Hilden Abgesang auf einen alten Chor
Hilden · 105 Jahre lang hat er existiert, der Gemischte Chor Hilden, auch unter dem Namen "Almrausch" bekannt. Jetzt geht den Sängern buchstäblich die Puste aus: Sie fühlen sich zu alt, um weiter zu machen. Und Nachwuchs gibt es nicht.
Der "Gemischte Chor Hilden Süd 1907" bereitet sich auf seinen Abschied von der Bühne vor: Nach 105 Jahren des Bestehens, nach unzähligen Auftritten und glanzvollen Jahrzehnten in der Itterstadt, ist am Samstag, 24. März, Schluss. Dann wird es ein großes letztes Konzert in der Stadthalle geben, die Kehlen der 24 verbliebenen Sängerinnen und fünf Sänger werden noch einmal alles geben, unterstützt von Sängern aus anderen Chören und den Solisten Cordula Kautzner, Juliane Löffler, und Reinhard Dix.
"Es wird ein wunderbarer Abend mit vielen bekannten Melodien aus Oper, Operette und Musical", verspricht Marlies Thieme, Vorsitzende des Chors und selbst seit den späten 50er Jahren Mitglied. Auf dem Programm stehen etwa die "Blaue Donau" oder Stücke aus "My Fair Lady". Unterstützt werde der "Gemischte Chor", der einmal "Almrausch" hieß, von dem Pianisten Arthur Keilmann. Danach wird der Chor ein Stück Hildener Geschichte sein.
Dass er aufhört, ein lebendiger Teil der Stadt zu sein, liegt daran, dass es keinen Nachwuchs gibt. Alle Chormitglieder sind inzwischen über 70, das älteste ist 83 Jahre alt. Da werde die Stimme schon mal zittrig, gibt Thieme zu. Man habe sich zwar bemüht, jüngere Sänger anzuwerben, jedoch vergeblich. Möglich, dass es am ausschließlich deutschen Repertoire liegt, das der Chor pflegt, möglich auch, dass Männer und Frauen beim Singen lieber unter ihresgleichen sind. Sicher ist jedenfalls, dass mit dem "Gemischten Chor" ein weiterer großer, alter Chor abtritt: Vor sechs Jahren hatte der Männergesangsverein Germania sein Aus verkündet. Thieme und ihre Mitsänger hoffen noch einmal auf ein volles Haus: Karten für zehn Euro gibt es in der Ticketzentrale der Bücherei und bei den Mitgliedern.
