Gruiten Neues Heim für Zauneidechsen

Gruiten · Weil sich die Zauneidechsen in Vohwinkel nicht mehr wohlfühlen, werden sie nun nach Gruiten umgesiedelt. 40 der scheuen Reptilien haben in der Grube 7 ein neues Zuhause gefunden, das die Population begünstigen soll.

 Auch Zauneidechsen werden gern gekrault: Biologe Guido Weber versucht, die Neu-Gruitenerin zum Maulöffnen zu bewegen.

Auch Zauneidechsen werden gern gekrault: Biologe Guido Weber versucht, die Neu-Gruitenerin zum Maulöffnen zu bewegen.

Foto: anja tinter

Behutsam nimmt Guido Weber die Zauneidechsen aus der Plastikkiste heraus. Er setzt sie verteilt am Südhang der Grube 7 an Plätzen aus, wo sie sich schnell verstecken können. Die wärmeliebenden Reptilien sollen in aller Ruhe ihren neuen Lebensraum erkunden. "Die Sonne strahlt direkt auf den Abhang. Die Lebensbedingungen für die Zauneidechsen sind hier ideal", freut sich der Biologe, der von der Stadt Wuppertal mit der Umsiedlung beauftragt wurde.

Gewerbegebiet vertrieb Echsen

Bereits 40 Zauneidechsen wurden in diesem Jahr aus Vohwinkel in einen abgezäunten Teil des Haaner Naturschutzgebietes umgesiedelt. "Die Grube 7 ist ideal für die Umsiedlung", betont auch Leiterin Karin Ricono vom städtischen Ressort für Umweltschutz in Wuppertal. Grund für die Wanderung der Eidechsen sei die Erschließung des Verschiebebahnhofs in Wuppertal-Vohwinkel als Gewerbegebiet, den die Zauneidechsen zunehmend als Lebensraum erobert hatten.

In Absprache mit der Bezirksregierung wurde deshalb der an das Stadtgebiet von Haan angrenzende westliche Teilbereich der Bahnbrache als Schutzgebiet festgesetzt. Allerdings war die Fläche zu klein für die rund 200 Tiere. "Zunächst waren wir vorrangig in Wuppertal auf der Suche nach neuen Lebensräumen", berichtet Ricono. Allerdings erwiesen sich die potenziellen Flächen als ungünstig. "In der Grube 7 wissen wir, dass das Gebiet dauerhaft sehr gut gepflegt wird", betont Ricono.

Seit Jahren pflegt und betreut die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU) Trockenbiotope an den Abhängen des ehemaligen Kalksteinbruchs. Das zwei bis drei Hektar große Einzugsgebiet für die Zauneidechsen wurde bereits vorher für die angesiedelten Wald-eidechsen von Sträuchern befreit. Dadurch bekommen die Tiere ausreichend Sonne zu spüren – wenn sie denn so strahlt wie am gestrigen Umzugs-Tag.

"Im Gegensatz zu Waldeidechsen legen die Zauneidechsen Eier. Das Klima ist aber im Bergischen Land oftmals zu rau zum Brüten", erläutert Guido Weber. Rund 100 Tiere sollen insgesamt in die Grube 7 umgesiedelt werden. "Das wäre eine gute Grundlage für die Population", hofft der Biologe. Jedoch könne man nicht versichern, dass alle Tiere überleben, da sie beispielsweise von angesiedelten Turmfalken oder Uhus angegriffen werden können. "Besonders bei Jungtieren ist die Mortalität sehr groß", sagt er.

Tiere trauen sich nur selten hervor

Zur Prävention legten die Landschaftswächter mehrere Totholzhaufen zum Schutz vor Greifvögeln an. "Es geht nicht darum, jedes einzelne Tier individuell zu beschützen, sondern dass die Population im Kreis erhalten bleibt", fügt Karin Ricono hinzu. Sie weist darauf hin, dass in ganz Nordrhein-Westfalen kaum noch Zauneidechsen leben. Bis Anfang nächsten Jahres soll die Umsiedlungsaktion Woche für Woche stattfinden. Wanderer werden die scheuen Tiere nur selten zu Gesicht bekommen. "Wenn man alleine und ruhig unterwegs ist, dann kommen sie aber auch bis an den Wegesrand", weiß Guido Weber.

(shs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort