Meerbusch "Amprion handelt ohne Grundlage"

Meerbusch · Interview Oliver Krischer, Beiratsmitglied der Bundesnetzagentur

Amprion hat jetzt erklärt, der geplante Konverter für die Stromautobahn müsse in Osterath entstehen; vier andere geprüfte Standorte in der Region kämen nicht infrage.

Krischer Das habe ich auch mit großer Überraschung zur Kenntnis genommen. Ich bin ich sehr verwundert, dass Amprion schon voll in die Planung eingestiegen ist. Dafür fehlt dem Unternehmen nämlich die gesetzliche Grundlage. Schließlich soll der Bundestag erst in einigen Monaten über den Bundesbedarfsplan abstimmen. Erst dann steht fest, ob die Stromautobahn durch Osterath führt. Amprion hat genau das gemacht, was wir immer schon als Problem wahrgenommen haben: Es hat den Leuten eine fertige Planung vor die Füße geworfen. Die Leute fühlen sich überfahren, denken, es sei alles schon entschieden. Das ist es aber nicht!

Aber die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr hoch, dass die Trasse durch Osterath kommt – und dann wird auch ein Konverter benötigt.

Krischer Es stimmt; die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass die Trasse von Emden nach Philippsburg mit einer hohen Priorität versehen wird. Aber wo der Konverter gebaut wird, das wird nicht Amprion alleine entscheiden.

In Meerbusch ist die Sorge groß, dass nach Verabschiedung des Gesetzes bereits Fakten geschaffen sind und der Konverter nicht mehr verhindert werden kann. Denn der Knotenpunkt Osterath ist ja ausdrücklich im Bundesbedarfsplan erwähnt.

Kricher Im Plan steht zwar Knotenpunkt Osterath, das aber nur, weil sich hier das Umspannwerk befindet. Es dient lediglich der Bezeichnung der geplanten Trasse. Noch einmal: Das bedeutet nicht, dass der Konverter auch in Osterath gebaut werden muss.

Da behauptet Amprion aber anderes...

Kricher Wer mit dem Kopf gegen die Wand rennt, wird im Regelfall feststellen, dass nicht die Wand Schaden nimmt, sondern der Kopf. Allein aus der Tatsache, dass Amprion nach eigenem Bekunden bereits mehrere Standorte geprüft hat, geht ja hervor, dass es durchaus Alternativen gibt. Die müssen im weiteren Verfahren genau untersucht werden. Erst dann wird entschieden.

Ihr Kollege Ansgar Heveling von der CDU hat den Bundesumweltminister aufgefordert, Osterath als möglichen Standort auszuschließen. Hier sei durch das Vorgehen von Amprion keine Planung im Einvernehmen mit den Bürgern mehr möglich...

Kricher Aus der lokalen Sicht ist das Vorgehen des Meerbuscher Bundestagsabgeordneten nachvollziehbar. So weit möchte ich nicht gehen. Es wäre den anderen Standorten gegenüber nicht fair, Osterath von vornherein auszuschließen.

Martin Röse stellte die Fragen.

(RP)
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