Langenfeld Streit um Helikopter an der Dückeburg

Langenfeld · Protest in Reusrath: Control-Expert-Chef Gerhard Witte hat einen Platz für einen Firmen-Hubschrauber beantragt.

 Mit der Ruhe an der Dückeburg werde es vorbei sein, wenn dort regelmäßig Hubschrauber starten und landen, befürchten einige Reusrather.

Mit der Ruhe an der Dückeburg werde es vorbei sein, wenn dort regelmäßig Hubschrauber starten und landen, befürchten einige Reusrather.

Foto: Matzerath, Ralph

Wenn Reusrather über sich einen Hubschrauber erblicken, dann schwant ihnen nichts Gutes: Es könnte ja schließlich sein, wie schon geschehen, dass aus der nahen LVR-Klinik ein psychisch kranker Straftäter entwichen ist und aus der Vogelperspektive gesucht wird.

Doch Anwohner und Spaziergänger müssen sich darauf einstellen, dass künftig öfter ein Helikopter in Sicht- und Hörweite aufsteigt. Denn auf dem Grundstück der Dückeburg ist ein Sonderflugplatz für Hubschrauber geplant.

Dieses Vorhaben sei für einen dauerhaften Verbleib seines Unternehmens Control Expert in Langenfeld dringend notwendig, sagt Firmengründer Gerhard Witte (59), der seit drei Jahren auf der historischen Hofanlage inmitten der Reusrather Felder wohnt. Derweil regt sich im Ortsteil Widerstand.

"Ich habe bei der Bezirksregierung bereits protestiert", berichtet Anwohner Günter Striewe mit Blick auf die im städtischen Amtsblatt angekündigte Offenlage der Planunterlagen ab dem 24. Juni. "Der Antragsteller hat sich diese alte Burg ausgesucht, um selbst einen ruhigen Wohnsitz zu haben. Da empfinde ich es als ziemliche Zumutung an die Nachbarschaft, jetzt dort einen Hubschrauber-Landeplatz zu errichten, damit er von seinem Wohnsitz schnell überall hinkommen kann."

Die schnelle Erreichbarkeit der Großkunden in ganz Deutschland sei aber für Control Expert äußerst wichtig, sagt Witte. Mit mehr als 250 Festangestellten gehört die auf elektronische Auftragsdaten-Verarbeitung von großen Versicherungs- und Autokonzernen spezialisierte Firma an der Hans-Böckler-Straße zu den größten Arbeitgebern Langenfelds.

"Im Fall des Falles müssen wir vertragsgemäß ganz schnell bei unseren Kunden sein." Ein firmeneigenes Flugzeug stehe in Mönchengladbach, doch auf dem Weg dorthin verstreiche Zeit. Ein Hubschrauber-Platz an der Dückeburg könne dieses Problem lösen. "Ich werde immer wieder darauf angesprochen, Control-Expert nach Berlin oder München zu verlegen, aber wir wollen den Standort Langenfeld unbedingt erhalten", sagt Witte, der auch Vorsitzender des Industrievereins Langenfeld ist.

18 Jahre lang hatte Control Expert in der Nähe des Firmensitzes bereits an der Raiffeisenstraße einen Hubschrauber im Einsatz. Witte: "Es gab dort nicht eine einzige Beschwerde von Anliegern!" Doch weil ringsum neue Gewerbebauten entstanden, habe der Landeplatz nicht mehr sicher angeflogen werden können, so dass die Bezirksregierung die Genehmigung nicht mehr verlängert habe.

Diese Erlaubnis möchte der 59-Jährige nunmehr für das Reusrather Grundstück mit der Dückeburg bekommen. Dass sich hiergegen mit der angekündigten Offenlage Widerstand regt, kommt für ihn nicht unerwartet. "Aber ich möchte lieber jetzt eine solche Diskussion führen, als mir hinterher Ärger einzuhandeln."

Anwohner Striewe, der jahrelang die FDP im Verkehrsausschuss vertrat, hat diese Diskussion eröffnet: "Wenn Herr Witte glaubt, einen Hubschrauber einsetzen zu müssen, weil ihm die Wege mit Boden gebundenen Verkehrsmitteln zu zeitraubend sind, muss er sich eben einen Standort in unmittelbarer Nachbarschaft eines Flugplatzes suchen."

Im Langenfelder Rathaus hält Referatsleiter Stephan Anhalt den Aktenordner in Händen, der ab kommendem Montag bis zum 23. Juli im Rathaus-Raum 287 einzusehen ist und zu dem bis 6. August Anregungen oder Bedenken möglich sind. Auch die Stadtverwaltung muss sich äußern. "Die Federführung liegt bei der Bezirksregierung. Wir tragen gerade unsere Informationen für eine eigene Stellungnahme zusammen. Wie sie ausfallen wird, können wir noch nicht sagen."

Nach Wittes Angaben liegen mit dem Antrag bereits Gutachten zum erwarteten Lärm, zur Umweltverträglichkeit und zum Artenschutz vor. "Nur wenn die hierzu offenen Fragen vorab von Gutachtern geklärt sind, geht die Bezirksregierung ja überhaupt in die Öffentlichkeit." Witte versichert, dass bei etwa zwei bis drei pro Woche geplanten Helikopter-Flügen die Reusrather nicht belästigt würden. "Es ist nicht vorgesehen, dass firmenfremde Hubschrauber dort landen."

(RP/ila)
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