Meerbusch Adler in Afghanistan

Meerbusch · Der Nierster Bernd Wolters kümmert sich nach seinem Dienst als Polizeiausbilder in Mazar-e-Sharif um die Jungen und Mädchen eines Betriebskindergartens und spielt mit ihnen Fußball. Trikots und Bälle kommen aus Meerbusch.

Für Kinder in Deutschland ist das ganz normal: Es gibt Sportunterricht in der Schule und nachmittags wird auf den Sportplätzen gekickt und gedribbelt. In Afghanistan ist das eher selten. Die Jungen und Mädchen eines Betriebskindergartens in Mazar-e-Sharif gehören zu den wenigen glücklichen des Landes am Hindukusch, die Sport treiben können — dank des Niersters Bernd Wolters.

Der Polizeihauptkommissar arbeitet seit Anfang Oktober in Mazar-e-Shari für das "German Police Projekt Team". Seine Aufgabe ist es, in einer Akademie, der Afghan National Police Academy, Studenten zu Polizisten auszubilden. Als der frühere Spieler des FC Adler Nierst und amtierende Jugendleiter des Vereins in seiner Freizeit den Drang nach Fußball verspürte, war die Idee schnell geboren. Unmittelbar neben seinem Büro befindet sich der Kindergarten, in dem die Jungen und Mädchen der Auszubildenden betreut werden. Beim ersten lockeren Kicken in der Mittagspause entdeckte der 46-Jährige bereits einige vielversprechende Talente.

"Auch ohne Fußballschuhe waren sie mit Feuereifer bei der Sache. Die Kinder spielten in Sandalen und Gummistiefeln", erzählt Wolters. Er machte sich in seiner Freizeit ehrenamtlich daran, die erste Bambini-Mannschaft Nord-Afghanistans aufzubauen. Glück hatte er, dass er einen fußballbegeisterten Dolmetscher fand, der bei allen Übungsstunden dabei ist und mitspielt. Die wichtigen Fußballbegriffe kann der Nierster bereits: "Abseits heißt Kharez az khat", sagt Wolters. "Das ist Dari, der meistgesprochene Dialekt Afghanistans."

Den Mangel an der Ausrüstung hat der Vater einer Tochter mittlerweile beheben können: Der FC Adler, SSV Strümp und TuS Gellep aus Krefeld spendierten aus ihrem Fundus 80 Paar Fußballschuhe und ausgesonderte Trikots mit Zubehör. "Leider ist es bisher noch nicht gelungen, einen ebenbürtigen Gegner zu finden", sagt Wolters und lacht. "Deshalb spielen wir im German Police Training Center ausschließlich gegen deutsche Polizeitrainer und Dolmetscher."

Wolters, der sich gerade im Heimaturlaub befindet, freut sich schon auf den Mai. Dann beginnt ein neuer Ausbildungskursus und es kommen neue Jungen und Mädchen in den Betriebskindergarten. Vielleicht gelingt ja so der Aufbau einer zweiten Mannschaft.

Der Polizist selbst stammt aus einer fußballbegeisterten Familie. Vater Ludwig war Schiedsrichter und reiste zu den großen Turnieren wie Welt- und Europameisterschaft rund um den Globus, um die Nationalelf live zu sehen. Die Brüder Günther und Udo rannten selbst dem runden Leder hinterher und engagierten sich in der Rheingemeinde auch als Trainer und Betreuer.

(RP)
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