Hilden Singen ist das A und O

Hilden · 593 Erwachsene und 69 Kinder singen regelmäßig in den insgesamt 13 Chören Hildens. In einer neuen Serie stellt die Rheinische Post große und bekannte Gemeinschaften vor. Den Auftakt macht heute der Oratorien-Chor.

 Männer im besten Alter sitzen in der Mitte: Chorprobe im dritten Stock der Theresienschule.

Männer im besten Alter sitzen in der Mitte: Chorprobe im dritten Stock der Theresienschule.

Foto: Anja Tinter

Wer je im Benrather Schlosspark bei Kerzenschein und Feuerwerk, womöglich noch bei romantischem Picknick auf der Wiese saß und ein Konzert unter freiem Himmel genossen hat, der weiß, wie Franz Lamprecht nach Noten verzaubern kann: Mit Hilfe des Oratorien-Chors Hilden, dessen Gründer und Leiter er seit 38 Jahren ist. Bis zu 200 Sänger dirigiert er bei so großen Konzerten, die zusammen mit wechselnden, meist philharmonischen Orchestern, klassische Musik von leichtfüßig (wie Strauß-Walzer) bis ernsthaft (wie die Schöpfungsmesse von Haydn) vortragen.

Anspruchsvolle Werke

Beim Chorsingen ist es wie im Sport: Übung macht die Meister. Deshalb sitzen rund 80 Sänger und Sängerinnen aller Altersstufen pünktlich um 19.30 Uhr im dritten Stock der Theresienschule. Einmal pro Woche wird hier geprobt. Vor großen Konzerten wie etwa in der Düsseldorfer Tonhalle oder in der Stadthalle Hilden werden es mehr. Bevor sich die Sänger im Alter zwischen 34 und 88 so anspruchsvollen Werken wie dem "Te Deum" von Antonin Dvorák widmen, sorgt Etsuku Mukai für ein profimäßiges Training von Atem und Stimmbändern. Selbstverständlich im Stehen.

Männer im besten Alter sitzen danach in der Mitte, und wie man hört, mangelt es nicht an Tenören, auch wenn Franz Lamprecht gerne mehr hätte. Spätestens wenn der gesamte Chor dann zur Flügelbegleitung vielstimmiges "Gloria" oder "Halleluja" anstimmt, wird klar, dass hier keine Anfänger vom Blatt singen. Dorit Lamprecht ist schon seit der Gründung des Chores mit ihrer eindrucksvollen Sopran-Stimme dabei. Auch als es gilt, Josef Haydns Schöpfungsmesse, (die der Komponist 1801 in nur sechs Wochen komponierte), ganz neu einzustudieren, liest sie in den Noten wie andere aus einem Buch – und setzt zusammen mit ihren Chorschwestern aus dem ersten Sopran konzentriert bei "Benedictus" ein. "Nur ein Schlag Pause", unterbricht der Chorleiter wenig später die Altstimmen, und schon geht es weiter in der anspruchsvollen Literatur, die, wie bei Messen üblich, in Latein gesungen wird.

"Bei uns wird aber auch nur mit Wasser gekocht.", versichert Franz Lamprecht gegen das Lampenfieber in der Pause. Grundsätzlich könne sich jeder zum Mitsingen anmelden. "Ich höre schnell, ob die Teilnahme bei uns Sinn macht. Eine Aufnahme-Prüfung gibt es erst nach längerer Probezeit." Lamprecht kam vor 38 Jahren nach Hilden, "weil in St. Marien ein Chorleiter gesucht wurde." 1974 gründete er den Oratorienchor, der sich unter anderem mit der Konzertreihe "ars musica" und dem Musikfestival in Benrath weit über Hildens Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat.

Schon am 22. Juni wird die neu einstudierte Schöpfungsmesse um 20 Uhr in St. Cäcilia (Benrath) gemeinsam mit dem Kammerchor Düsseldorf-Urdenbach aufgeführt. Lamprecht: "Anschließend proben wir für die Konzertreise nach Salzburg zusammen mit dem Staatsphilharmonischen Orchester aus Satumare." Immerhin wird der Oratorien-Chor Hilden am 12. August den dortigen Domchor ersetzen. Um zehn Uhr, im Dom, mit Gounods "Cäcilien"-Messe".

(chm)
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