalter bemerkbar, wird jedoch oft nicht rechtzeitig erkannt, um schon früh therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Mediziner unterscheiden zwischen dem frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) und dem Asperger-Syndrom, das sich in der Regel erst nach dem dritten Lebensjahr bemerkbar macht.

Hilfe zur Selbsthilfe

Jetzt hat Claudia Franck zusammen mit der Psychotherapeutin Hela Brehmer eine Selbsthilfegruppe gegründet. In Zusammenarbeit mit dem Trägerverein der ambulanten Hilfe sollen im Haus Ludwig-Erhard-Straße 18 in der Nähe des Hauptbahnhofs Kurse für Betroffene und Angehörige stattfinden. "Den Eltern von autistischen Kindern wollen wir helfen, wieder zur Ruhe zu kommen. Deshalb beginnen wir während der Treffen mit einer Meditation, die die Sinne schärfen soll. Wir konzentrieren uns auf die Elemente. Märchen werden zur Sprache kommen und sollen dann kreativ umgesetzt werden, etwa, indem man sich eine Szene wählt und diese dann zu Papier oder auf die Leinwand bringt", sagt Brehmer.

Denn Autismus ist anstrengend, gerade für die Eltern. Lewis etwa, der am Asperger-Syndrom leidet, mag keine Abweichungen von ritualisierten Tagesabläufen, ihm fehlt es auch an Empathie, wie seine Mutter sagt: "Autismus hat lange meinen Alltag belastet. Schließlich kümmert man sich besonders um solch ein Kind. Aber irgendwie musste ich auch lernen, wieder herunterzukommen." Anderen in der gleichen Lage will sie nun helfen und dabei ihre Erfahrungen einbringen. Franck ist Mitglied im Autismus-Verband Rhein-Wupper und hat sich von dort Hilfe geholt, die sie nun selbst weitergeben möchte.

Es bleibt jedoch nicht bei Kursen für autistische Kinder und deren Eltern. Während Brehmer als Therapeutin schon viel mit autistischen Kindern gearbeitet hat,kümmert sich die Geografin und Sozialwissenschaftlerin Franck um Ausstellungen und Ausflüge mit dem Kleinbus, um Kulturfahrten und Museumsbesuche, eben um alles, was Fantasie und Kreativität verstärkt. Ihrer Selbsthilfegruppe haben die beiden auch einen Namen gegeben, der demnächst als Adresse der eigenen Interseite dient: www.farbenfroh-lebenskunst.de.

Die nächsten Termine: Ludwig-Erhard-Allee 18, 3. und 17. September, 13.30 bis 18 Uhr, 30 ™/Veranstaltung, Anmeldung bei Hela Brehmer unter Telefon 786023.

(RP)
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