Hilden Wagenbauer: Bissige Ideen aus Pappmaché

Hilden · Manfred Dyla baut jedes Jahr neue Skulpturen für den Rosenmontagswagen der Musketiere. Er steckt mitten in der Arbeit.

45.000 Narren beim Rosenmontagszug in Hilden 2012
34 Bilder

45.000 Narren beim Rosenmontagszug in Hilden 2012

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Vor einem Jahr war Manfred Dyla als Prinz mitten im närrischen Trubel, reiste zu befreundeten Vereinen und repräsentierte gemeinsam mit seiner Frau Kerstin den Hildener Karneval. Diesmal konzentriert sich Ex-Prinz Manfred III. aber wieder auf seine eigentliche Aufgabe in den Reihen der Musketiere. Häufig bezeichnete man den Prinzen von 2012 wegen seiner Funktion als Wagenbaumeister auch als "Jacques Tilly von Hilden" — in Anlehnung an den berühmten Düsseldorfer Wagenbauer.

Während der Künstler aus der Landeshauptstadt sich in der Karnevalszeit in ein ehemaliges Straßenbahndepot zurückzieht, werkelt Manfred Dyla seit Mitte Dezember mit seinem Team in der hinteren Ecke einer Lagerhalle der Spedition Rosskothen.

Dort stehen drei mit Zeitungen beklebte, etwa drei Meter hohe Figuren auf einem Holzgestell. Ihnen ist noch nicht anzusehen, was die Hildener auf dem Karnevalswagen der Musketiere beim "Zoch" zu sehen bekommen. "Ich will nicht zu viel verraten, aber es wird ein brisantes Thema im Zusammenhang mit dem Hildener Karneval", kündigt Dyla an.

Derweil streicht sein Helfer Uwe Schmidt mit einer Farbrolle die riesigen Figuren weiß an, anschließend bekommen die Skulpturen einen farbigen Anstrich. Dylas Sohn Marc beklebt eine Skulptur mit Zeitungspapier. "Das Grundgestell machen wir aus Dachlatten und Biegeleisten aus Holz. Für die Rundungen ziehen wir etwa 30 Quadratmeter Kaninchendraht um die Gestelle", erklärt Dyla.

Die "Haut" der Figuren besteht aus zwei Lagen Zeitungspapier. "Dafür verwenden wir die Rheinische Post. Die hält am besten — auch wenn es regnet", sagt Dyla. Über die Farbe der Statuen streichen der gelernte Möbelschreiner und sein Team so genannte "Elefantenhaut", einen farblosen Tapetenschutz. "Das kann man nicht ewig im Regen stehen lassen, aber für den Zug reicht's", so Dyla.

In dieser Session baut Manfred Dyla seinen 15. Mottowagen für die Karnevalsgesellschaft Musketiere. Seit 1997 frönt der 48-Jährige in der Karnevalszeit seinem kreativen Hobby. Nur im Vorjahr setzte Dyla wegen der offiziellen Verpflichtungen als Hildanus Manfred III aus. Sein Team, bestehend aus Uwe Schmidt, Daniel Klausgrete, Wolfgang Pelzer und Hans-Peter Kremer, zauberte ihm einen Wagen mit der Aufschrift "Unser Wagenbaumeister ist Prinz".

Auf die Bauphase freuen sich alle Beteiligten das ganze Jahr. "Es ist ein schöner Ausgleich zum Schreibtisch-Job, man kann sein Hobby ausleben", erklärt Manfred Dyla. Auch wenn der Ex-Prinz jedes Mal rund 200 Arbeitsstunden in seine Leidenschaft investiert. "Man muss dafür geboren sein und es gerne tun, damit es gut wird." Auch Uwe Schmidt mit Freude am Werk. Der gelernte Maler arbeitet als Versicherungsangestellter und freut sich ebenfalls jedes Jahr auf die jecke Arbeit. Zumal er auch seine Vorschläge wie größere Brüste oder eine längere Nase bei den Figuren einbringen kann.

Um sein Handwerk zu perfektionieren, ist Manfred Dyla vor drei Jahren extra bei Jacques Tilly in die Lehre gegangen. Der Wagenbauer des Düsseldorfer Rosenmontagszuges ist um kaum eine Spitze in Richtung Politik, Religion und Gesellschaft verlegen. Die Ideen in Hilden entwickelt Dyla in seinem Kopf. Auf eine Skizze hat er daher verzichtet. "Ich habe da von der Gesellschaft größtenteils freie Hand. Viele wissen gar nicht, woran ich bis zum Rosenmontagszug genau arbeite", sagt der Wagenbaumeister — und lacht.

(pjj)
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