Monheim Integration: Stadt als Vorbild

Monheim · Das Integrationskonzept der Stadt Monheim verlangt der Stadt eine interkulturelle Öffnung ab, die sich in der Personalentwicklung und der Kommunikation mit der Bevölkerung niederschlagen soll.

Kinder aus Migrantenfamilien schneiden bei der Sprachstandserhebung im Kindergarten schlecht ab, sie erwerben schlechtere Bildungsabschlüsse. Kinder und Jugendliche aus diesem Bevölkerungskreis nehmen kaum an den Freizeitangeboten der Vereine teil. Ihr Aktionsradius bleibt auf das Berliner Viertel begrenzt. In Monheim leben die Menschen aus den vielen Kulturkreisen nebeneinander her. In Verwaltung, Parteien und Vereinen sind kaum Migranten tätig. Das sind einige der Defizite, die Mitglieder des Integrationsausschusses ausgemacht haben. Der jetzt vorliegende Entwurf für ein Integrationskonzept soll Abhilfe schaffen. Er legt Leitlinien für die kommunale Integrationsarbeit fest, wobei vor allem die Stadtverwaltung gefragt ist. "Als Unternehmen hat die Stadt eine Vorbildfunktion", erklärt Hans Wietert-Wehkamp vom beratenden Institut für soziale Innovation. "Man kann natürlich auch Appelle an andere richten, aber auf das eigene Handeln hat man mehr Einfluss."

Zugang erleichtern

So geht es zunächst darum, Migranten den Zugang zu Verwaltungsstellen zu erleichtern. Dazu sollen die Leiter und Fachkräfte in ihrer "interkulturellen Kompetenz" gestärkt werden. "Das heißt, dass sie die eigene Situation reflektieren, um sich im Dialog mit anderen Werten und Einstellungen auseinanderzusetzen und Lösungen für die unterschiedlichen Bedürfnisse zu finden", sagt Wietert-Wehkamp. Diese Bereitschaft heiße aber nicht, dass Sonderdienste für Migranten ins Leben gerufen werden.

Um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern, müssten auch die bisherigen Kommunkationswege überdacht werden. Neben den Kulturvereinen und einzelnen Ehrenamtlern wären beispielsweise die Leiter der Integrationskurse geeignete Multiplikatoren, um Informationen zu vermitteln. "Leider kommen sie selten aus Monheim und kennen die örtlichen Strukturen nicht", bedauert Wietert-Wehkamp. Foren wie Neujahrsempfänge oder die Seniorenmessen sollten besser genutzt werden, indem man auch Einladungen an Migranten richte. "Die Sprache als Kommunikationshemmnis wird dabei oft überbewertet", sagt der Diplompädagoge.

Die gezielte Ansprache von Migranten spielt auch bei der Personalentwicklung eine zunehmende Rolle. So gibt das Integrationskonzept der Verwaltung auf, für eine entsprechende Migrantenquote bei den Mitarbeitern zu sorgen. Derzeit sind 11,3 Prozent der 534 Mitarbeiter keine Deutschen. "Die Mehrheit hat einen Hauptschulabschluss, ist weiblich und türkischer Herkunft", erklärt Personalchef Martin Frömmer. "In einzelnen Stellenausschreibungen begrüßen wir ausdrücklich die Bewerbung von Migranten."

Wietert-Wehkamp rät, die Berufsbildungsbörse als Werbeforum zu nutzen. Migranten brächten die geforderte Mehrsprachigkeit und Einfühlungsvermögen mit. "Die Wirtschaft nutzt längst aus, dass ein Migrant einen Vertrauensvorschuss bei anderen Migranten hat."

(RP)
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