Langenfeld/Monheim Falschparker ohne Skrupel

Langenfeld/Monheim · Menschen mit Behinderung erleben die "tollsten" Dinge, wenn sie einen für sie reservierten Parkplatz ansteuern. Da diejenigen, die ihnen den Stellplatz wegnehmen, dies meistens "nur mal eben" tun, sind Kontrollen schwierig.

Das Dreistete, was Samuel Küppers erlebt hat, geschah an der Langenfelder Hauptstraße in der Nähe des Berliner Platzes. "Die offensichtlich nicht-behinderte Dame, die ihren Wagen auf dem einzigen Behindertenparkplatz abgestellt hatte, plauderte, obwohl wir mit unserem Auto auf ihr Wegfahren warteten, ungerührt mit einer Bekannten weiter", erzählt der 15-jährige Langenfelder, der seit einem schweren Auto-Unfall vor sechs Jahren im Rollstuhl sitzt. Erst als seine Eltern die Frau angesprochen hätten, habe sie "peinlich berührt" gewirkt und den Parkplatz freigemacht. "Das Beste kommt aber noch", setzt Samuel seine Geschichte fort: "Gerade als wir im Begriff waren, unser Auto zu parken, huschte ein nicht-behinderter Mann mit seinem Wagen in die Lücke. Und hat auch noch gemotzt, als er einsehen musste, dass er da nicht stehen bleiben darf."

Auch Abschleppen droht

So "toll" geht es selten zu auf hiesigen Straßen — "aber das unberechtigte ,Nur-mal-eben'-Parken auf Behindertenplätzen erleben meine Familie und ich regelmäßig", seufzt Küppers. "Es wird eben zu wenig kontrolliert", bemängelt er. Christian Benzrath, Chef des städtischen Odnungsamts, widerspricht: "Mehr als die Hälfte unseres zwölfköpfigen Teams ist draußen unterwegs. Und natürlich ahnden unsere Politessen auch Parkverstöße auf Behinderten-Parkplätzen." Den Eindruck, dass die meisten Sünder ungeschoren davonkommen, stellt der Jurist indes nicht in Abrede: Eben weil das illegale Parken oft nur wenige Minuten dauere, bekomme das Auge des Gesetzes es häufig nicht mit. Zugleich stellt Benzrath aber klar: "Wird einer erwischt, gilt null Toleranz." Dann sind 35 Euro fällig. Und wenn der Falschparker Pech hat, noch ein saftiger Zuschlag fürs mögliche Abschleppen.

Obwohl der offiziell "empfohlene" Behindertenparkplatz-Anteil nur drei Prozent beträgt — im Parkraumkonzept für Langenfeld-Mitte sind es knapp 40 von 1500 Stellplätzen —, fallen die mit dem Rollstuhlfahrer-Symbol gekennzeichneten Flächen im Straßenbild ins Auge. Grund: Viele sind oft leer. "Insofern kann ich verstehen, dass es für Autofahrer verlockend ist, da ,mal schnell' für einen Sprung zum Bäcker oder zur Apotheke zu halten, wie ich es etwa am Baumberger Einkaufszentrum wiederholt beobachtet habe", sagt Monika Handreck vom Monheimer "Verein für Rollstuhlfahrer und deren Freunde". Verstehen, nicht billigen, betont sie: Schließlich könne der Behinderte, der den Stellplatz besetzt vorfindet, nicht wissen, wie lange der andere tatsächlich parken wird. Auch eine Kontrolle der Berechtigung (blauer Parkausweis) sei einem Schwerbehinderten oft kaum "auf die Schnelle" möglich.

Wenn schon nicht mehr Politessen drin sind, dann wünscht sich Samuel Küppers zumindest mehr soziale Kontrolle. Deshalb begrüßt er auch Zettelaktionen, wie sie Monheims städtischer Behinderten-Experte Hans-Peter Anstatt unternimmt. Der steckt nach eigenem Bekunden Falschparkern eine Postkarte unter den Scheibenwischer — um sie freundlich, aber bestimmt auf ihr asoziales Verhalten hinzuweisen. "Das haben wir auch schon getan", meint der Junge im Rollstuhl: "Bitte nachmachen!"

(RP)
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