Hilden/Haan Raupe: Gärtner in Sorge

Hilden/Haan · Bislang war der so genannte Buchsbaumzünsler, der Buchsbäume absterben lässt, erst in Monheim und Benrath gesichtet worden. Nun ist er auch in Hilden. Und er wird sich weiter ausbreiten, sind Umweltschützer überzeugt.

Günter Beier zeigt, wie es geht: Die abgeschnittenen, befallenen Buchsbaumzweige dürfen nicht in der Braunen Tonne entsorgt werden, sondern im Sack.

Günter Beier zeigt, wie es geht: Die abgeschnittenen, befallenen Buchsbaumzweige dürfen nicht in der Braunen Tonne entsorgt werden, sondern im Sack.

Foto: Staschik, Olaf

Wenn sie sich ihre Buchsbäume ansieht, hat Rosita Beier Tränen in den Augen. "Einige haben wir schon seit über 20 Jahren", erzählt die 72-Jährige. "Nun können wir sie womöglich alle wegwerfen." Grund ist eine unerfreuliche Entdeckung am Wochenende. "Ich hatte mich gewundert, warum wir so viele Spinnen in den Bäumen haben", erzählt ihr Mann, Günter Beier.

Daraufhin recherchierte seine Frau im Internet — und stieß auf niederschmetternde Informationen. "Die Spinnenweben stammen gar nicht von Spinnen, sondern von Raupen, so genannten Buchsbaumzünslern, die aus China eingeschleppt wurden."

Ihr Mann suchte die Pflanzen ab und wurde sofort fündig. "Ich habe bestimmt schon 100 Raupen von den Ästen geholt. In der Mitte der Bäume waren viele Zweige schon kahl gefressen, an anderen hingen verpuppte Raupen." Weil das Ehepaar, das nicht weit vom Hildener Hauptfriedhof wohnt, im Internet zudem auf eine Meldepflicht gestoßen war, versuchte es gestern, bei verschiedenen Ämtern einen Ansprechpartner zu erreichen, aber vergeblich. "Niemand konnte uns helfen", sagen die beiden verärgert und frustriert. "Dabei sind das ja Werte, die uns verloren gehen: Ein größerer Buchsbaum kostet locker 100 Euro."

Bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann ist der Buchsbaumzünsler bislang so gut wie kein Thema. "Eine Meldepflicht besteht hier nicht", sagt Anne Grassberger, Sprecherin der Kreisverwaltung. Es sei erlaubt, die Schädlinge mit den zugelassenen Mitteln chemisch zu bekämpfen. Für weitere Information verweist sie an Armin Dahl von der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) Haan.

Der weiß auch sofort Bescheid. "Im Kreis Mettmann wurden die ersten Raupen 2009 in Monheim-Baumberg nachgewiesen", berichtet Dahl. "Seitdem haben sie sich zwischen Köln und Düsseldorf ausgebreitet." In Benrath, Himmelgeist, im Neandertal, in Solingen-Ohligs und in Radevormwald seien die Schädlinge bereits gefunden worden. "Sie werden das ganze Rheinland und Bergische Land befallen", ist der Umweltschützer überzeugt. "Die Schweiz und Österreich sind auch schon voll von ihnen."

Die Falter bildeten in China etwa drei Generationen pro Jahr aus. Die gelb-grün-schwarz-gestreiften Raupen könnten bis zu fünf Zentimeter lang werden und vertilgten bis zur Verpuppung rund 45 Buchsblätter. "Wenn sie den Busch entlaubt haben, fressen die Tiere notfalls auch die grüne Rinde, wodurch die Äste absterben."

Tiere sind nicht aufzuhalten

Aufhalten ließen sich die Falter nicht. "Die Mittel, mit denen man die Bäume spritzen kann, sind für die Eier unschädlich", sagt Armin Dahl. Zwar könne man die Raupen von Hand von den Büschen nehmen, befallene Äste abschneiden und das Ganze in einem Sack zur Verbrennung geben — "befallene Blätter und Zweige bloß nicht in der brauen Tonne entsorgen!" —, doch sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass man einige Eier und kleine Raupen übersehe. "Man kann seinen Garten ja auch nicht permanent mit Gift behandeln." Außerdem gebe es auf dem nächsten Friedhof garantiert etliche unbeobachtete Buchsbäume, auf denen sich die Tiere ungehindert vermehren könnten.

Die einzige Hoffnung sei, dass sich Insekten auf die Vertilgung der Raupen verlegten. Das sei aber bislang nicht geschehen. "Der Tipp für Gärtner lautet daher, auf Ligusterhecken zu setzen, wie schon in Süddeutschland", sagt Dahl.

(RP/rl/ila)
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