Braunheim Wir haben im vergangenen Jahr bei den Einsatzzahlen einen neuen Höchststand erreicht: 7227 Mal sind wir in 2012 gerufen worden. Den Löwenanteil hat daran natürlich der Rettungsdienst mit 6739 Einsätzen. Darunter sind allein 4027 Krankentransporte, die von unserer hauptamtlichen Wache durchgeführt wurden. Aber auch die Zahl der Notfalleinsätze ist mit 2638 beachtlich. In 926 Fällen ist auch ein Notarzt mit zu den Patienten ausgerückt. Wir hatten darüber hinaus 112 Brandalarme und 376 technische Hilfeleistungen.

Welche Einsätze sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Braunheim 2012 war nicht das Jahr der aufsehenerregenden Großbrände. Insbesondere zwei Ereignisse sind mir aber gut in Erinnerung. Da war zum einen im April der Brand eines Einfamilienhauses am Bischof-Wichfried-Weg, der uns vom Ausmaß her doch sehr überrascht hat. Es war erstaunlich, in welch kurzer Zeit und mit welcher Intensität sich die Flammen in dem Gebäude ausgebreitet hatten. Im November verunglückte dann ein Silozug auf der Autobahn 46 in Höhe der Anschlussstelle Haan-West. Das Fahrzeug war mit Calciumcarbonat beladen und auf die Seite gestürzt. Zum Glück ist diese Chemikalie nicht extrem gefährlich. Mit Hilfe der Werkfeuerwehr Henkel wurde der Inhalt abgepumpt. Der Einsatz dauerte rund zwölf Stunden, die ganze Nacht hindurch.

Vor knapp einem Jahr ist die Haaner Feuerwehr in die neue Feuerwache an der Nordstraße gezogen. Wie läuft die Arbeit dort?

Braunheim Wenn man sich an die Situation in der alten Wache mit ihrer extrem schlechten Bausubstanz erinnert, dann kann man sicherlich sagen, dass wir mit Siebenmeilenstiefeln vorangekommen sind. Wir sind jetzt in einem Gebäude untergebracht, das den Anforderungen einer modernen Feuerwehr gerecht wird, mit einem deutlich verbesserten Platzangebot und kurzen Wegen im Einsatzfall. Natürlich haben wir - das kennen viele sicherlich auch von einem privaten Umzug - noch einige Zeit aus Kartons gelebt. Mittlerweile ist aber alles an seinem Platz.

Ist genügend Ausrüstung vorhanden?

Braunheim Wir sind für die gängigen Einsätze und auch einige darüber hinaus ausgestattet. Wirklich jedes Ereignis kann die Feuerwehr Haan mit ihrer Ausrüstung aber nicht bewältigen, das wäre auch gar nicht finanzierbar. Dafür arbeiten die Feuerwehren aber Hand in Hand und unterstützen sich im Bedarfsfall. So konnten wir im Juli beispielsweise bei einer Pferderettung an der Ellscheid auf einen Kranwagen der Berufsfeuerwehr Düsseldorf zurückgreifen. Zu den Kollegen im Kreis Mettmann haben wir durch gemeinsame Ausbildung, Übungen und Arbeitsgruppen regelmäßig Kontakt - da klappt die Unterstützung immer problemlos.

Was fehlt der Feuerwehr in Haan noch?

Braunheim Die Aufgaben der Feuerwehr haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder verändert, insbesondere sind sie vielfältiger geworden. Früher war die Haupttätigkeit, Brände zu löschen. Heute sind es technische Hilfeleistungen, die die Mehrzahl der Einsätze ausmachen. Wir müssen mit chemischen Stoffen umgehen und radioaktive Stoffe messen können. Deswegen ist es erforderlich, unsere Ausstattung immer den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. Das geschieht jetzt und auch in der Zukunft.

Kann die Feuerwehr in Haan auf genügend Freiwillige zurückgreifen?

Braunheim Leider ist die Zahl der ehrenamtlichen Mitglieder zuletzt wieder gesunken, daher suchen wir sogar dringend weitere Helfer. Wir stehen insbesondere tagsüber vor dem Problem, dass viele an ihren Arbeitsstellen außerhalb Haans arbeiten. Das kompensieren wir dadurch, dass tagsüber eine größere Zahl hauptberuflicher Mitarbeiter auf der Wache ist.

Welche Herausforderungen stehen im neuen Jahr bevor?

Braunheim Die Herausforderung wird in der Tat sein, mehr Menschen für die Feuerwehr zu begeistern. Wir haben gerade eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich damit befasst, wie wir weitere ehrenamtliche Mitglieder gewinnen können. Viele gehen davon aus, dass bei uns nur junge Männer gefragt sind, aber dem ist nicht so. Wir haben mittlerweile mehrere Frauen in unseren Reihen, und auch ein Mittvierziger kann sehr wohl neu in die Feuerwehr aufgenommen werden. Da die Überarbeitung des Brandschutzbedarfsplans ansteht, der wir uns intensiv widmen werden, wird auch dieses Thema darin sicherlich breiten Raum einnehmen.

PATRICK JANSEN STELLTE DIE FRAGEN