Hilden Firmen sponsern Berufskolleg

Hilden · Interview Schulleiter Heinrich Bachl sieht die Industrie-Spenden und die Fortbildung seiner Lehrer durch Unternehmen als Beleg dafür, dass die größte Berufsschule im Kreis Mettmann das Richtige tut.

Schulleiter des Berufskollegs Hilden: Heinrich Bachl.

Schulleiter des Berufskollegs Hilden: Heinrich Bachl.

Foto: Anja Tinter

Mit rund 2400 Schülern und 30 Bildungsgängen ist das Berufskolleg Hilden die größte Bildungseinrichtung dieser Art im Kreis Mettmann. Am Samstag feierte der Ausbildungsgang Biologisch-Technische Assistenten (BTA) zehnjähriges Bestehen. Dazu hat RP-Redakteur Christoph Schmidt den Schulleiter Heinrich Bachl befragt.

Rundgang nach der Feierstunde: Klaus Jelich (Bayer Werksleiter), Kolleg-Leiter Heinrich Bachl, Manfred Krick (Stellvertretender Landrat) und Thimo v. Schmitt-Lord (Bayer Stiftung).

Rundgang nach der Feierstunde: Klaus Jelich (Bayer Werksleiter), Kolleg-Leiter Heinrich Bachl, Manfred Krick (Stellvertretender Landrat) und Thimo v. Schmitt-Lord (Bayer Stiftung).

Foto: Anja Tinter

Wie kam es zur Gründung der BTA-Abteilung in Hilden?

Bachl Das Biotechnologie-Unternehmen Qiagen mit Sitz in Hilden suchte händeringend technisches Personal. Wir haben angeboten, zu helfen. Der Kreis hat dafür viel Geld in die Hand genommen. Aus dem wissenschaftlichen Bereich konnten wir hochqualifizierte Lehrer gewinnen, unter anderem einen ehemaligen Laborleiter von Qiagen. Sie wussten, welche Qualifikationen in der Wirtschaft gebraucht werden. Deshalb sind unsere BTA-Absolventen auch so gefragt.

Wie viele BTA hat das Kolleg Hilden in den vergangenen zehn Jahren ausgebildet?

Bachl Rund 500. Wer wollte, hat sofort einen Arbeitsplatz gefunden. Rund die Hälfte unserer Absolventen studiert anschließend.

Werden Sie von der Wirtschaft unterstützt?

Bachl Sehr und das ist uns auch sehr wichtig, weil das beweist, dass wir das Richtige tun. Die Bayer-Stiftung hat uns gerade ein Rastertunnelmikroskop im Neuwert von 13 000 Euro gespendet. Die Firma Qiagen hat uns im März zwei DNA-Analyse-Systeme im Wert von über 80 000 Euro geschenkt. Für mich ist noch viel wichtiger, dass unsere Lehrer in Unternehmen fortgebildet werden. Dafür habe ich nämlich kein Geld.

Arbeitet das Kolleg auch in anderen Bereichen mit der Wirtschaft zusammen?

Bachl Im IT-Bereich (Informationstechnologie) sind wir für Oracle, Cisco (als erste Cisco-Akademie in NRW) und Microsoft zertifiziert worden. Für Techniker des Hildener Automobilzulieferers Wielpütz haben wir kaufmännische Weiterbildung gemacht. Zurzeit bahnen wir eine Kooperation mit Teekanne für IT- und Industriekaufleute an. Das international aufgestellte Düsseldorfer Familienunternehmen legt großen Wert auf Mathematik-Kompetenz. Schüler unseres Wirtschaftsgymnasiums machen regelmäßig Auslandspraktika. Die neueste Kooperation beginnt mit Siemens UK in England.

Wie wichtig sind Auslandspraktika?

Bachl Sie werden immer wichtiger. Wir bekommen allein 100 000 Euro im Jahr für Auslandspraktika für unsere Schüler aus dem EU-Programm Leonardo. Sprachkenntnisse wie Englisch werden von Unternehmen immer stärker nachgefragt. Wir nehmen das auf. Wir haben jetzt sogar eine Klasse, die drei Jahre Chinesisch lernt. Der Kursus ist voll.

Sie arbeiten nicht nur mit Unternehmen, sondern auch mit Hochschulen zusammen.

Bachl Da haben wir Pionierarbeit geleistet, auf die ich besonders stolz bin. Unsere Schüler im IT- und im BTA-Bereich können schon vor ihrer Fachhochschulreife bei uns Leistungsnachweise für die Fachhochschule Niederrhein, die FH Düsseldorf, die Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf und die Uni Mainz machen. Das zeigt, welches Ausbildungsniveau bei uns herrscht. Und dass man kein Abitur braucht, um zu studieren. Das funktioniert auch mit beruflichen Kompetenzen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Berufskolleg in den nächsten Jahren?

Bachl Wir müssen mit der rasanten Beschleunigung in der Arbeitswelt Schritt halten. Lateinlehrer können auch in zehn Jahren noch so unterrichten wie heute. Wir können das nicht. Wir müssen jede Veränderung mitmachen. Im IT-Bereich beispielsweise liegt die Zeit, in der alte durch neue Technik ersetzt wird, bei 17 Monaten. Unsere IT-Ausbildung dauert 36 Monate. Da kann man sich vorstellen, was das bedeutet. Eine andere große Herausforderung ist es, Schüler für die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu begeistern, weil davon unserer aller Wohlstand in der Zukunft abhängt. Wir haben dafür das NEAnderLab — eine private Initiative von erkrath initial — zum Experimentieren, das die Neugier und den Spieltrieb der Jugendlichen anspricht. Unser Berufskolleg fährt mit großem Erfolg Projekte unter dem Motto Schüler schulen andere Schüler. Und wir wollen künftig mit den Realschulen noch enger zusammenarbeiten.

(RP)
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