Monheim BSM reagiert auf Zugunglück in Gladbeck

Monheim · Die städtische Tochter trägt möglicherweise die Verantwortung für den Unfall, bei dem zwei Güterzüge entgleisten.

 BSM-Chef Detlef Hövermann will seine Strategie überdenken.

BSM-Chef Detlef Hövermann will seine Strategie überdenken.

Foto: rm-

Bei dem Zusammenstoß zweier Güterzüge am 26. Oktober in Gladbeck, bei dem einer der Lokführer schwer verletzt wurde, waren die Bahnen der Stadt Monheim (BMS) beteiligt. Mit dieser Nachricht ging Geschäftsführer Detlef Hövermann gestern an die Öffentlichkeit. "Wir hatten als Eisenbahnverkehrsunternehmen die Trasse bestellt, den Lokführer zur Verfügung gestellt, aber Lok und Kesselwagen stammten von fremden Dienstleistern."

Der Unfall gebe nun Anlass, die bisherige Geschäftspolitik der BSM zu hinterfragen. "Sollen wir wie bisher Verkehr für ortsfremde Unternehmen und mit fremdem Material übernehmen, um unsere Tonnage zu erhöhen?", formuliert Bürgermeister Daniel Zimmermann als Aufsichtsratsvorsitzender die Fragestellung. Diese soll nun der Aufsichtsrat in seiner für Donnerstag anberaumten Sondersitzung erörtern.

Zum Unfallhergang: Der Lokführer der BSM sollte an jenem Samstagvormittag einen leeren Gefahrgutzug vom Chempark Hüls über Oberhausen-West nach Langenfeld fahren, als er gegen 9.50 Uhr bei Gladbeck-West an einer Weiche seitlich einen Kohlezug rammte, so dass beide Züge entgleisten. "Für unseren Zug stand das Signal auf Rot, der Lokführer konnte aber nicht bremsen", sagt Hövermann. Deshalb rettete er sich kurz vor dem Zusammenprall mit einem Sprung aus dem Führerhäuschen, schlug aber — bei 40 Stundenkilometer — so hart im Gleisbett auf, dass er sich schwere Bein- und Kopfverletzungen und Organquetschungen zuzog.

Der 54-Jährige wurde ins künstliche Koma versetzt, ist aber inzwischen außer Lebensgefahr. Obwohl der Lokführer bisher nicht vernommen werden konnte, geht die Bundespolizei bisher von menschlichem Versagen aus. "Es könnte sein, dass beim Zusammenstellen des Zuges Fehler gemacht wurden und deshalb keine Bremswirkung eintrat", sagt Bürgermeister Zimmermann. Unklar sei, ob der Lokführer die Bremsen vorher gecheckt hat. "Es könnte daher sein, dass wir einen Großteil der Schuld tragen." Sowohl an dem Kohlezug als auch an zweien der acht Kesselwagen entstand großer Schaden, zudem wurden die Gleise beschädigt, so dass auch die Personenbeförderung auf der Strecke zwischen Bottrop und Gladbeck auf Ersatzverkehr angewiesen ist.

"Erst am Montag, 11. November, wird die Strecke nach der Instandsetzung wieder für den allgemeinen Verkehr freigegeben", fügt Eisenbahnbetriebsleiter Stefan Kunig hinzu. Die BSM seien zwar versichert, aber die Schadensregulierung hänge davon ab, ob der Verursacher nicht grob fahrlässig gehandelt habe, sagt Hövermann. Die Erkenntnis, dass es sich bei dem schwer verletzten Lokführer um den eigene Angestellten handelte, sei ein schwerer Schock gewesen, so Zimmermann. Deshalb stelle man sich jetzt die Frage, ob man künftig — auch um die eigenen Lokführer auszulasten — auf fremden Strecken in eigenem Namen Trassen betreiben sollte. So trage man das Risiko, ohne Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit des fremden Materials zu haben.

Anders habe der Fall bei dem Unfall am 2. Juli in Düsseldorf-Derendorf gelegen, als ein mit leicht entzündlichem Propylen beladener Zug entgleiste. Der Unfall löste einen ABC-Alarm aus. Auch in diesem Zusammenhang fiel der Name BSM. "Da hatten wir nur die Trasse bestellt, alles andere waren Fremdleistungen, die BSM war selber nicht betrieblich aktiv", so Hövermann. Später stellte sich heraus, dass die Unfallursache beim Netzbetreiber lag. "Die Schwellen waren faul, die Gleise marode", so Kunig. Dennoch werde man natürlich künftig auch auf DB-Strecken unterwegs sein.

(RP)
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