Langenfeld Pfarrhaus für nen Euro kaufen

Langenfeld · Die 14-Zimmer-Villa neben der Reusrather Kirche St. Barbara ist auf dem Immobilienmarkt mit Erbbaurechtpacht des Grundstücks zu erwerben. Auf den künftigen Eigentümer kommen erhebliche Sanierungskosten zu.

Eine schmucke Villa mit 14 Zimmern, die zum Kaufpreis von einem Euro erhältlich ist? Was wie ein Scherz klingt, ist tatsächlich zurzeit auf dem Langenfelder Immobilienmarkt im Angebot.

Und es handelt sich nicht um irgendein Gebäude: Das ehemalige Pfarrhaus neben der katholischen Kirche St. Barbara sucht einen neuen Eigentümer. Wie Stadtdechant Dr. Jürgen Rentrop im Gespräch erläuterte, zwingen finanzielle Gründe zum Verkauf der genau 100 Jahre alten und stark renovierungsbedürftigen Villa, die seit der Pensionierung von Pfarrer Joseph Limbach im Mai 2009 nicht mehr bewohnt war.

Rentrop: "Wir wollen einen neuen Eigentümer finden, der das Gebäude wieder in Schuss bringt." Das 855 Quadratmeter große Grundstück werde über Erbbaurecht für 9080 Euro jährlich verpachtet und bleibe im Eigentum der katholischen Kirche.

"Wir hatten in der Vergangenheit verschiedene Möglichkeiten diskutiert, die aber an den zu erwartenden Renovierungskosten scheiterten", fuhr Rentrop fort. Mit Rücksicht auf Limbach ("Der sollte ja nicht auf einer Baustelle wohnen") seien vor dessen Auszug eigentlich notwendige Erneuerungen von Strom- und Wasserleitungen oder auch Fenstern unterblieben.

Nunmehr werde für eine Renovierung ein Betrag fällig, den die Kölner Erzdiözese nicht zu zahlen bereit sei. "Der Einzug eines Pastors oder Subsidiars, aber auch eine Vermietung an Privatleute wäre dann ein reines Zuschussgeschäft gewesen."

Auf rund 400 000 Euro schätzt Guido Boes die Kosten für den Sanierungsbedarf. Der Vorsitzende des kirchengemeindlichen Liegenschaftsausschusses ist nach eigenen Worten als einziger Makler mit dem Verkauf der Villa beauftragt, die rund 284 Quadratmeter Wohnfläche haben soll. Zwar stehe das 1911 errichtete Pfarrhaus nicht unter Denkmalschutz, doch verpflichte sich der Erwerber per Kaufvertrag dazu, nichts abzureißen.

In Anbetracht des besonderen Charmes wäre dies auch ein Frevel: Alte Holztüren, ein stilvolles Treppenhaus, 3,50 Meter hohe Deckenhöhen, bleiverglaste Fenster, Schiebetüren und Madonnenfiguren lassen eine Nutzung als repräsentative Wohnung oder Firmensitz zu. Viele gewerbliche Zwecke seien denkbar, so Rentrop, "sofern diese nicht Zielen der katholischen Kirche entgegenstehen.

Eine Kanzlei, eine Praxis oder ein Beratungsbüro wären gleichermaßen möglich. Natürlich darf der künftige Eigentümer direkt neben der Kirche nichts gegen Glockengeläut haben."

Da die Reusrather Pfarrerstelle nach Limbachs Ausscheiden nicht neu besetzt wurde und die Arbeit an St. Barbara auf Pfarrer der katholischen Gesamtgemeinde sowie die Reusrather Gemeindereferentin Barbara Wortberg mit Büro im Barbaraheim verteilt wurde, besteht kein eigener Bedarf mehr.

Nach Angaben von Boes läuft die Zukunft des alten Pfarrhauses indes eher auf Wohnnutzung heraus. "Es gibt schon einige Interessenten, die sich regelrecht in diese Immobilie verliebt haben."

(RP)
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