Langenfeld Mit Reifen-Spikes durch den Winter radeln

Langenfeld · Weißgepuderte Straßen – das bringt manchen Radfahrer ins Schlingern – und sei es nur gedanklich. Mehr Halt und Sicherheit bei Schnee- und Eisglätte versprechen Winterreifen mit kleinen Metallstiften.

Es war im schneereichen Winter vor zwei Jahren. "Gleich mehrere Kunden kamen in unseren Laden und erkundigten sich nach Winterreifen für Fahrräder", erzählt Händler Gerd Heedel aus Richrath. Damals dachte der 69-Jährige nach eigenen Worten noch, die Leute hätten sich in der Werkstatt verirrt und eigentlich ihr Auto umrüsten wollen. Inzwischen hat Heedel Fahrradreifen mit Spikes im Angebot: "Sobald Flocken vom Himmel fallen, werden die Winterreifen nachgefragt und unser Vorrat schmilzt wie Schnee in der Sonne."

Wie der gestrige Tag wieder einmal bewiesen hat, bedarf es jedoch in rheinischen Breiten noch nicht mal strahlenden Sonnenscheins, damit die weiße Auflage von den Straßen schnell wieder verschwindet. Sind bei einem so unzuverlässigem Gast wie dem heimischen Frost Winterreifen überhaupt ratsam? "Diese Entscheidung überlasse ich dem Kunden", sagt Heedel. "Die Reifen mit Spikes bieten auf jeden Fall einen besseren Halt. Und für das Fahren, etwa in Sachen Rollwiderstand, ergeben sich keine Nachteile, auch nicht auf Straßen ohne Eis- oder Schneeglätte."

Gleichwohl empfiehlt der Fachmann, Winterreifen erst aufzuziehen, "wenn's akut wird". Eine dem Auto vergleichbare Regel – etwa "von O bis O, Oktober bis Ostern" – wäre angesichts hiesiger Durchschnittswinter und Radfahrgewohnheiten übertrieben, sagt Heedel. Einmal auf den Felgen, könnten die gespikten Mäntel aber ruhig bis zum voraussichtlichen Ende der "Schneesaison" draufbleiben. Oder man leiste sich ein Zweitrad mit Winterreifen, das man dann bei Bedarf aus der Garage oder dem Keller holt.

Heedel hat zwei verschiedene Winterreifen-Modelle im Angebot: eines mit 100 und eines mit 200 Spikes. "Letzteres gibt besonders in engen Kurvenlagen und bei heftigen Bremsmanövern noch besseren Halt", erklärt der Zweiradmechaniker. Für das 100er-Modell zahlt man bei ihm zehn Euro mehr als für den vergleichbaren Reifen ohne Spikes, für das 200er-Modell 20 Euro mehr. Der höhere Preis und das auf Dauer störende Laufgeräusch auf schneeloser Straße sind nach seinen Angaben die einzigen Nachteile der Winterpneus. Die Spikes sehen aus wie Hütchen, sind nicht spitz, sondern zylinderförmig. Ihr Einsatz ist bei Fahrrädern – anders als bei Autos – gesetzlich kein Problem. Nur bei schnellen E-Bikes, die als Kraftfahrzeuge gelten, sind die Metallstifte verboten. "Gehen welche verloren, kann man sie umstandslos ersetzen – dafür gibt es ein Werkzeug-Set mit 50 Ersatzspikes", sagt Heedel.

Ihr Fahrrad gerade im Winter öfter in Augenschein nehmen sollten aber auch Radfahrer, deren Gefährt keinen konkreten Ausbesserungsbedarf hat, ob am Reifen oder anderswo, rät der Experte: "Besonders Streusalz und Straßendreck setzen den Fahrrädern extrem zu." So könne bei einer verrosteten Kette mehr kaputtgehen als diese selbst: "Wenn die Zahnräder brechen, kann das teuer werden." Wichtig sei deshalb: Regelmäßig einölen! "Mit Öl sollte man nicht sparen." Am besten, man sprühe sein geputztes Rad komplett mit einem Korrosionsschutzmittel auf Terpentinölbasis ein. Für den Reifen – ob mit Spikes oder ohne – empfiehlt Heedel spezielle Gummipflegemittel: "Dann bleibt das Material geschmeidig."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort