Langenfeld/Monheim Mehr Grundschul-Sport am Nachmittag

Langenfeld/Monheim · Weil die Schultage sich für viele Schüler verlängert haben, fehlt es Sportvereinen an Trainingszeiten für den Nachwuchs. Nach Langenfeld will jetzt auch die Stadt Monheim die Zusammenarbeit Schule/Vereinssport finanziell unterstützen.

Im zehnten Jahr des "Offenen Ganztags" sieht der Grundschulalltag von immer mehr Kindern so aus: Statt mittags kommen sie erst um 16 Uhr oder noch später nach Hause. Sport im Verein ist dann nur noch eingeschränkt möglich – wenn die Schüler nach dem langen Schultag überhaupt die Lust haben, noch mal über Kästen zu springen oder Bällen hinterherzujagen. Zudem sind die meisten Hallen ab dem späten Nachmittag für erwachsene Feierabendsportler reserviert. Der Vereinssport für den Nachwuchs gerät so gleich doppelt ins Hintertreffen: bei der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich für organisierten Sport begeistern lassen, und bei den Hallenzeiten in Konkurrenz zu Schulen (nachmittags) und Erwachsenen (frühabends). In Monheim soll nun ein Kooperationsmodell nach Langenfelder Vorbild die Benachteiligung der Vereine lindern und auch den Schulen zum Vorteil gereichen: Für die Zusammenarbeit zwischen Offenem Ganztag und Stadtsportverband sind zunächst bis 2015 pro Schuljahr 10 000 Euro aus dem städtischen Haushalt vorgesehen.

Das Konzept, für das der zuständige Fachausschuss am Donnerstag grünes Licht geben soll, sieht pro Grundschulstandort und Woche zwei Schulstunden Sport vor: nachmittags im Offenen Ganztag (Ogata), zusätzlich zu den regulären Unterrichtsstunden im Fach "Sport" am Vormittag. "Die Verträge mit den Übungsleitern sind vorbereitet. Vorausgesetzt, der Ausschuss gibt sein Okay – wovon ich ausgehe –, können wir schon nächste Woche mit dem Ogata-Sport anfangen", sagt Karl-Heinz Göbel, Vorsitzender vom Stadtsportverband.

Und welcher Sport ist für den Nachmittag vorgesehen? "Das wollen wir relativ offenhalten. Unter dem Oberbegriff ,Bewegung' sollen die Übungsleiter und Kinder selbst entscheiden können, was sie machen wollen bzw. für passend halten – ob Turnen, Bewegungs- oder Ballspiele oder eine Mischung daraus", sagt Göbel, der auch Vorsitzender der Sportgemeinschaft Monheim (SGM) und CDU-Ratsherr ist. Dass einzelne Vereine mit einzelnen Schulen im Offenen Ganztag kooperieren, ist nicht neu. So sind etwa die Sportfreunde Baumberg laut Göbel in Schulen ihres Ortsteils aktiv. Neu ist aber, dass die Stadt laut Ratsvorlage zusammen mit dem Sportverband und den Schulen eine Rahmenvereinbarung schließen und ein Budget zur Verfügung stellen wird – eben die zunächst 10 000 Euro jährlich. "Das geht über den bisherigen Kooperationsansatz hinaus", betont Schulamtsleiter Peter Heimann. Für die Schulen ergebe sich daraus besonders der Vorteil, dass es sich um eine für sie "unbürokratische Lösung" handele: "Sie bekommen die Sportstunden quasi aus einer Hand." Zudem soll die Rahmenvereinbarung Qualitätsstandards festlegen wie "qualifiziertes Personal" oder "Verbindlichkeit" des Angebots mit entsprechenden Vertretungsregelungen. Die Schulen wiederum garantieren zum Beispiel eine Mindestteilnehmerzahl von zehn pro Stunde.

Und was haben die Vereine davon? "Abgesehen von ihrem Interesse, dass Kinder grundsätzlich an Sport herangeführt werden, bekommen sie über die Übungsleiter Zugang zu den Schulen, den Schülern und ihren Familien, so dass sie sicher auch den einen oder anderen Schüler für den Vereinssport werden gewinnen können", sagt Verbandschef Göbel. Zwar seien zunächst wohl nur die vier großen Monheimer Sportvereine SGM, BTSC, Sportfreunde und FCM in der Lage, Sportangebote für die Ogata zu stemmen, doch seien auch Anbietergemeinschaften denkbar: "Warum sollen zum Beispiel die Tennisvereine nicht ein Ogata-Projekt gemeinsam organisieren?"

Abgeguckt haben sich die Monheimer das Kooperationsmodell von Langenfeld: "Wir hatten es schon länger ins Auge gefasst. Jetzt, da es die Monheimer Haushaltslage erlaubt, können wir es auch in die Tat umsetzen", sagt Göbel. Ute Piegeler, Schul- und Sportamtsleiterin in Langenfeld, kann die Nachbarn nur ermuntern, diesen Weg zu gehen: "Das klappt wunderbar bei uns. Wir haben an unseren elf Ogata-Standorten inzwischen 67 Sportangebote pro Woche, darunter auch Disziplinen wie Inline-Skaten, Karate oder Reitsport." Was in der jeweiligen Ganztagsschule angeboten werde, hänge oft von der örtlichen Nähe einer entsprechenden Sportstätte ab: "So gibt es am Standort Fahlerweg, in Nachbarschaft der Judohalle, einmal pro Woche Judo", berichtet Piegeler. Die Übungsleiter erhalten – so ist es auch in Monheim vorgesehen – einen einheitlichen Stundensatz: "Dann gibt es von vornherein keine Gerede nach dem Motto: Der Verein bekommt aber mehr als unserer." Das Budget für den Ogata-Sport in Langenfeld beträgt 63 000 Euro jährlich. "Damit sind wir qualitativ wie quantitativ breit aufgestellt", findet Piegeler.

Auch in Monheim ist eine Aufstockung nach den ersten beiden Jahren möglich. "Zunächst aber wollen wir beobachten, wie die Zusammenarbeit anläuft", sagt Amtsleiter Heimann. Wie es nach der Pilotphase weitergeht, wird – neben deren Ergebnissen – auch von der künftigen Haushaltslage abhängen.

(RP)
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