Gruiten Naturschutz mit der Kettensäge

Gruiten · Helfer der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt sorgen dafür, dass die ehemalige Kalkgrube 10 nicht zuwächst. Dort leben seltene Orchideen und Eidechsen. Sie brauchen Licht und Wärme.

 Guido Weber mit einer Zauneidechse. Sie liebt es warm.

Guido Weber mit einer Zauneidechse. Sie liebt es warm.

Foto: Arch/atin

Mit der morgendliche Ruhe an der Grube 10 in Gruiten war es am Samstag bereits um 7.30 Uhr vorbei. Motorsägen heulen im Landschaftsschutzgebiet auf, dann fallen die ersten Bäume. Eine halbe Stunde später trifft eine zweite Gruppe ein. Ihre Aufgabe es ist, die abgesägten Baumstämme, Zweige und Äste an einer Stelle für den Abtransport zu sammeln.

 Die Helfer an der Motorsäge müssen spezielle Schutzkleidung tragen und zuvor eine Ausbildung am Gerät machen.

Die Helfer an der Motorsäge müssen spezielle Schutzkleidung tragen und zuvor eine Ausbildung am Gerät machen.

Foto: Olaf Staschik

Sicherheit wird großgeschrieben

Die fleißigen Helfer am ehemaligen Kalksteinbruch gehören der Haaner AG Natur und Umwelt Haan, kurz AGNU, an. Rund 20 Freiwillige sind dem Aufruf der Naturschützer gefolgt und sorgen nun dafür, dass der immer stärker werdenden Verwaldung des Gebietes Einhalt geboten wird. "Unser Ziel ist es, das Gebiet zu erwärmen", erklärt Sven Kübler, Vorstandmitglied der Haaner Ortsgruppe. Birken und Weiden siedeln als erste in steinigen Gebieten.

Je stärker die Bäume hier wachsen, desto mehr Schatten im Sommer. Deshalb sollen die Felsen wieder freigestellt werden. "In der Grube 10 gibt es Orchideen und Eidechsen, die Wärme und den kalkhaltigen Boden lieben. Wir möchten mit dieser Maßnahme dafür sorgen, dass sich seltene Arten verstärkt hier ansiedeln", erklärt Kübler.

"Sicherheit schreiben wir groß", erläutert das Vorstandsmitglied und ermahnt gleichzeitig einige der Helfer, mehr Abstand zum Baum einzuhalten, der gerade gefällt wird. Damit gemeint ist unter anderem die Schutzkleidung für diejenigen, die unmittelbar mit der Säge zu tun haben.

Spezielle Hosen und Schuhe, in die man nicht hinein sägen kann und eine offizielle Ausbildung am Werkzeug selbst. Stolz ist er, dass so viele freiwillige Helfer mit dabei sind. "Das ist schon eine Besonderheit in Haan, dass sich so viele Menschen an unseren Aktionen beteiligen."

Auf die Frage nach dem Grund sagt er: "Die Stimmung in der Gruppe ist gut." Annette Schneider hat sich an diesem Samstag zur Mithilfe entschieden und sogar ihre 18-jährige Tochter für die Idee begeistern können. Idealismus steht bei diesem Engagement nicht unbedingt im Vordergrund: "Ich habe einen Büro-Job. Die Arbeit hier ist ein schöner Ausgleich. Man ist an der frischen Luft, tut etwas Sinnvolles und kann ganz nebenbei die Umgebung kennenlernen", sagt die 50-Jährige.

Der mit 72 Jahren älteste Teilnehmer ist Hans Baum. Er ist Jäger und fühlt sich der Natur verbunden. Seit einigen Jahren unterstützt er die AGNU bei solchen Einsätzen "Ich mache das immer wieder gern", erklärt er, während der zehnjährige Ingmar kleinere Äste heranschleppt. Er ist heute der jüngste Helfer und gemeinsam mit seinem Vater hier. "Ich war auch im letzten Jahr mit dabei", betont der Junge begeistert.

Die Arbeit folgt einem Plan, der von Biologen erstellt wird. Finanziert werden die Aktionen der AGNU aus Mitteln und Fördergeldern der EU. "So können wir auch unsere Helfer bezahlen. Die haben dann die Wahl, ob sie das Geld spenden oder behalten wollen", erklärt Kübler. Erfahrungsgemäß entscheiden sich die älteren Helfer für eine Spende, während sich die jüngeren über Taschengeld freuen.

(RP)
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