Haan Zuwanderer sollen ihre Wünsche äußern

Haan · Beim "Runden Tisch Migration", der anstelle eines Integrationsbeirates eingeführt wurde, hofft man mit neuem Konzept auf mehr Interesse.

Ilkay Solmaz ist in Haan groß geworden. "Ich bin hier zu Schule gegangen und habe hier auch meine Lehre zur Einzelhandelskauffrau gemacht", erzählt die 33-Jährige. "Ich fühle mich integriert, meine Eltern auch. Aber ich weiß, dass Migranten mit Sprachschwierigkeiten Probleme haben." Daher hält sie den Runden Tisch zum Thema Migration in Haan für sehr wichtig. Dieser hatte bislang jedoch Startschwierigkeiten.

Beim ersten Treffen im August 2012 war Solmaz eine von nur drei Migranten, die daran teilgenommen hatten. Mehr Ausländer oder Zuwanderer hatten kein Interesse daran gezeigt. Weitere Treffen wurden verschoben oder abgesagt. Nun ist ein neuer Anlauf im Juni geplant.

"Der Termin ist an einem Wochenende vorgesehen, möglicherweise an einem Samstagmorgen", sagt Bernd Stracke (SPD), der Vorsitzende des Haaner Sozialausschusses. Er bedauert, dass bei dem ersten "Runden Tisch" hauptsächlich Deutsche über die Belange von Ausländern und Zuwanderern gesprochen haben. "Unser Ziel ist es ja, von den Betroffenen selbst zu erfahren, was in Haan gut ist und was verbessert werden kann." Andere Städte — beispielsweise Hilden — seien da wesentlich weiter, auch durch eigene Ausländerbeiräte. Doch in der Gartenstadt gestalte es sich schwierig, mit den Migranten ins Gespräch zu kommen. Denn anders als in anderen Städten seien sie in Haan nicht in Vereinen zusammengeschlossen.

"Es gibt zwar seit zwei Jahren einen Ditib-Moscheeverein", berichtet Ilkay Solmaz. "Aber bislang haben wir in Haan keine Räume gefunden, um zu beten und uns zu treffen — auch als Anlaufstelle für die Öffentlichkeit." Daher fahre man weiterhin zu den Moscheevereinen in Hilden oder Solingen-Wald.

Von anderen Nationalitäten — wie Griechen, Portugiesen oder Russlanddeutschen — sind nach Auskunft von Sylvia Maral vom Nachbarschaftstreff der Arbeiterwohlfahrt Am Bandenfeld überhaupt keine Vereinsaktivitäten in Haan bekannt. Daher gebe es auch keinen Vorstand, an den man sich wenden kann, um nach den Wünschen und Erfahrungen der Mitglieder in Sachen Integration zu fragen.

"Und die Menschen hier einzeln für den ,Runden Tisch' zu gewinnen, ist schwierig", berichtet Maral. Zwar lebten Zuwanderer aus zahlreichen Nationen im Umfeld des Nachbarschaftstreffs. "Aber wenn sie die deutsche Sprache nicht so gut sprechen, ist es schwer, ihnen das Ziel des Runden Tisches nahezubringen."

Bernd Stracke hofft, mit einem neuen Konzept mehr Teilnehmer gewinnen zu können. "Wir wollen den nächsten Runden Tisch in Form eines ,World Cafés' machen. Dabei wird in Gruppen mit maximal fünf Leuten an verschiedenen Tischen diskutiert." Nach einer bestimmten Zeit würden die Gruppen neu durchmischt und dann weitere Themen besprochen. "Das Konzept ähnelt dem Speed Dating." Der Vorteil: "In kurzer Zeit kommt man so zu guten Ergebnissen."

Ilkay Solmaz hätte schon eine Anregung: dass an hohen muslimischen Festen wie Opfer- und Zuckerfest keine Behördentermine oder Klassenarbeiten angesetzt werden, damit die Familien zusammen feiern können. "Für uns sind diese Feste so wichtig wie für die Christen Ostern oder Weihnachten", sagt die dreifache Mutter. Bernd Stracke sieht darin kein Problem: "Integration bedeutet nicht die komplette Anpassung, sondern gegenseitige Rücksichtnahme", erklärt er. "Das macht die Gesellschaft doch auch bunter."

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(RP/rl)
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