Hilden Einbrecher kommen über die Autobahn

Hilden · Neuer Kripo-Chef Johannes Hermanns: Dank aufmerksamer Bürger sind wichtige Festnahmen gelungen.

 Auch in das Hildener Eiscafé San Marco wurde in diesem Jahr eingebrochen: Unser Bild aus dem Februar zeigt Betreiber Reiner Ockenfels beim Aufräumen am Tag danach.

Auch in das Hildener Eiscafé San Marco wurde in diesem Jahr eingebrochen: Unser Bild aus dem Februar zeigt Betreiber Reiner Ockenfels beim Aufräumen am Tag danach.

Foto: olaf staschik

Die Einbrecher haben in den Wintermonaten "Hochkonjunktur". Sie nutzen die frühe Dunkelheit, um in Häuser und Wohnungen einzubrechen. Meist haben sie es auf Schmuck und Geld abgesehen. Kreisweit wurden in 2011 mehr als 1650 Wohnungseinbrüche angezeigt. Seit 2009 haben sich die Delikte um 60 Prozent erhöht, sagt Frank Sobotta, Sprecher der Kreispolizeibehörde Mettmann.

"Die Fallzahlen im Kreis Mettmann sind, anders als in vielen anderen Behörden, im Vergleich zum Vorjahr bisher leicht rückläufig", betont Kriminaldirektor Johannes Hermanns. Der neue Chef der Kriminalpolizei im Kreis Mettmann spricht aber auch von einem "leider (...) anhaltend hohen Fallzahlenniveau". In Hilden wurden bis Ende Oktober 129 Wohnungseinbrüche gezählt, acht weniger als im Vorjahr. In Haan dagegen wurden 90 Einbrüche angezeigt, 19 mehr als in 2011. Besondere Schwerpunkt seien nicht zu erkennen, so Hermanns: "Temporäre örtliche Schwerpunkte wechseln in schneller Frequenz." Am häufigsten betroffen seien die Städte Ratingen, Langenfeld und Velbert – "allein schon wegen ihrer Größe".

Um mehr über die Täter, ihre Herkunft und über Mittäter zu erfahren, muss man sie festnehmen. Doch eine Aufklärungsquote von etwas über zehn Prozent erlaubt das nur selten. Meist sind die Einbrecher schnell wieder über alle Berge. Selten gelingt es der Polizei, die Diebe direkt zu schnappen. Und: Die Beute werde nicht als Hehlerware in Mettmann umgesetzt, sondern tauche in München oder in Köln auf, erläutert Polizeisprecher Sobotta. Und dann sei es schwierig, die Beutestücke konkreten Einbrüchen zuzuordnen.

"Die Täter nutzen die Nähe Mettmanns und Erkraths zur Autobahn und zum Ruhrgebiet", sagt Sobotta. Oft sind es Banden, die aus Ost-Europa kommen, in Deutschland keinen festen Wohnsitz haben und nach ein paar Wochen mit fetter Beute wieder verschwinden. "Kürzlich haben wir in Velbert ein Auto mit einem Ausfuhr-Kennzeichen angehalten. In dem Wagen saßen vier Rumänen, die zwar kein Diebesgut mit sich führten, aber ein Stemm-Eisen und einen großen Schraubendreher", erzählt Sobotta und fügt hinzu: "Solche Werkzeuge hat der Normalbürger nicht täglich bei sich."

Die zweite Täter-Gruppe steuere den Kreis Mettmann aus den Benelux-Staaten an. Schließlich seien es Kinder- und Jugendliche aus Osteuropa, die im Kreis auf Beutezüge gehen. Vorwiegend Mehrfamilienhäuser sind ihr Ziel. "Sie klingeln bei allen Bewohnern. Und dort, wo sich niemand meldet, brechen sie ein." Falls sie festgenommen werden, könnten sie sich nicht ausweisen, sagten, sie seien erst 14, also straf-unmündig, und müssen wieder entlassen werden.

"Sicherlich sind bei unseren Einbrechern auch Junkies aus Mettmann oder den umliegenden Städten dabei, die mit Geld und Schmuck ihren Stoff kaufen wollen", sagt der Pressesprecher. Doch die seien eher die Ausnahme.

Wo was zu holen ist, wird in der Szene oft als Tipp weitergegeben, heißt es. Auffallend ist, dass bestimmte Ortsteile oder Straßenzüge mehrfach hintereinander aufgesucht werden.

Die Täter kommen am frühen Abend im Schutz der Dunkelheit. Sie sondieren die Lage, und wenn kein Licht im Haus brennt, steigen sie über Balkone, kommen über die Terrasse und hebeln Türen und Fenster auf. Die Beamten empfehlen deshalb, immer ein Licht im Haus anzulassen, auch wenn man nicht zu Hause ist, um Präsenz vorzutäuschen. Die Einbrecher wollen ungestört "arbeiten". Bewegungsmelder und Alarmanlagen sollten deshalb so hoch angebracht werden, dass der Täter sie nicht mit einem Stemmeisen abschlagen kann. Gartenmöbel oder große Mülltonnen würden von ihnen gerne als Kletterhilfe genutzt.

"Wichtig ist, dass die Nachbarn oder Bewohner des Viertels wachsam sind." In Gruiten vor dem Bürgerhaus hatte ein Bewohner einen Golf gesehen, in dem drei Männer saßen. Er habe zunächst gezögert, die Polizei zu alarmieren, doch dann angerufen. "Das war genau richtig", so Sobotta. "Nur wenn wir Hinweise auf verdächtige Personen bekommen, können wir sie überprüfen." Auch der neue Kripo-Chef setzt auf die Aufmerksamkeit der Bürger: "Es ist für den Aufklärungserfolg der Polizei und viel mehr noch die Sicherheit unserer Bürger extrem wichtig, auffällige Verhaltensweisen schnell an uns – am besten über den Notruf 110 – zu melden. Dadurch sind uns in den vergangenen Wochen einige wichtige Festnahmen gelungen."

www.rp-online.de/hilden

(RP)
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