Hilden/Haan "Sonne ernten" soll einfacher werden

Hilden/Haan · In Hilden sind 290, in Haan rund 85 Solaranlagen am Netz. Der Kreis hat jetzt ein Kataster angelegt, Hilden hat es schon.

Der Kreis Mettmann will die Nutzung der Sonnenenergie fördern und hat deshalb jetzt ein sogenanntes Solarpotenzialkataster erstellt. "Der Kreis bietet weder im Bereich Windenergie noch im Bereich Wärmegewinnung besondere geografische Vorteile", erläutert Landrat Thomas Hendele. "Allerdings können vorhandene Dachflächen mit entsprechender technischer Ausstattung als interessante Alternative zur Energie- und Wärmegewinnung genutzt werden." RWE Deutschland hat die Kosten (18 000 Euro) übernommen.

Ein solches Kataster bieten auch die Stadtwerke Hilden an — und zwar bereits seit drei Jahren. Mit der Übersicht können Hauseigentümer nicht nur die Eignung für Photovoltaik (Strom aus Sonne) und Solarthermie (Warmwassererzeugung), sondern auch für eine Dachbegrünung ermitteln, sagt Stephan Wilforth vom Hersteller tetraeder.solar GmbH: "Das ist bislang einzigartig."

In Hilden gibt es 290 private und gewerbliche Solaranlagen, berichtet Peter Hof, Centerleiter Netze bei den Stadtwerken Hilden. Der kommunale Versorger betreibt vier eigene Photovoltaik-Anlagen, drei auf dem Werksgelände und eine auf der Lievenschule. Die Stadtwerke Hilden "ernten" damit rund 1,13 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr. "Das reicht, um rund 250 Vier-Personen-Haushalte mit einem Verbrauch von 4500 Kilowattstunden Verbrauch ein Jahr lang zu versorgen", rechnet Hof vor. Der eingespeiste Strom wird über die Erneuerbare-Energien-Umlage auf alle Stromkunden umgelegt — und treibt die Strompreise in die Höhe. Entscheidend für die Energie-Ausbeute sei die Sonneneinstrahlung und die Neigung der Dachflächen: "Auf unserer Internetseite kann jeder Eigentümer nachsehen, ob sein Haus für eine Solaranlage geeignet ist oder nicht."

Genau darauf sollte jeder achten, rät Frank Wolfermann. Der Haaner ist ein Solarpionier. Wer sich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach setzt, müsse zuvor genau nachrechnen: "Die Förderbedingungen verschlechtern sich zurzeit monatlich. Was die Regierung da macht, ist eine Katastrophe. Unter diesen Bedingungen kann man keine vernünftige Planung mehr vornehmen." Der Haaner betreibt auf seinem Haus seit vielen Jahren privat eine Photovoltaik- und eine Solarthermie-Anlage. Mit beiden Typen hat er sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Die Solarthermie-Anlage produziert warmes Wasser und ist schon seit 20 Jahre in Betrieb. Wer sich eine Solarthermie-Anlage zulege, könne nichts falsch machen. Wichtiger Unterschied: Wer Strom aus Sonne erzeugt und ins Netz einspeist, wird steuerlich wie ein Gewerbebetrieb behandelt. "Die Thermie-Anlage hatte sich bereits nach zehn Jahren bezahlt gemacht", berichtet Wolfermann, der außerdem ehrenamtlicher Geschäftsführer der "Bürgerenergie Haan" ist, der ersten und bislang einzigen Bürger-Solaranlage der Gartenstadt. 2002 wurde sie gegründet, um ein umweltpolitisches Zeichen zu setzen. Die 34 Gesellschafter installierten für 200 000 Euro eine Photovoltaik-Anlage auf der Felsenquelle an der Flurstraße. Nach zehn Jahren Betrieb werden die Gesellschafter 2013 zum ersten Mal einen Gewinn erhalten. "50 Euro für jeden der 117 Anteile (Wert: 511 Euro)", erläutert Wolfermann: "Im nächsten Jahr voraussichtlich 100 Euro." Im Durchschnitt werden rund 29 000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt und ins Netz eingespeist. Das reicht zur Versorgung von etwa sechs Vier-Personen-Haushalten mit 4500 Kilowattstunden Jahresverbrauch.

(RP)
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