Hilden Bäcker als Energie-Pionier

Hilden · Das Hildener Familienunternehmen Roland Schüren ist bereits zum zweiten Mal mit dem Nachhaltigkeitspreis Ecocare-Award 2012 dekoriert worden. Es setzte sich gegen 80 Bewerber durch.

 Kunden können vor der Backstube von Roland Schüren in Hilden am Mühlenbachweg 9 kostenlos Strom tanken. Der Bäcker will zeigen, dass die Energiewende in der alltäglichen Praxis funktioniert.

Kunden können vor der Backstube von Roland Schüren in Hilden am Mühlenbachweg 9 kostenlos Strom tanken. Der Bäcker will zeigen, dass die Energiewende in der alltäglichen Praxis funktioniert.

Foto: Olaf Staschik

Roland Schüren legt nicht nur größten Wert auf die Qualität und den Geschmack seiner Brote und Backwaren, sondern auch auf ihre möglichst umweltschonende Produktion. Der Handwerksunternehmer hat sich selbst ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sein Betrieb soll die erste kohlendioxidneutrale Bäckerei aus eigener Kraft in Deutschland werden. Dafür hat Schüren schon viel getan. Das honorierten die Fachzeitung Lebensmittel Praxis und das Düsseldorfer Messetrio InterMopro/InterCool/InterMeat jetzt mit dem Ecocare Award 2012 in der Kategorie "Produkt". Für sein umfangreiches und konsequentes Nachhaltigkeits-Engagement, insbesondere im Bereich Logistik, wurde das Hildener Unternehmen mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. 80 Unternehmen hatten sich beworben. Die Bäckerei Schüren erhält diesen internationalen Nachhaltigkeitspreis bereits zum zweiten Mal: "Man könnte sagen, dass wir nachhaltig nachhaltig sind", scherzt Roland Schüren.

Der Bäckermeister und Betriebswirt ist bei seinen Kollegen zu einem vielgefragten Pionier in Sachen Energieeffizienz geworden: "Ich will zeigen, dass die Energiewende in der alltäglichen Praxis funktioniert – und dass sie sich rechnet." Die Bäckerei in Hilden mit 16 Filialen im Kreis Mettmann, Düsseldorf, Solingen und Wuppertal liefert Waren ausschließlich mit Erdgas- und Elektrofahrzeugen aus. Der Strom dafür wird mit einer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach der Backstube aus Sonnenlicht gewonnen. "Prognosen über das Einkaufsverhalten der Kunden auf Grundlage von Events, Feiertagen, Ferien und Wettervorhersagen werden mit Erfahrungen des Verkaufspersonals abgeglichen", erläutert Roland Schüren. Dies führe zu einer außerordentlich geringen Retourenquote (Altbrot) von aktuell lediglich 8,25 Prozent. Zum Vergleich: Der Branchendurchschnitt liege bei rund 20 Prozent. Das überzeugte die Jury, die aus Nachhaltigkeitsexperten der Unternehmen Henkel, Rewe, Galeria Kaufhof und der Universität Witten/Herdecke bestand.

Schüren heizt seine Backstube mit Biomasse (70 Prozent Holzpellets, 30 Prozent Altbrot) kühlt sie mit Sondenwasser aus dem Erdboden und gewinnt noch einen Teil der Wärme zurück. Das verringert den Energieeinsatz um 50 Prozent und die CO2-Emissionen um 91 Prozent beim Betrieb. Für dieses innovative Energiekonzept wurde das Unternehmen bereits 2010 mit dem Ecocare-Preis ausgezeichnet.

Zurzeit lässt Schüren neue Brötchentüten drucken. Darauf lädt er die Kunden ein, kostenfrei an seiner Stromtankstelle vor der Backstube am Mühlenbachweg 9 zu tanken. "Inzwischen machen davon schon zwei Kunden Gebrauch", freut sich der Unternehmer: "Bei geschätzt acht zugelassenen Elektroautos in Hilden ist das schon eine Menge." Demnächst wird er zwei weitere Elektro-Autos als Firmenwagen anschaffen, die seine Mitarbeiter auch privat nutzen dürfen. Den "Treibstoff" gibt's an der eigenen Firmentankstelle gratis dazu.

(RP)
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