Hilden Fahrdienst ohne Fahrer

Hilden · Drei Freiwillige haben bei den Johannitern kurzfristig abgesagt. Wenn sich kein Ersatz findet, wird ab 1. Oktober der bereits reduzierte Fahrdienst für Behinderte weiter eingeschränkt, sagt Ortsbeauftragter Ulrich Hagemann.

 Zwei Freiwillige beim Fahrdienst der Johanniter: Raphael Kurzella (links) hat gestern seinen Dienst beendet, Dennis Bieniek bleibt noch eine Weile. Er braucht dringend neue Kollegen.

Zwei Freiwillige beim Fahrdienst der Johanniter: Raphael Kurzella (links) hat gestern seinen Dienst beendet, Dennis Bieniek bleibt noch eine Weile. Er braucht dringend neue Kollegen.

Foto: staschik

Heute und zum 1. Oktober sollten drei Freiwillige – aus Bundesfreiwilligendienst und Freiwilligem Sozialen Jahr – im Behindertenfahrdienst der Johanniter-Unfall-Hilfe Hilden anfangen. Nun erhielt Ortsbeauftragter Ulrich Hagemann die Hiobsbotschaft: Die Drei treten nicht an. "Zwei haben einen Studienplatz bekommen, einer hat ein schlechtes Führungszeugnis, wie sich erst jetzt herausstellt." Konsequenz: Die vier verbliebenen Freiwilligen im Fahrdienst müssen jetzt die Arbeit von sechs leisten. Um die nächsten vier Wochen zu überbrücken, muss Hagemann seinen Freiwilligen freie Tage und Urlaub streichen. "Wir müssen zum 1. Oktober kurzfristig zwei neue Freiwillige finden", beschreibt der Ortsbeauftragte das Problem. Er hofft auf junge Leute, die keinen Studienplatz oder keine Lehrstelle gefunden haben und die Wartezeit sinnvoll überbrücken wollen.

Und wenn das nicht klappt? "Dann müssen wir unseren Fahrdienst weiter reduzieren", macht sich Hagemann keine Illusionen. Die Hildener Johanniter sorgen dafür, dass Behinderte trotz ihres Handicaps am öffentlichen Leben teilnehmen und Fußballstadien (Fortuna), Konzerte (etwa in der KölnArena), Kirmes, Ausstellungen oder Events wie die Kölner Lichter besuchen können. Wegen fehlender Freiwilliger wurde der Fahrdienst ("Wir sind ein großer Anbieter im Kreis") zum 1. Februar bereits um 50 Prozent auf 400 Fahrten im Monat reduziert. Wenn bis Oktober kein Ersatz gefunden wird, wird Hagemann weitere 33 Prozent der Fahrten streichen müssen. Für seine 120 bis 150 Kunden in Hilden, Haan, Erkrath, Langenfeld, Ratingen und Monheim bedeutet das, dass die Johanniter dann nur noch zur Kernzeit täglich von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung stehen.

Der Bundesfreiwilligendienst ersetzt seit 1. Juli 2011 den Zivildienst, der zusammen mit der Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Die zuständige Bundesministerin Kristina Schröder feierte die Einführung Ende Juni dieses Jahres als großen Erfolg. Der Bundesfreiwilligendienst habe alle Erwartungen übertroffen: "Uns ist es hervorragend gelungen, die historische Chance für den Ausbau von freiwilligem Engagement in Deutschland zu nutzen", sagte sie damals. Was die Ministerin nicht erwähnt: Gefördert werden nur 35 000 Plätze für den Bundesfreiwilligendienst und 35 000 Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr/Freiwilliges Ökologisches Jahr. Der Bedarf ist aber offensichtlich weitaus höher. Das zeigt ein Blick in die Platzbörse des Bundesfreiwilligendienstes. In Hilden und fünf Kilometer Umgebung (Erkrath und Solingen) werden 149 (!) Plätze für Freiwillige ab Montag oder nach Absprache angeboten.

(RP)
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