Langenfeld/Monheim Rauchverbot: Wirte verwirrt

Langenfeld/Monheim · Das Aus für die florierenden Raucherclubs stellt Wirte und Rathäuser vor Probleme. Doch anders als in Düsseldorf und Köln haben die Behörden die Gangart vor Ort noch nicht verschärft. Sie setzen auf "Aufklärung" und "Augenmaß".

 Die "Kleine Kneipe" in Baumberg (hier Im Jahr 2008) ist Raucherkneipe und darf es auch nach dem jüngsten Urteil aus Münster bleiben, weil der Schankraum kleiner als 75 Quadratmeter ist.

Die "Kleine Kneipe" in Baumberg (hier Im Jahr 2008) ist Raucherkneipe und darf es auch nach dem jüngsten Urteil aus Münster bleiben, weil der Schankraum kleiner als 75 Quadratmeter ist.

Foto: Matzerath

Das faktische Verbot von Raucherclubs – Folge eines kürzlich verkündeten Spruchs des Oberverwaltungsgerichts in Münster – sorgt bei den Wirten in Langenfeld und Monheim für Irritationen. "Es hatte sich doch bestens eingespielt. Warum gibt es immer wieder neue Verschärfungen und Änderungen. Wir wissen gar nicht mehr, worauf wir uns am Ende noch einstellen sollen", sagt Christa Deutz, Pächterin der Kultkneipe Spielmann in der Monheimer Altstadt. Und auch Bernhard Firneburg vom Pfannenhof (er verfügt über einen separaten Raucherbereich) mahnt "einheitliche und vor allem dauerhafte Regelungen" an. "Dabei rede ich nicht einem totalen Rauchverbot, wie es in anderen Bundesländern oder teilweise im Ausland umgesetzt wurde, das Wort." Ein solch radikaler Schnitt würde seiner Einschätzung nach manche Kollegen die Existenz kosten. "Was ich aber fordere, ist ein Ende der Eiertänze und mehr Rechtssicherheit."

 Auch der Pfannenhof (hier 2007) kann gelassen bleiben: Er verfügt seit längerem über getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche.

Auch der Pfannenhof (hier 2007) kann gelassen bleiben: Er verfügt seit längerem über getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche.

Foto: rm-

Ende der rheinischen Lösung

Das Problem der Wirte: Bis zum Frühjahr existierte – vor allem rund um die beiden Metropolen Düsseldorf und Köln – eine Art rheinische Lösung. Motto: Leben und leben lassen. Konkret bedeutete das: Nicht nur kleine Einraum-Kneipen (bis 75 Quadratmeter) und Gaststätten mit abgetrenntem Raucherraum bildeten Nischen für den schwer ins Abseits geratenen blauen Dunst, sondern zusätzlich all jene Kneipen, die sich kurzerhand zum "Raucherclub" erklärten. Dabei wurde das Gesetz eher lässig gehandhabt: Mal gab's Mitgliedslisten, mal keine, mal hing ein Schild an der Außentür, mal nicht. Seit dem Entscheid aus Münster sieht das anders aus. Ein Raucherclub darf sich ausschließlich dem Zweck des Tabakkonsums widmen und nicht de-facto eine ganz normale Gaststätte sein.

In der Düsseldorfer und Kölner Altstadt führte das prompt zu einer verschärften Gangart der Ordnungsbehörden. Nach einer Informationsphase mit Flyern wurden vermehrt Bußgelder verhängt. Rein theoretisch denkbar: Strafen von bis zu 2000 Euro für einen Wirt sowie zwischen 25 und 50 Euro für den verbotenerweise Paffenden.

Für Langenfelds Ordnungsamtschef Christian Benzrath lautet die Parole dagegen auch nach dem Spruch aus Münster "Augenmaß". Für eine wirklich konsequente und flächendeckende Ahndung enthalte das NRW-Nichtraucherschutzgesetz einfach zu viele Ausnahmen. Karneval, Traditionsveranstaltungen, Familienfeiern, unklare Regelungen zur Begehbarkeit von Sanitäranlagen: All das erschwere die Ahndung von Verstößen. "Deshalb beschränken wir uns überwiegend darauf, auf konkrete Bürgerbeschwerden zu reagieren."

Ganz ähnlich sieht es in Monheim aus. "Wir machen ab und an Stichproben und reagieren auf Beschwerden von Bürgern, Bußgelder haben wir bis dato so gut wie keine verhängt", sagt Marion Warden. Die Leiterin des Bereichs Ordnung und Soziales setzt weiterhin auf Aufklärung. "Die Wirte verstehen solche Hinweise und reagieren in aller Regel entsprechend."

Luftdicht abgetrennt

Doch denen bereitet das jüngste Verbot der halboffiziellen "Raucherclubs" Kopfzerbrechen. Nicht wenige Gastronomen müssten umbauen, um einen luftdicht abgetrennten Raucherraum anbieten zu können. Bei zwei Gastzimmern muss dies zwangsläufig das kleinere von beiden sein. Doch oft ist es ausgerechnet der (größere) Thekenraum, den viele Wirte für Raucher offen halten wollen.

Und ein solcher Umbau kostet Geld. Das wollen aber nur die wenigsten Gastronomen in die Hand nehmen. Wirt Firneburg: "Eine solche Investitionen können die meisten Kollegen in Zeiten wie diesen kaum noch erwirtschaften. Außerdem weiß heute niemand, ob es nicht in zwei, drei Jahren ein deutschland- oder gar europaweites Total-Verbot für das Rauchen in Kneipen gibt."

(RP)
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