Langenfeld Klettern gibt Patienten Selbstvertrauen

Langenfeld · Die Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) geht neue Wege in der Therapie psychisch kranker Menschen. In der klinikeigenen Sporthalle gibt es jetzt auch eine Kletterwand. Sie soll das sporttherapeutische Angebot ergänzen.

Die Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) geht neue Wege in der Therapie psychisch kranker Menschen. In der klinikeigenen Sporthalle gibt es jetzt auch eine Kletterwand. Sie soll das sporttherapeutische Angebot ergänzen.

Die Therapie von Patienten mit psychischen Erkrankungen soll in der LVR-Klinik Langenfeld weiter verbessert werden. Dabei hilft die neue Kletterwand, die für 20 000 Euro eingebaut worden ist. "Die Idee dazu stammt aus einer psychiatrischen Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland in Bonn", erläutert Sprecherin Martina Schramm. "Die Entscheidung fiel im vergangenen Jahr und wurde sofort umgesetzt. Denn bislang mussten Patienten zu einer externen Kletterwand nach Opladen fahren", sagt Schramm. "Jetzt kann dies auf dem Klinikgelände gemacht werden."

Zweimal in der Woche bietet ein ausgebildeter Sporttherapeut Klettern als offenes Training an. Gruppentermine mit fünf bis acht Patienten werden gesondert geplant. Die Tendenz sei steigend. Ziel des therapeutischen Ansatzes sei es, den Patienten — vor allem solchen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen — Vertrauen in andere sowie in sich selbst zu vermitteln.

"Wer die Wand bezwingt, lernt, mit der Angst besser umzugehen und hat mehr Selbstvertrauen. Die Patienten geben beim Klettern Kontrolle ab, setzen Vertrauen in den Partner und erreichen vorher selbst definierte Ziele", beschreibt Schramm den Ansatz. Wo setze ich als nächstes meinen linken Fuß hin und wo meine Hand?, seien Fragen, denen Patienten an der Wand nachspüren müssen. Die Konzentration auf die nächsten Schritte wirke sehr befreiend. "Sie ist vor allem übertragbar auf die Bewältigung des ganz normalen Alltags", sagt Schramm. Dadurch steige das Selbstwertgefühl.

Die Konfrontation mit den eigenen Ängsten und die Erkenntnis, den eigenen Handlungshorizont erweitert zu haben, eröffne den Patienten darüber hinaus einen ganz neuen Erlebnisraum: Veränderung werde dadurch erlebbar. Die Krankheit trete vorübergehende vollkommen in den Hintergrund. Depressive Menschen können durch das Klettern an der Wand neuen Antrieb bekommen, Menschen mit Essstörungen erfahren beim Klettern ein ganz neues Körpergefühl, beschreibt die Sprecherin nur einige, positive Auswirkungen der Kletterwand.

Die Erfahrungen und Eindrücke, die Patienten in den Kletterstunden machen, werden anschließend in den Therapiesitzungen ausführlich besprochen. So werde ermittelt, welchen Einfluss das Therapeutische Klettern auf das jeweilige Krankheitsbild hat, erläutert die Sprecherin.

In der Langenfelder Klinik werden 7000 Menschen im Jahr betreut. 653 Betten stehen dafür aktuell zur Verfügung.

(RP)
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