Langenfeld "Land unter" in Reusrath

Langenfeld · Am Samstag liefen dort, wo die Trompeterstraße eine Senke bildet, infolge des Starkregens so große Wassermassen zusammen, dass das Brautmodengeschäft von Elke Derks und die Geschäftsstelle der Stadt-Sparkasse überschwemmt wurden.

 In Elke Derks' Laden "Brautmoden mit Herz" hängen die Brautkleider dicht an dicht auf langen rollbaren Kleiderständern. Am Samstag wurde der Laden durch Starkregen geflutet, die Säume sogen das dreckige Wasser auf.

In Elke Derks' Laden "Brautmoden mit Herz" hängen die Brautkleider dicht an dicht auf langen rollbaren Kleiderständern. Am Samstag wurde der Laden durch Starkregen geflutet, die Säume sogen das dreckige Wasser auf.

Foto: Matzerath

Elke Derks ist froh, dass sie sich am Samstag intuitiv anders entschieden und ihr selbst designtes Königinnenkleid, das ihr am Samstag beim Reusrather Schützenfest einen glanzvollen Auftritt bescheren sollte, nicht auf dem Boden ihres Brautmodenladens ausgebreitet hatte — um daran noch einige Veränderungen vorzunehmen.

Denn dann wäre das Kleid jetzt ebenso verdorben wie etwa 100 Brautkleider, die in ihrem Laden "Brautmoden mit Herz" an der Trompeterstraße auf großen Kleiderständern hingen, als gegen 16 Uhr der Starkregen einsetzte.

Autos erzeugten Bugwellen

Aus der Wiesenstraße, dem Bienenweg und den höher gelegenen Teilen der Trompeterstraße flossen die Regenströme herab, um sich in der Senke vor der Sparkassen-Filiale zu vereinen und durch die Ritzen der Haupteingangstür in den Laden zu fluten. "Wir hatten Glück, dass wir vor Ort waren", sagt Elke Derks. Während ihr Mann Klaus die Sandsäcke, die man sich nach dem letzten größeren Regenfall angeschafft hatte, vor die Eingangstür schleppte, versuchte die Ladeninhaberin mehrere Autofahrer davon abzuhalten, die Senke zu passieren, wo das Wasser kniehoch stand.

"Die schoben jedes Mal eine Welle vor sich her, so dass immer mehr Wasser in den Laden schwappte." Die Sandsäcke zumindest verlangsamten den Zustrom. Dennoch haben die Festtagsroben, die aufgrund ihrer feierlichen Länge im Wasser hingen, Schaden genommen. "Bei Samt und Seide bleiben Ränder zurück, die kann ich nicht mehr als neu verkaufen", sagt die gelernte Schneiderin und Designerin. Ihre Versicherungsmaklerin, die noch mithalf, das Wasser aufzunehmen, hat den Schaden auf 30000 Euro geschätzt. "Es war richtig Horror — wie im Film", sagt Derks, die noch gestern ganz aufgelöst war. Sie sah ihre Existenz bedroht. Seit bereits elf Jahren betreibt sie den Brautmodenhandel, seit 2005 im eigenen Geschäft.

Neues Entwässerungskonzept

Obwohl die Anfälligkeit dieses Standortes für Regengüsse der Verwaltung bekannt sei, unternehme diese nichts, beklagt das Ehepaar Derks. "Die Stadt müsste entweder die Kanäle öfter reinigen oder die Kanalisation anpassen", meint der Speditionskaufmann.

Dabei hat die Stadt längst ein Entwässerungskonzept erstellt. In der ersten Stufe soll ab September der Kanal an der Gartenstraße auf dem Teilstück zwischen Bienenweg und Wiesenstraße vergrößert werden, berichtet Volker Ritzmann, im Referat Straßen und Kanäle zuständig für die Entwässerungsplanung. In einem zweiten Schritt soll auch das Bachbett des Reusrather Baches im Zuge einer Renaturierungsmaßnahme aufgeweitet werden.

"Das Verfahren beim Bergisch-Rheinischen-Wasserverband (BRW) läuft noch", so Ritzmann. All dies werde das Problem aber nicht beheben. Allein der als dritte Stufe geplante Neubau des Regenrückhaltebeckens an den Locher Wiesen einschließlich einer Vergrößerung der Kanäle vom Locher Weg bis zur Trompeterstraße werde das Kanalnetz entlasten und das Überschwemmungspotenzial in der Senke beseitigen. "Das Becken ist aber nur in Zusammenhang mit der Erschließung einer neuen Wohnsiedlung finanziell realisierbar", stellt der Fachbereichsleiter Stadtplanung, Hans-Otto Weber, klar.

Die Verwaltung habe bisher aber weder einen Bebauungsplan für dieses Areal angestoßen noch gehörten die Grundstücke der Stadt. Überdies tue sich die Politik mit der Ausweisung eines weiteren größeren Baugebiets in Reusrath schwer. "Es wird dafür keine Notwendigkeit gesehen," so Weber.

Elke Derks wird also in den mobilen Hochwasserschutz investieren müssen — wenn sie nicht bei jedem nächtlichen Regen hochschrecken will. "Man hat ja so nur noch Panik", sagt sie.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort