Hilden Ein Stipendium für Integration

Hilden · Soukaina El-Halimi (14) aus Hilden ist die jüngste der neuen Stipendiaten der Start-Stiftung für Schüler aus Zuwandererfamilien. Die Schülerin mit marokkanischen Wurzeln setzte sich gegen rund 600 Mitbewerber durch.

 Soukaina El-Halimi will nach dem Abi studieren – etwas in Richtung Medizin, weil sie gerne mit Menschen und vor allem mit Kindern arbeitet.

Soukaina El-Halimi will nach dem Abi studieren – etwas in Richtung Medizin, weil sie gerne mit Menschen und vor allem mit Kindern arbeitet.

Foto: Olaf Staschik

Soukaina El-Halimi hat für diesen besonderen Tag die Farbe Blau gewählt. Kleid, Schuhe, Schmuck – alles passend. Die dunklen Locken hat sie mit Klammern gebändigt, die Wimpern getuscht. Die 14-Jährige aus dem Hildener Süden ist aufgeregt, zittert ungeduldig mit den Beinen.

Gestern Nachmittag wurde die Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums im Tanzhaus NRW in Düsseldorf offiziell in den Kreis der Stipendiaten der Start-Stiftung aufgenommen, als jüngste in diesem Jahr. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann überreichte die Urkunde. Gegen mehr als 600 Mitbewerber setzte Soukaina sich mit ihrem außerordentlichen Engagement und ihren guten schulischen Leistungen durch.

Dass sie ausgewählt wurde, weiß "Souki", wie ihre Familie und Freunde sie nennen, schon seit den Sommerferien. "Ich war mit meiner Familie im Urlaub im Sauerland, als plötzlich mein Bruder anrief und mir sagte, dass ich eine Runde weiter bin", erzählt sie. Das folgende Auswahlgespräch in Wuppertal war die nächste Hürde und dann stand fest: Soukaina hat es geschafft.

Das Wort "Migrationshintergrund" findet die Schülerin zu negativ. "Ich sehe das eher als Migrationsvordergrund", sagt sie. Schließlich könne man so viel in die Gesellschaft einbringen, findet Soukaina. Deshalb engagiert sie sich in ihrer Freizeit auch im Jugendparlament der Stadt. "Wir haben schon viel erreicht, zum Beispiel den Umbau der Skateranlage", erzählt sie stolz. Im November macht sie ein Praktikum im Landtag. "Da freue ich mich total drauf", sagt sie. In der Schule hat sie außerdem eine Streitschlichter-Ausbildung absolviert. Seitdem klärt sie in der großen Pause Konflikte unter Mitschülern. Dass bei diesem Engagement noch Zeit für Sport bleibt, ist für Soukaina völlig klar. Zwei bis dreimal in der Woche geht das zierliche Mädchen zum Kickboxen. "Kampfsport ist einfach voll mein Ding. Früher habe ich Taekwondo gemacht", erzählt sie. Mit neun Jahren war sie sogar deutsche Vize-Jugendmeisterin in ihrer Gewichtsklasse.

Soukainas Eltern kamen aus Marokko nach Deutschland. Mit ihren vier Kindern sprechen sie zu Hause fast nur Deutsch, erzählt Soukaina. "Als die Zusage für das Stipendium kam, waren sie sehr stolz auf mich", freut sich die Schülerin. Die Familie ist sehr gläubig, betet regelmäßig. Schwierigkeiten wegen ihrer Religionszugehörigkeit hat Soukaina aber noch nie gehabt: "Meine Freunde akzeptieren, dass ich in dem Punkt eine andere Meinung habe."

Zur Aufnahmezeremonie begleiteten sie neben ihren Eltern auch ihr Bruder, der in Duisburg Politikwissenschaften studiert. Soukaina selbst möchte lieber etwas in Richtung Medizin machen. "Meine Lieblingsfächer in der Schule sind zwar die Sprachen, aber ich möchte gerne mit Menschen und vor allem mit Kindern arbeiten", betont sie. Durch das Stipendium bekommt Soukaina nun monatlich 100 Euro Bildungsgeld. "Davon werde ich mir vielleicht ein elektronisches Wörterbuch zulegen", sagt sie.

(RP/url)
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