Langenfeld Rückepferd räumt den Wald auf

Düsseldorf · langenfeld/monheim/hilden Plautus ist der Held des Tages: Bei rund drei Grad Lufttemperatur und blauem Himmel zieht er auf Kommando seines Herrn Patrik Thomas, Forst-Ingenieur aus dem Badischen, große Baumstämme im Wald an der Hilden/Langenfelder Stadtgrenze. Später können dort Transportmaschinen das Gehölz abholen. Innerhalb von drei Tagen absolvierte das gutmütige rheinisch-deutsche Kaltblut gehorsam seinen sechsstündigen Arbeitstag. Rund 300 Birken werden derzeit in dem Gebiet geschlagen und mit Plautus' Hilfe durch den so genannten Bruchwald gezogen.

Plautus ist ein "Rückepferd", das Waldarbeiten erledigt, für die man keine Maschinen einsetzen kann, weil das Gelände zu feucht oder unzugänglich ist. Sein Einsatz schont den Boden, und seltene Pflanzen bleiben ohne Schaden. Doch warum werden in dem beliebten Naherholungsgebiet Birken gefällt? Elke Löpke, Leiterin der Baumberger Biologischen Station Haus Bürgel, Forstwirt Ralf Badkeund Johanna Dahlmann als Projektleiterin erklären den Zweck der Aktion: Es gelte, die Kultur-Landschaft der Hildener Heide zu bewahren. Wenn der Wald zu dicht werde, verschwinde die Heidelandschaft aus unserer Umgebung. Und mit ihr seltene Pflanzen wie der fleischfressende Sonnentau, die Moorlilie oder der Lungen-Enzian, die alle unter Naturschutz stehen und extrem selten sind. Auch Tiere wie die Sumpfschrecke oder gar der Baumpieper könnten nur in der Heidelandschaft leben.

Dabei ist diese Heide keine natürliche Landschaft. Sie entstand vor rund 200 Jahren, als der Wald zur Gewinnung von Brennmaterial abgeholzt wurde. Das Laub wurde "abgeplaggt", das heißt, es wurde zusammengerecht und als Streu verwendet. Heidekraut siedelte sich an und wurde Grundlage für Schafhaltung. Doch sobald eine Heidelandschaft nicht mehr bewirtschaftet wird, nehmen Bäume wieder überhand, und die Heide verschwindet. Selbst 80 Jahre nachdem das letzte Heidekrautpflänzchen geblüht hat, können seine Samen noch keimen, vorausgesetzt, der Wald wird wieder gerodet und das Licht erreicht den im Bergischen Land von Natur aus vorhandenen Sandboden, den diese Pflanzen brauchen. Dann dauert es nicht lange, und die Heide blüht wieder.

(RP)
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