Bilk Widerstand gegen Neubau im Innenhof

Bilk · Anwohner wehren sich gegen Bauvorhaben der Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft. Die will inmitten einer Wohnanlage aus den Zwanziger Jahren nahe dem Aachener Platz 70 barrierefreie Wohnungen errichten.

Es sollte eine Jury-Sitzung wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden: Die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft (DWG) hatte Architektenbüros aufgefordert, Entwürfe für ein Neubauprojekt der DWG zu erstellen. Thema: die geplante Bebauung einer Grünfläche der Genossenschaft in Bilk nahe dem Aachener Platz mit rund 70 möglichst barrierefreien Wohneinheiten.

Am Mittwoch nun sollte ein Gremium unter anderem mit Rats- und Bezirkspolitikern sowie dem Baudezernenten Gregor Bonin zwischen zwei verbliebenen Entwürfen entscheiden. Doch vor dem Versammlungsort, einem Saal der DWG am Dahlacker, schlug den Juroren der geballte Unmut von rund 85 Teilnehmern einer (angemeldeten) Demonstration entgegen.

"Nachverdichtung falsch verstanden", "Zerstörung von 8000 Quadratmetern Grünfläche" oder "Enteignung unter Genossen — wir sind nicht gefragt worden" war auf den Transparenten der empörten Genossenschaftsmitglieder aus Bilk zu lesen. Was diese so empört, ist die Tatsache, dass die DWG beabsichtigt, den Innenhof ihrer aus den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammenden Wohnanlage im Karree Fritz-Reuter-Straße, Vehlingshecke und Fleher Straße mit Wohnungen zu bebauen. Und damit sind die Bewohner, die zum Teil bereits in der dritten Generation in den kleinen Häuschen dort wohnen und die offenbar eine verschworene Gemeinschaft bilden, alle andere als einverstanden.

"Wir leben seit 30 Jahren hier. Unsere Tochter hat jetzt ebenfalls ein Häuschen bezogen und unsere Enkelin spielt auf dem Hof. Es wäre eine Schande, wenn uns dieser Hof genommen wird, denn das ist ein Paradies, vor allen für die Kinder", sagt Anwohnerin Ursula Stoffels. "Mit unserer Ruhe ist es dann vorbei", befürchtet Manfred Meyer, dessen Familie bereits in der dritten Generation, also von Anfang an, in der Anlage beheimatet ist. "Außerdem ist die Fritz-Reuter-Straße sehr eng, der Bürgersteig dort oft kaputt, weil die Müllfahrzeuge nicht durchkommen und über den Bordstein fahren. Wie soll das erst werden, wenn die Baufahrzeuge hindurch müssen und später die neuen Bewohner? Und wo die geplante Tiefgarage mit der Einfahrt hin soll, ist auch unklar", ergänzt seine Frau Helga.

In einem einzigen Anschreiben der DWG im Juni haben die Anwohner von dem Bauvorhaben erfahren, berichtet Klaus Schober, ebenfalls Anwohner und Organisator der Demo am Mittwoch. Bereits kurz nach Bekanntwerden hatten sich dann bereits fast 90 Prozent der Anwohner auf einer Unterschriftenliste gegen das Projekt eingetragen. Die Anlage, die jetzt bebaut werden soll, stellt nach Schobers Angaben "ein durch den Krieg nahezu unbeschädigtes Musterbeispiel für die Siedlungsarchitektur der Zwanziger Jahre" dar. Schober: "Das ist nicht nur irgendein Garten, der jetzt bebaut werden soll, sondern eine grüne Lunge für das ganze Viertel und ein architektonischer Solitär."

Aus dieser Einschätzung der Anlage heraus wehren sich die Anwohner auch gegen die Argumentation der DWG, die geplante Bebauung mit Wohnungen geschehe im Sinne der von der Stadt angestrebten sogenannten Nachverdichtung. Schober: "Bei dieser Nachverdichtung aber werden Innenhöfe, die zuvor gewerblich, also mit kleinen Handwerksbetrieben genutzt wurden, mit Wohnungen bebaut, um der Nachfrage nach Wohnraum nachzukommen. Hier kann aber von einem Hinterhof nicht die Rede sein."

Interessiert hörte sich Baudezernent Gregor Bonin die Argumente der Anwohner an und versicherte, dass "noch nichts entschieden" sei. Er verwies allerdings auch auf die Notwendigkeit, mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen.

(RP)
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